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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Haaf, Susanne [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 15): Schriften zur Reichsreligionspolitik der Jahre 1545/1546 — Gütersloh, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30652#0267
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4- ZWEI DECRET DES TRIENTISCHEN CONCILI

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die h[eilige] 0 Muter der kirchen bishar gehalten hat vnd noch
haltet (Deren dann allein zustehet zü vrtheilen von dem rechten
verstand vnd auslegung der h[eiligen] Schrifft) Oder auch wider
den einhelligen5, gleichen verstand der Vatter darzü geben. So
aber etwas solchs zü einicher2 zeit wurde erreget vnd an tag
kommen, sollen, die disem Decret entgegen kommen3, durch
die ordenlichen Bischoue declariert vnd gepurlicher straffen wi-
derworffen werden.
Es will auch das Consilium11 den Büchdruckern hierinn als
dann billich ein mas stellen, welche ietzunden one maß (als die
da meinen, jnen gezimme, was sie gelustet) die bücher der h[eili-
gen] Schrifft one erlaubnüs der geistlichen Oberen, Des gleichen
die verzeichnungen4 vnd auslegungen über die selbigen one vn-
I Bjb I derscheid, offt ongemeldet, offt erlogen des orts, da sie ge-
druckt werden, Vnnd, das noch schwerer ist, one benamsung des
Dichters, trucken vnd anderswo gedruckt on bedencken feil ha-
ben. Darumb so erkennet5 das h[eilige] Concilium vnd setzet,
das fürhin die h[eilige] Schrifft, fürnemlich aber die alte gemein71
Dolmetschung, auffs aller geflisnest vnd reinist getruckt werde.
Es solle auch niemand gepüren zü drucken oder drucken zü
lassen einige bücher von geistlichen dingen one den Namen des
Schreibers, noch solche verkauffen oder bei sich halten, sie seien
dann züvor von den e ordenlichen Bischouen examiniert vnd für
güt erkenet, Vnd das bei straff der vermaledeiung6 vnd des gelts,
so im Canone des Letsten Lateranensis Concilii erkant ist7.
Vnd wa die, so bücher wolten lassen ausgohn, ordens leut we-
ren, sollen die über solich Examination vnd bewerung auch er-
laubnüs von jren Obren, nach dem die bücher besichtiget sind,
erlangen nach der maß jrer orden vnnd ordnung der selbigen.

0 Wer ist dise h[eilige] Muter? jr wolt
den Leien nit zu lassen, die h[eilige]
Schnfft zu lesen. so haben die gemei-
nen Pfaffen mit meßlesen, singen, fil
auch mit uberessen, vber trincken,
spielen vnd huren zu schaffen. Bi-
schoue vnd Cardinel iagen, kriegen,
sind an konigs houen oder mit weltli-
cher regierung behafftet?
Doctores, die disputieren, lauren auff
die feißten pfrunden. Vnnd ob ie-
mand die heil[ige] Schrifft wolte rein
herfur bringen, den verdammet jr für
ein ketzer zum galgen, fewr oder was-
ser. Vnd das ist kein wunder, dann
ewer leben das liecht der h[eiligen]
Schnfft mit nichten leiden noch dul-
den mage.1

K Das ist das best erwehlet.

0 Welche auslegung wirt aber bei di-
sen Bischouen, so jetz vor handen,
mogen für gut erkennet werden?
Vnnd was wollen solche vngeistliche,
ongelerte leut von der h[eiligen]
Schnfft vrtheilen?^

e) Drf.: einheilhgen: A; einhelhgen: B-G.
f) Concihum: B-G.
g) Punkt in C-G.

1. Vgl. Hi 24,16; Mt 15,5.
2. irgendeiner.
3. zuwiderhandeln.
4. Anmerkungen.
5. bestimmt.
6. des Kirchenbanns (anathematis).
7. Gemeint lst die Konstitution >Inter sollicitudines< der io. Sitzung des 5.
Laterankonzils (1512-1517) voni 4. Mai 1515; ed. COD 2, S. 632f. Darin
wurde die Bücherzensur durch kirchliche Würdenträger beschlossen bei
Strafe der Verbrennung solcher unrechtmäßig gedruckten Bücher sowie für
den Drucker der Zahlung von 100 Dukaten, eines einjährigen Berufsverbots
und der Exkommunikation; vgl. de la Brosse, Lateran V und Trient, S. 92—94.
 
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