EIN SUMMARISCHER VERGRIFF
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auch dadurch zu güten wercken immer anreitzen, jedoch sollen und müssen sie darbei
auch bekennen, das sie noch in allen iren güten wercken unnütze und gebrechliche
knecht sind, die irenthalben nichts dann schwere straffen und gar keinen lohn verdie¬
nen. Und was sie der Herre irer güten werck halben belohnet, das er das thüe nit von
5 irer gerechtigkeit wegen, sondern aus seinen lauteren und freien gnaden und umb seines
lieben Sons willen80, In dem er uns zü dem ewigen leben erwehlet hat, ehe der weit
gründ gelegt wäre, und dann auch zü den güten wercken geschaffen, die er auch durch
in in uns würcket und so reihlich belohnet.
Dann so auch alle unsere gerechtigkeiten81, wie der heilig Bernhardus schreibet82, bei
10 dem liecht der warheit beschawet, sind wie ein unfletig tüch einer blöden frawen83, wie
mögen dann unsere Ungerechtigkeiten geachtet werden?
Darumb so Gott unsere güten wercke belohnet84, belohnet er mehr seine wercke und
gaben in uns dann unsere werck. Dan wiewol wir nicht dan unsers eigen frei willen glau-
| C ib | ben und alles güts thün85, jedoch so ist er, der dis güt wollen und thün in uns
15 würcket und uns darzü treibet durch seinen heiligen Geist. Darumb alles, das uns Gott
güts thüt, und das ewig leben, das er uns gibt, als noch lauter gnad bleibet, damit nie-
mand sich in im selbs, sonder allein im Herren rhümem86.
Zum xi.: So ist unser glaube und lehre, das man aus der Göttlichen schrifft durch den
heiligen Geist und waren glauben solle lehren und lernen, Das alle, die in Christo dem
20 Herren new geboren sind und den gerechtmachenden glauben haben, glider des leibs
Christi sind und in im leben und bleiben87, Welche er, unser Herre und haupt Christus,
durch seine stete lehr und zücht, so lang sie hie leben, in solchem glauben, vertrawen,
hoffnung, liebe und heiligkeit erbawet, stercket und fürbringet, bis sie zü volkumnem
glauben und seinem alter komen in aller Gottseligkeit88. Und dis erbawen des newen
25 lebens in im schaffet er und würckets auch durch alle und jede seine glider, die er
darumb züsamen wie glider eins leibs in im selb füget und hefftet durch allerlei gelenck
m) am Rande sind des öfteren Buchstaben und Zahlen abgesprungen, so daß z. B. in der Margi-
nalie Anm. 78 statt »ii. Corinth, ix.« auch »ii. Cor. i.« oder in Anm. 85 statt »Ro vi.« auch »Ro vii.«
gelesen werden könnte. Die Konjekturen, sofern sie sich nicht durch Vergleich mit anderen Exem-
plaren des Summarischen vergriffs< ergeben, richten sich in Zweifelsfällen nach den Bibelstellen.
Vgl. Anm. 98 und 103.
80. Rom. xi [5.6]. Ephe. i [4-6]. Ephe. ii [10]. Joh. xv [4.5]. Ro. viii [26-30]. [Marg.].
81. Esaie Ixiiii [5]. [Marg.].
82. Sermo 5. in dedicatione. [Marg.]. — Vgl. Bernhard von Clairvaux: In dedicatione Ecclesiae.
Sermo 5,3; MSL 183, Sp. 531.
83. Scheußliches Gewand einer schwachen Frau (vgl. Jes 64,5); Schmidt, Sp. 376f.: schmutziges
Tuch einer schwachen Frau. Dazu Lexer 2, Sp. 1975ff. 1572; 1, Sp. 3iif.
84. Augustinus. Phil, ii [13]. [Marg.]. - Vgl. Augustinus: De gratia et libero arbitrio 6,15; MSL
44, Sp. 89of.; Enchiridion ad Laurentium 28,107; CChr ser. lat. 46, S. 107; Ep. 194, 19; CSEL 57,
S. i9of.
85. Der frei will in den newgehornen. Philip, ii [13]. Ro. vi [23]. Ro. xi [5.6]. i.Cor. i [27—31].
[Marg.]. - Vgl. Anm. m).
86. Vgl. 2Kor 10,17.
87. Die Christliche gemeinde. Ro. xzzß]- i.Cor. xii[iz.i3].Ephe. iiii [12-14]. Joh. U[3 7-39]. xv
[7.8.16]. Gal. ii [6-10]. Ma. ult [28,19.20]. Eph. iiii [16]. v [19-21]. [Marg.].
