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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0048
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DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549

Folget die Antwort uff das grewlich a
Schandgedicht 1 wider das h. Evangelion Christi und mich von dem entwichten 2 der
Colnischen Clerisei Vorfechter 3 , im und seiner Clerisei zu ewigen schänden, on sein
nammen fiirgegeben 4 .
| D ia | b WIe uns nun, lieben brüder b , dieser und so fil andere Psalmen, ja, die gantze 5
heilige Schrifft lehret, also müssen wir uns alle, die unseren Herren Jesum Christum
erkennen und bekennen, des getrosten, das der alte feind, Got und Fürst diser weit, der
ein lugner, lesterer und morder ist von anfang 5 , auch mechtig und thetig in allen, die
unser Herre Christus von seinem gewalt nit erlöset hat, uns mit allerlei lugen und
lesterungen gleichwol übe 6 und demütige durch alles sein gesinde 7 . Wir kondens je und 10
sollens auch nit besser haben dann unser haupt und Heiland Jesus Christus, der solich
teufelisch liegen und sehenden an im selb und allen seinen h. Propheten, Apostelen,
Märtyrern und wargleubigen auffs allerbitterist hatt erduldet und erstanden 8 , und das
umb unserer sünden willen.
Jedoch sollen wir dabei auch sehen, wie wir mit Gottes hilff und durch christlich 15
Verantwortung verhüten und abwenden, das die gaben Gottes an uns durch solchs liegen
und lesteren nit verschlagen 9 und verhindert und die einfeltigen nit verergert 10 werden.
Der Ursachen 11 hab ich mich c etliche fromme güte brüder und erbar leut dahin lassen
vermögen 12 , das ich doch etwas antwortet uff das warlich nit menschlich lesteren, das
ein Newer Vorfechter der verirrten Clerisei zu Collen, der sich doch nit nennen darff, 20

a) Die Überschrift des zweiten Teils ist auf sieben Zeilen in einem sich verjüngenden Satz ge
setzt, die erste Zeile (»Folget - grewlich«) in besonders großen Typen. Vgl. vorige Anm.
b) —b) Der Text von Teil 2 beginnt auf f. D ia mit einer großen, vier Zeilen bindenden Initiale W
und der in großen Typen gesetzten ersten Zeile (»Wie - brüder«).
c) syntaktische Konstruktion: Ich habe ... brüder und erbar leut (A. pl.) mich dazu bewegen
lassen.
1. Schmähschrift. - Zur Frage des Verfassers vgl. unten Anm. 13 und die Einleitung. Dort auch
der volle Titel der Schrift.
2. »entwichten«: Die Ableitung von »entwichen« = »entweichen« ist problematisch, weil es sich
dabei um ein starkes Verb handelt, dessen part. perf. »entwichen« heißen müßte. Die Herkunft von
»entwihen« = »entweihen«, schwaches Verb, ist wahrscheinlicher, ist aber theologisch schwer zu
verstehen, weil die Priesterweihe nach katholischer Lehre einen character indelebilis verleiht.
3. Wortführer, Vorkämpfer. Grimm 12,2, Sp. 103off.
4. Herausgegeben, zur Kenntnis gegeben. Grimm 12,2, Sp. 1072, Nr. 12,4. - Engelbrechts
Schrift war anonym erschienen, auch die Angabe von Drucker und Druckort (»Insel Utopia«)
fehlte. Vgl. Einleitung und Text in: CCath 31, 1974. (Zu »Utopia« dort S. 95, Anm. 287).
5. Vgl. Jo 8,44 (diese Stelle klingt mehrfach an).
6. Belange.
7. Gesellen, Knechte (als Gruppe). Lexer 1, Sp. 1914.
8. Erstanden, bestanden (durchgestanden). Lexer 1, Sp. 675.
9. Zerschlagen. Götze, S. 81: vergeudet; Lexer 1, Sp. 231 f.: verachtet.
10. Schlechter gemacht/zugrunde gerichtet (»arg« in der Bedeutung von »böse«).
11. Deswegen (der Grund liegt darin, daß ...). Götze, S. 221.
12. Dazu (durch Überredung) bestimmen lassen. Lexer 3, Sp. 182. - B. betont, daß er zu einer
Antwort auf die >Abconterfeytung< erst hat gedrängt werden müssen.
 
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