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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0088
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DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546—1549

sein will: Niemand soll sich wundern oder im Glauben kleinmütig werden angesichts
der schweren Trübsal der Zeit; es gibt etwas, mit dem man sich trösten und durch das
man sich stärken lassen kann. Das zeigt das als Motto vorangesetzte Psalmwort aus dem
119. Psalm (Vers 75 f.)6. Es entspricht dem seelsorgerlichen Charakter dieser Trost-
schrift, daß in ihr die Schriftstellen selten wörtlich zitiert werden, sondern überall zum
eigenen Lesen in der Bibel angeregt werden soll.
Der erste Teil führt aus, wie hart Gott mit seinem Volk Israel ins Gericht gegangen
ist, wenn es sich gegen ihn auflehnte und seinen Geboten nicht mehr gehorchen wollte.
Das gleiche gilt vom neuen Volke Gottes. Was der Herr der Kirche von ihr im Laufe der
Zeiten erwartet hat, das hat sie nicht erfüllt: Weder Kirche noch Obrigkeit waren sei-
nem Worte in rechter Weise gehorsam. Darum hat Gott sie mit harten Strafen heimge-
sucht.
Doch auch in den Kirchen des »lauteren Wortes«, in den Gemeinden unter dem
Evangelium, ist viel versäumt worden. In ihnen - davon spricht der zweite Teil des
Sendbriefes - herrschen Unordnung und Selbstsicherheit. Es fehlt ihnen eine biblische
Gemeindeordnung der Kirchenzucht und der Liebe. Damit mißachten auch sie Gottes
Willen und Gebot. Die jetzige »Trübsal«, die harte Anfechtung von außen und von
innen, ist Gottes Heimsuchung und Strafe für diese Schuld.
Aber Gott ist größer als unser Herz und unser Mut. Das führt der dritte Teil aus.
Gott steht auch jetzt noch zu seinem Wort. Er hält die Zusage von Vergebung, Gnade
und Liebe aufrecht. Die Gemeinde, die seine Stimme hört und ihr folgt, wird in aller
Anfechtung getröstet und erhalten werden, mag auch der Menschen Rat und Weisheit
oft genug keinen Ausweg mehr sehen.
Mit einem kurzen Wort zu den Angriffen gegen seine Person, wobei er auf seine
Schrift aus dem Vorjahre, den >CXX. Psalm<, verweist, schließt Bucer den >Sendbrief<
ab. Ein Gruß wort oder eine Unterschrift fehlen. Vielleicht standen sie in einem Begleit-
brief, der uns nicht mehr erhalten ist.
Druckbeschreibung
Sechzehn gezählte Blätter mit Lagenbezeichnung7 unter sparsamer Verwendung von
Initialen in gotischer Fraktur gesetzt. Druckort und Drucker sind nicht genannt, lassen
sich aber bestimmen: Die Schrift erschien in Straßburg bei Wolfgang Köpfel (Wolff
Köphl), dem Drucker des Straßburger Gesangbuches von 15458. Auch der Empfänger,
die »christliche angefochtene Gemeinde Christi«, wird namentlich nicht genannt. Daß
es sich hier um Bonn handelt, ergibt sich aus mehreren Stellen des Textes, z. B. der
Erwähnung des >CXX. Psalms< auf f. D 4 a.
Die Bibi, verzeichnet unter Nr. 94 und 94 a zwei Ausgaben des >Sendbriefes<. Das ist
6. Vgl. M. Köhn, Martin Bucers Entwurf, S. 44 ff.
7. Text f. A ia - D za; f. A ib u. D 2b sind Leerseiten.
8. Diesen.Hinweis verdanke ich Herrn Dr. Josef Benzing in Mainz. - Vgl. Bibi. Nr. 71 u. 71a;
ein weiterer Köpfel-Druck vielleicht auch Bibi. Nr. 63 b.
 
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