88. Vgl. Eph 4,13.
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auch dadurch zu güten wercken immer anreitzen, jedoch sollen und müssen sie darbei
auch bekennen, das sie noch in allen iren güten wercken unnütze und gebrechliche
knecht sind, die irenthalben nichts dann schwere straffen und gar keinen lohn verdie¬
nen. Und was sie der Herre irer güten werck halben belohnet, das er das thüe nit von
5 irer gerechtigkeit wegen, sondern aus seinen lauteren und freien gnaden und umb seines
lieben Sons willen80, In dem er uns zü dem ewigen leben erwehlet hat, ehe der weit
gründ gelegt wäre, und dann auch zü den güten wercken geschaffen, die er auch durch
in in uns würcket und so reihlich belohnet.
Dann so auch alle unsere gerechtigkeiten81, wie der heilig Bernhardus schreibet82, bei
10 dem liecht der warheit beschawet, sind wie ein unfletig tüch einer blöden frawen83, wie
mögen dann unsere Ungerechtigkeiten geachtet werden?
Darumb so Gott unsere güten wercke belohnet84, belohnet er mehr seine wercke und
gaben in uns dann unsere werck. Dan wiewol wir nicht dan unsers eigen frei willen glau-
| C ib | ben und alles güts thün85, jedoch so ist er, der dis güt wollen und thün in uns
15 würcket und uns darzü treibet durch seinen heiligen Geist. Darumb alles, das uns Gott
güts thüt, und das ewig leben, das er uns gibt, als noch lauter gnad bleibet, damit nie-
mand sich in im selbs, sonder allein im Herren rhümem86.
Zum xi.: So ist unser glaube und lehre, das man aus der Göttlichen schrifft durch den
heiligen Geist und waren glauben solle lehren und lernen, Das alle, die in Christo dem
20 Herren new geboren sind und den gerechtmachenden glauben haben, glider des leibs
Christi sind und in im leben und bleiben87, Welche er, unser Herre und haupt Christus,
durch seine stete lehr und zücht, so lang sie hie leben, in solchem glauben, vertrawen,
hoffnung, liebe und heiligkeit erbawet, stercket und fürbringet, bis sie zü volkumnem
glauben und seinem alter komen in aller Gottseligkeit88. Und dis erbawen des newen
25 lebens in im schaffet er und würckets auch durch alle und jede seine glider, die er
darumb züsamen wie glider eins leibs in im selb füget und hefftet durch allerlei gelenck
m) am Rande sind des öfteren Buchstaben und Zahlen abgesprungen, so daß z. B. in der Margi-
nalie Anm. 78 statt »ii. Corinth, ix.« auch »ii. Cor. i.« oder in Anm. 85 statt »Ro vi.« auch »Ro vii.«
gelesen werden könnte. Die Konjekturen, sofern sie sich nicht durch Vergleich mit anderen Exem-
plaren des Summarischen vergriffs< ergeben, richten sich in Zweifelsfällen nach den Bibelstellen.
Vgl. Anm. 98 und 103.
80. Rom. xi [5.6]. Ephe. i [4-6]. Ephe. ii [10]. Joh. xv [4.5]. Ro. viii [26-30]. [Marg.].
81. Esaie Ixiiii [5]. [Marg.].
82. Sermo 5. in dedicatione. [Marg.]. — Vgl. Bernhard von Clairvaux: In dedicatione Ecclesiae.
Sermo 5,3; MSL 183, Sp. 531.
83. Scheußliches Gewand einer schwachen Frau (vgl. Jes 64,5); Schmidt, Sp. 376f.: schmutziges
Tuch einer schwachen Frau. Dazu Lexer 2, Sp. 1975ff. 1572; 1, Sp. 3iif.
84. Augustinus. Phil, ii [13]. [Marg.]. - Vgl. Augustinus: De gratia et libero arbitrio 6,15; MSL
44, Sp. 89of.; Enchiridion ad Laurentium 28,107; CChr ser. lat. 46, S. 107; Ep. 194, 19; CSEL 57,
S. i9of.
85. Der frei will in den newgehornen. Philip, ii [13]. Ro. vi [23]. Ro. xi [5.6]. i.Cor. i [27—31].
[Marg.]. - Vgl. Anm. m).
86. Vgl. 2Kor 10,17.
87. Die Christliche gemeinde. Ro. xzzß]- i.Cor. xii[iz.i3].Ephe. iiii [12-14]. Joh. U[3 7-39]. xv
[7.8.16]. Gal. ii [6-10]. Ma. ult [28,19.20]. Eph. iiii [16]. v [19-21]. [Marg.].
88. Vgl. Eph 4,13.