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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Haaf, Susanne [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 15): Schriften zur Reichsreligionspolitik der Jahre 1545/1546 — Gütersloh, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30652#0021
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Nr. i
Gutachten der Straßburger Theologen zur Rekusation
des Trienter Konzils
[zwischen dem 23. März und dem 30. Mai] 1545

Einleitung
1. Entstehung
Wie sehr sich Karl V. dem alten Glauben verpflichtet fühlte, zeigte sich für die Prote-
stanten in der ersten Hälfte des Jahres 1545 auf vielerlei Weise. Bereits 1544 waren
kaiserliche Mandate ergangen, in welchen die Rücknahme sämtlicher im Erzbistum
Köln unternommener Reformen veranlaßt wurde.1 Der Kaiser hatte sich im Streit
um die Kölner Reformation deutlich gegen den reformorientierten Erzbischof Her-
mann von Wied positioniert und setzte diese Politik auch 1545 fort.2 Darüber hin-
aus erklärte Karl V. die Ende 1544 auf seinen Wunsch abgefaßten 32 Glaubensartikel
der Löwener Theologen per Dekret vom 14. März 1545 für die Geistlichkeit in sei-
nen Erblanden für verbindlich.3 Sogar die Befürchtungen der Protestanten, daß der
französische König Franz L und Kaiser Karl V. im Friedensvertrag von Crepy ge-
heime Ubereinkünfte hinsichtlich der Religionsfrage getroffen hätten, erwies sich
als nicht unberechtigt.4 Franz I. mußte in einer Geheimklausel gegenüber Karl V.
die Unterstützung des Konzils zusagen, welches bald darauf durch Papst Paul III.
mit der Bulle >Laetare Jerusalem< zum 15. März 1545 nach Trient einberufen
wurde.5 Gerüchte über eine tatsächliche Eröffnung des Konzils gingen zudem seit
dem Februar 1545 um.6 Insbesondere das Engagement des Kaisers für das päpstli-
che Konzil mußte jedoch die Protestanten beunruhigen. Denn im Falle, daß Karl V.
die Trienter Kirchenversammlung als das allgemeine, freie, christliche Konzil in
deutschen Landen anerkannte, welches seit dem 2. Nürnberger Reichstag 1523 ge-
fordert worden war,7 geriet der allgemeine Friedstand in Gefahr, welcher den Pro-

1. Vgl. Schlüter, Flug- und Streitschriften, S.31 und 34 sowie Katalog-Nr. 70 und 97; Kannen-
giesser, Reichstag, S. 30 h
2. Zum Kölner Reformationsversuch s. unten S. 157 Anm. 2.
3. S. unten S. 41; vgl. Kannengiesser, Reichstag, S. 42. Die Ratifizierung der Löwener Artikel be-
trachtete man auch kathohscherseits als Zeichen für die altgläubige Gesinnung des Kaisers; vgl. Lnt-
tenherger, Glaubensemheit, S. 301.
4. Vgl. Kannengiesser, Reichstag, S.33.
5. Vgl. DRTA.JR 16,1, S. 61 ;Jedin I, S. 401-403; Vogel, Religionsgespräch, S. 131; Liittenberger,
Glaubenseinheit, S.293f., 316.
6. Vgl. etwa Kannengiesser, Reichstag, S. 32h; PC 3, Nr. 531, S. 564.
7. S. dazu unten S. 225 Anm. 6.
 
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