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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0105
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EIN SENDBRIEVE MARTINI BUCERI

IOI

und verordnet mit irem gepürenden ansehen und in der liebe, das die gantze gemeinde
mit inen und under sich hette im herren ein hertz und ein seel? Legen alle ob125 täglig
und einmütiglich der lehre, dem brodtbrechen, dem gebett, hielten wäre Gemeinschafft
im geistlichen und zeitlichen mit der zücht Christi126, Also das sie niemand bei inen in
5 der Gemeinschafft Christi geduldeten, der lästerlich oder nur unordenlich, müssig und
fürwitzig und nit zür besserung und one anstoß der Gemeinden Christi und auch denen,
die noch aussen sind, wolten leben; Und da auch die brüderliche straffe und Warnung
sampt dem binden zür heilsamen büß, Und der ernste bann wider alle verstockte, on-
christliche lehr und leben recht im schwanck gienge127 und gehalten würde nach dem
io klaren ewigen und allwegen heilsamen wort des Herren?
Dieweil uns nun von Gott solche gemeinschafft und zücht so ernstlich gepotten ist,
der Herre sie uns auch, wie böse diese jetzige zeit und leut sind, gewißlich würde
lengist gegeben haben anzürichten und zü halten128 und dadurch vilen grewlichen
ergernüssen zü wehren, gotlosen lehren, secten und lästeren des lebens, wa wir in dar-
15 umb recht gebetten und darnach in der warheit geeiffertd hetten, So haben wir uns
durch nachlassung129 und Verachtung diser gemeinschafft und züchten Christi theilhaff-
tig gemachet aller der so grewlichen falschen lehren, teuffelischen secten, uffrüren und
schänden im leben, so durch die, die sich von uns gethon haben130, wie sie auch nit von
uns gewesen, eingefüret sind.
zo | C 4 a | Nachdem wir dann solche schuld und sünde, die warlich nit gering ist, aus
Gottes gnedigem wort und des, das wir daraus täglich gelehret und erinneret werden
nun in das xxvii. jar131, nit wollen erkennen und so vil weniger besseren, Solle es dann
d) geiffert.
12.5. Hielten (conjunct.) alle an, wären eifrig bestrebt. Grimm 7, Sp. 1112, Nr. 4 zu: obliegen.
12.6. Vgl. Apg 2,44-47; 4,32-34.
127. Geübt (Bann), durchgeführt würde. — In diesem Abschnitt wiederholt B. konzentriert die
biblischen Voraussetzungen für eine Erneuerung des kirchlichen Lebens, wie sie auch anderswo als
Argumente für die Bildung von »Christlichen Gemeinschaften« verwendet werden. Das zeigt
erneut, daß der >Sendbrief< auf den Herbst 1547 zu datieren ist. In den Handschriften dieser Monate
findet sich allerdings kein Hinweis auf ihn. Aber das erklärt sich aus der ausdrücklichen Wendung
dieser Schrift B.s auf Bonn hin. Vgl. Einleitung.
128. Das ist ein zitatähnlicher Anklang an den Titel der Denkschrift der vier Gemeinschaftspfar-
rer B., Fagius, Lenglin und Marbach vom 9. November 1547: >Kurtzer vnderricht vnd gründe,
christliche gemeinschafft vnnd zücht anzurichten vnd zuhalten< (AST 168 - Var. eccl. 3, f. iojaff.).
Die Formulierung erinnert ferner an den Titel der sogenannten »Statuten« der »Christlichen Ge-
meinschaft« in AST 168 - Var. eccl. 3, f. 77aff.: >Form vff was weiß die wäre Christliche gemein-
schafft solle eingangen vnd gehalten werden< vom Juli/August 1547. Vgl. W. Bellardi, Die Ge-
schichte, S. 22ff. Vgl. diesen Bd., S. 256ff. u. 245ff.
129. Unterlassung, Nichtbeachtung, Vernachlässigung. Lexer 2, Sp. 9.
130. Die sich von uns getrennt haben, d. h. Gemeindeglieder, die zur alten Kirche zurückgekehrt
sind. Das trifft z. B. auf Anton Engelbrecht zu, gegen dessen >Abconterfeytung ... M. Butzers ...<
B. ein reichliches Jahr zuvor den >CXX. Psalm< (vgl. diesen Bd., S. i7ff.) geschrieben hatte.
Vgl. W. Bellardi, Anton Engelbrecht, ARG 64, 1973, S. 2O2ff.; ders.: Wolfgang Schultheiss.
13 1. Das Jahr 1521 bezeichnet B. auch in anderen Schriften als das Anfangsjahr der Reformation
in Straßburg. Sie beginnt für ihn mit den Münsterpredigten M. Matthis Zells. Vgl. Adam, S. 25ff.
3off.; W. Bellardi, Die Geschichte, S. 23.
 
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