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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0034
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DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549

ergeben, gnediglich uffnemen, erhören, unsere sünd verzeihen und uns endtlich58
helffen auß aller not, wiewol wir die verdienet haben.
Zum anderen müs dis vertrawen und dise Zuversicht zu Gott gentzlich und allein
stehn und berüwen uff unserem Herren Jesu Christo, uff seinem bitter leiden und
sterben59. Dann der vatter nit dann in dem nammen seines Sons will angeruffen sein, wie 5
der auch allein ist die versünung für unsere sünde60. Darumb im psalmen auch gesetzet
ist der name Jehova, dafür man Herre pflegt zu dolmetschen. Dann in disem namen
wurt uns Got in Christo, seinem ewigen wort, unserem Herren, durch den er alles
erschaffen hat, erhaltet und widerbringet, bedeutet, von welchem Jeremias geweissaget
hat xxiii [5.6]: Sihe, es kommen die tage, spricht der Herre, da ich will erwecken David 10
daz gerechte schoss; der wurt konig sein und klüglich regieren und würt gericht und
recht schaffen uff erden; in seinen tagen würt Juda geholffen werden und Israel getrost
und sicher wonen; und daz ist sein nam, damit sie in werden anruffen: Jehova, unser
gerechtigkeit.
Zum dritten müs dis anruffen wol von einem jeden Christen für sich täglich und on 15
underlas beschehen61; weil aber der Herre wille, das sich die seinen in höchster liebe
züsamenhalten, sich in seinem namen versamlen und sich des, darumb sie wollen
bitten, vergleichen62, So erfordret das war anruffen auch, das sich die gleubigen vor dem
herren versamlen und in gemeinlich anruffen. Und damit dasselbige desto ernstlicher
beschehe, solle allemal das wort Gottes dazü gelesen und geprediget und zü seinen 20
zeitten, wann nemlich gemeine not vorhanden, auch wares fasten und opffer gehalten
und die h. Sa- | B 2 a | crament empfangen werden. Also daz man sich zum Herren
gäntzlich bekere und den bund seiner gnaden ernewere und bestetige, wie wir die lehre
hievon haben Joelis i[i4] und ii[i2.i5f.] und das exempel im konig Asa, ii. Paralip
[omenorum] xv. [2 Chr 15,8-15] und im Jehosaphat, daselbet im xix. und xx. capitel 25
[19,4-10][20,3f.], im Esdra x[i-4-7—12], im Nehemia im viii. [1-3.6] und ix.
[1-3.30-33]. Von solchem gemeinen anruffen, wann das mit warer büs und ergebung in
Gottes willen geschieht, sagt der Herre Jesaie lviii [9]: Alsdann würstu rüffen, und ich
werde antworten. Du würst schreien, und ich werde sagen: Sihe, da bin ich.
Der psalm hat hie, wie an gar vilen orten, das wort »antworten« gebrauchet63, für 30
welchs die gemeinen dolmetschen fast alle das wort »erhören« setzen, wie auch der
h. geist mit disem wort »antworten« uns des erhörens hat wollen trösten. Noch ist
auch dises worts eigenschafft wol warzünemmen, dann der Herre uns damit sein erhö-
ren kundtthüt, das er uns durch sein wort und gnedige züsage in unsere hertz antwortet:
Bis64 getrost, dir sind deine sünd verzigen. Dein gebet ist erhöret. Der Herre will dir 35
helffen. Dir geschehe, wie du wilt65. Umb welche gnedige antwort die gemeinde Gottes
58. Am Ende.
59. Was der nammen Herre. [Marg.].
60. 1. Johan. 2 [2]. [Marg.].
61. Daz anruffen Gottes in der Gemein. [Marg.].
6z. Sich verständigen, einig werden über.
63. Was ist, das er sagt: und er hat mir geantwortet. [Marg.].
64. Sei.
65. Zusammengestellt aus: Mt 9,2; Lk 1,13; Mt 15,28.
 
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