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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Haaf, Susanne [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 15): Schriften zur Reichsreligionspolitik der Jahre 1545/1546 — Gütersloh, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30652#0446
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44^ 13. BRIEF BUCERS AN DIE DREIZEHN ZU STRASSBURG, 12. MÄRZ I 546
das das Euangelion vnd Christliche Reformation in Hun- I jd1’12V I geren vnder dem
Turcken teglich furtgoht,1 vnd Tomae Apostoli nechst2 3 verschinnenm3 hat der
Wascha zu Ofen4 gericht gehalten zwischen den Rahtheren vndn burgeren zu Rets-
heim5 - ist ein stetlin vnd ligt 4 meil vnder Ofen - Vnd einem reichen0, furnemen
papstler, der auch des Rahts da selbet gewesen vnd seine burger hart beclagt hat vnd
etlich hondert ducaten verschencket, das sie gestraffet wurden darumb, das sie ey-
gens gewalts die götzen auß irer kirchen gethon hatten. Vnd wiewol die Jtaliani-
schen Raeth des Wascha, die auch päpstler sind, die burger zu straffen gerahten, So
hat doch der Wascha entlich erkennet, man solte die götzen in die Thunawe6
werffen, werens heiligen, wurden sie in7 selb wol außhelffen8. Dan es hatten die
burger ire götzen vff einem wagen gon Ofen laßen furen, vff das sie bey den Tur-
cken, die nit götzen haben, desto meer abschewens gegen die götzen machten vnd sie
also abwendeten von straff irer handlung. Es ist auch gewiß vnd habens des konig
gesandten9 selb bezeuget, das man das Euangelion vnseren leuten zu Constanti-
nopel frey praediget vnd die Sacramenta recht reichet. I JTr/jr I
Also will Gott sein hfeiliges] wort vnder aller TyranneyP dieser welt doch herfur-
bringen. Weiter newer zeitung haben wyr hie nicht. Vnser herre Christus wolle
E[uer] g[nad]en sampt gmeiner Statt vnd kirchen gnediglich bewaren vnd segnen.
Amen.
Vnd was ich mich halten solle, wollen E[uer] g[nad]en myr zu verstohn geben;
wann wyr von hinnen10 sollen, haben vnß der Vitztumb zu Amberg11 vnd die re-

m) wohl korr. aus: verschnnen.
n) Schrf.: vn.
o) korr. aus: rechten.
p) korr. aus: Tyrannen.

1. Seit 1541 war ganz Zentralungarn osmanische Provinz; das Fürstentum Siebenbürgen blieb
formell selbständig, war jedoch ein türkischer Vasallenstaat. Das resthche Ungarn stand dagegen
unter habsburgischer Herrschaft. Wegen der Feindschaft mit Habsburg duldeten die Türken die
Ausbreitung des Protestantismus m Zentralungarn und Siebenbürgen.
2. jüngst. Grimm 13 (= VII), Sp. 133.
3. vergangen. Grimm 25 (= XII, 1), Sp. 1064. Gemeint ist also der 21. Dezember (Tag des Apo-
stels Thomas) 1545.
4. Ofen, das heutige Buda, war der Sitz des türkischen Paschas.
5. Raczkeny (Reitzenstadt), Vorstadt von Ofen. Juan Dfaz berichtet bereits in einem Brief vom
9. Februar an Kardinal Guillaume du Bellay über die Ereignisse m »Reitzkem«. Vgl. Pelayo, Histo-
ria: Apendice I, S.406; PC 4,1, S. 46 Anm. 10.
6. Donau.
7. sich.
8. heraushelfen.
9. Gemeint ist wohl besonders Georg Ilsung; vgl. Wolrad, Tagebuch, S. 329.
10. von hinnen: fort von hier. Grimm 10 (= IV,2), Sp. 1458.
11. Reichsfreiherr Franz II. Konrad von Sickingen. Er war Vicedominus, d. h. Stellvertreter des
Landesherren der Oberpfalz. S. oben S. 313 Anm. 1 f.
 
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