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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Haaf, Susanne [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 15): Schriften zur Reichsreligionspolitik der Jahre 1545/1546 — Gütersloh, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30652#0100
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2. DER NEWE GLAUB

I Kiijb I So leeren dise Doctoren, man musse allen verstand der heiligen
Schrifft erstlich bei jnen vnd entlich bei dem Papst suchen, da doch niemand
auff erden der Schrifft grewlicher in allem zuwider lebt vnd Tyrannisiert dann
jr Papst mit den seinen.
Zum dritten will der Herre, das alle Schrifft dahin verstanden vnd ausgelegt
werde, das wir in seinem namen ware rew vnd verzeihung der sünden beko-
men1 vnnd vns jm inn warem glauben gentzlich ergeben.
Dagegen erheben dise Doctoren mit jrem Papst das menschlich gnügthun
mit jren Messen vnd Ceremonien so hoch vnd vertrosten die leüt des so vil,
das sie warer rew vnd leid jrer sünden vnd also auch des waren Glaubens an
vnseren Herren Christum wenig nachfragen.
Zum vierden, So hat der Herre gebotten, das alle seelen den Oberkeiten,
so das schwert tragen,2 vnd alle Christen dem gericht der Kirchen vnder-
worffen seien.
Dise Doctoren aber haben sich vnd jren Papst allem gericht vnd aller straff
nit allein der Ordenlichen Oberkeiten, sonder auch der Concilien vnd gant-
zer Kirchen Christi entzogen. Dann den Papst niemand auff erden, wie sie sa-
gen, vnd sie niemand dann der Papst zurichten habe. Der selbige richtet sie
aber also, das sie bei aller jrer Simonei, Kirchen raub vnd Onzucht wol blei-
ben mogen3, ob sie jme gleich ein theil des Kirchenc raubs vmb dise Jndul-
gentz geben müssen.
Derhalben zum hochsten von noten ist, das wir vns zum Herren mit hoch-
stem ernst keren vnd on vn- I Kiiija I derlaß betten vnd flehen, das er durch
den Geist seines munds dis ausserst Widerchristenthumb, wie er herrlich an-
gefangen, wolle zerstoren Vnd seine armen zerstrewte schaflin selb zü sich
versamlen vnd weiden. Wolle geben seinen dieneren, vnsern Obristen heübte-
ren, das sie, wie doch alle recht Gottselige Keiser vnd Konig je vnd je gethan
im Alten vnd Newen Testament, sich der Religion zum vordristen vnd ernst-
lichstend annemen, das Büch Gottlichs gesatzes auch selb lesen vnd erwegen
vnd aus dem selbigen lernen vnd erkennen, wie den so gar verlassnen vnd zer-
storten Kirchen durch sie moge vnd solle geholffen werden, Damit wir vns zü
jm, vnserem einigen Herren vnd Heiland Christo, gentzlich bekeren vnd in
jm vereinbaren4, ehe vnser so vbel zertrennet Reich gar einfalle vnd vertilget
werde.
Alles, so wir hie wider die Louischen Articul einbracht, enbieten wir vns,
vor jeder Christlichen, rechtmessigen verhore mit Gottlicher Schrifft, Cano-
nibus, der heiligen Vatter zeügnus vnd der Christlichen Keiser gesetzen zü er-
c) fehlt m B.
d) ernstlichen: C.
1. Vgl.Lk 24,45-47.
2. Vgl. Röm 13,1.4.
3. können; dürfen.
4. (geistig) vereinigen; verbinden. Grimm 25 (= XII,1), Sp.274.
 
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