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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0147
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EIN SUMMARISCHER VERGRIFF

M3

Dieweil dann der Bapst, seine Bischoffe und wen sie dahin haben vermögt 193 , uns
haben wie vor Zeiten auch die obristen Priester, die Eiteren des volcks und Schrifftge-
lehrten zu Jerusalem 194 , Hannas, Caiphas, Johannes, Alexander und wievil ir waren
vom hohen Priester geschlecht, den Apostolen verbotten, wollen verbieten, das Evangeli
5 in dem tempel des Herren rein zu predigen, seine h. Sacramenten zu reichen und zu
empfahen und seine zücht zu üben, | E 1a | wie er das öffentlich gebotten und befolhen
hat, warlich, da haben wir inen, dem Bapst und seinen Bischoffen und wen dise hiezu
vermögt, gesagt und zu sagen gelehrt, wie die lieben Apostel eben in dem fall iren obri
sten Priesteren, Eiteren des volcks und Schrifftgelehrten auch gesagt haben 195 : Richten
10 ir selbs, obs vor Gott recht seie, das wir euch mehr gehorchen dann Gott! Item: Man müs
Gott mehr gehorchen dann den menschen. Aus dem richte nun ein jeder Christ, ob wir
disen spruch wider oder nach seinem rechten, natürlichen verstand haben angezogen.
Gott, unsere zühdrer und alle, die unsers glaubens lehre und lebens wissen haben,
werden das zeügen, das wir mit allen trewen uns beflissen haben und befleissen, alle
15 wäre hertzliche gantze gehorsame und underthenigkeit selb zu leisten und andere zu
lehren, nit allein der Keiserlichen Majestät und den war ordenlichen Oberkeiten, den
Gott das schwert zu tragen befolhen w , Sonder auch allen Bischoffen und Prelaten der
Kirchen, wann sie je ir ampt hetten wollen oder noch wolten gegen uns und den lieben
Kirchen Christi nach und nit wider das ernste gebott und befelch Gottes verrichten.
20 Seitemai 196 wir je dan gern wollen allen menschen, nit allein allen Oberkeiten, alle
gehorsame leisten und die auch trewlich lehren. Allein das wir darbei auch dem allmech-
tigen und Herren aller Herren die gehorsame, so wir im schuldig sind, leisten mögen,
dem Keiser und allen Oberkeiten geben, das inen gebüret, aber auch Gott, was Gott
züsteht 197 . So würt uns ja niemand einiger ongehorsame, abfall oder rebellion in unse-
25 rem leben oder lehren anders dann mit offenbarer onwarheit konden bezüchtigen.
| E ib | Antwort auff das ander argument des Lesterers:
Das wir lehren, bei dem heiligen Evangelion alles auffsetzen 198
und vertrösten 199 ; Gott werde, die das thün,
darbei auch wol erhalten*.
3° NUn auff dis ander argument des Lesterers, durch das er uns will erweisen, das uns der
Münsterisch geist treibe. Hie bekennen wir auch, das wir lehren, das alle menschen, ja
bei Verlust irer ewigen Seligkeit, schuldig sind, alles dran zu setzen, damit sie bei dem

w) bofolhen.
x) fünfzeiliger Block ohne Einzug; Zeile 1 (Antwort ... des) in größeren Typen; N zweizeilige
Initiale.
193. Haben bestimmen können.
194. Act. züz [5-6.18]. [Marg.J.
195. Apg 4,19. — Act. v [29]. [Marg.].
196. Da ja, zumal. Götze, S. 199.
197. Vgl. Mt 22,21.
198. Einsetzen, aufs Spiel setzen. Götze, S. 16.
199. Gutsagen, zusagen, dafür bürgen. Götze, S. 83.
 
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