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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Haaf, Susanne [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 15): Schriften zur Reichsreligionspolitik der Jahre 1545/1546 — Gütersloh, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30652#0484
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16. BRIEF BUCERS AN LANDGRAF PHILIPP VON HESSEN

neben solichen sophisten zur handlung ziehen auch war gotsförchtige, dapfferec
vnd solche leut, denen an christlichem frid vnd wolfart Deudscher nation auch et-
was gelegen Vnd die nichs vmbs Papst willen oder eigen gesuch oder zanckgirigkeit
handlen.
Nun darzu, das dise gentzlich notwendige eigenschafft eines Christlichen,
Fruchtbaren Colloquii möchten erlanget werden, haben wir vnser abwesen von Re-
genspurg dienstlicher geachtet, dann vnser beysein. Dann ie wol zuvermuten, so wir
bei der hand weren vnd man fil inn der sachen wolte thun, das man allein die mehr-
gemelten beschwerlichen articul wurde vns nachgeben vnd also vnßf heissen im
Gesprech furtfaren, Welches wir dann auff vnser voriges erbieten nit wurden
dörffen abschlagen, vnsere Fursten vnd Oberen befolhen vns dann solichs, das sie
villicht auch nit gern thun wolten. Also müßten wir mit den ietzigen vnd vnder disen
Presidenten, die sich der sachen nichs beladen wollen, vergeblich zancken» vnd die
edle zeit vnd kosten doch vmb sunste verlieren. I 8^ I
So wir aber nit an der hand sind vnd vnsere Fursten vnd oberen bringen fur die be-
schwerden des Ketz gehaltnen^ Colloquii, wie wir dann jnen das vorbehalten ha-
ben, vnd halten an mit forderen einer rechten form vnd maß des Colloquii, so ist
mehr zu hoffen, das vnsere F[ürst]en vnd oberen ein solche form vnd maß eines ge-
sprechs erlangen werden, die der sachen dienstlich seie.
Sind aber dis die beschwerden des ietzigen1 Colloquii: Erstlich, das zum Obri-
sten presidenten geordnet worden ist, der ins Colloquium nit bewilliget, sich filmals
beclagt, das er der sachen nit verstendig seie vnd sich auch offt bezeuget hat, das er
sich diser Hendel mit nichten beladen wölle, Wie' er dann auch gethon.1
Desgleichen hat sich der ander President, der von Fürstenberg, auch beclaget Vnd
darzu, das er der sprachen, in deren man hat müssen handlen, nit verstendig seie.2
Weil dann Herren Julius Pflug, welcher hernaher zum Presidenten ist gesetzet

e) wohl korr. aus: dapffer.
f) von Bucer über der Zeile ergänzt und eingewiesen.
g) wobl Schrf.: zanck.
h )~h) von Bucer über der Zeile und am Rand ergänzt für gestr.: vorigen.
l) von Bucer über der Zeile ergänzt für gestr.: vorigen.
j) korr. aus: wie.

1. Moritz von Hutten batte wiederholt betont, er babe das Präsidentenamt mcht übernehmen
wollen. So geht es etwa aus dem Protokoll seines Gesprächs mit den protestantischen Teilnehmern
vom 14. Januar 1546 hervor: »Ep[iscopu]s: Non ambivisse se hanc presidenciam, sed diligenter de-
trectasse et adhuc detrectare, sed lmperatori debuisse et voluisse parere. Attamen se nihil habere
muneris, quam ut cum auditonbus audiat et fidehter curat omma conscribi atque mde fideliter refe-
rat Imperaton et statibus, qua m re lpsi auditores quoque se sint adiuturi [...]«, ThHStA Weimar,
EGA, Reg. H 663, Nr.203, fol. 1401'; vgl. auch oben S. 307,17-21. Auch im Rahmen der Gesprächs-
eröffnung ließen die Präsidenten durch den Kanzler Luchs deutlich hervorheben, daß sie lediglich
auf kaiserlichen Befehl hin lhr Amt übernommen hätten; s. oben S. 344,6—8; vgl. auch Vbge/, Reli-
gionsgespräch, S. 320.
2. Friedrich von Fürstenberg hatte von Beginn an betont, des Lateinischen mcht mächtig zu sein;
s. oben S. 317 Anm. 5.
 
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