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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0178
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DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549

Christi gehakten vnd nicht der gleichen auch die andern, die ire sund nit erkanten, noch
Verzeihung der selben begertten, ob sie schon die predig Petri gehörtt hatten.
Wie aber sollichs bey den Apostlen ist angefangen, also ist es auch hernaher jnn der
ersten Christlichen kirchen steht105 gehakten vnd braucht worden, das die nitt gleich on
vnderscheidt ein ieden zu der heiligen Tauffe, des herren nachtmal, der absolution vnd 5
anderer gemeinschafftt der kirchen haben zügelaßen, ob sie wol niemands von der
predig vßgeschloßen haben, Er were dann zuuor ein zeit lang ein Catechumenos gewe-
sen, das ist: jnn den furnemsten puncten Christlicher Religion zuuor wol vnderrichtt
worden vnnd geuebett vnd dann für der gantzen kirchen die bekandtnis seines glaubens
gethon, darin er sich als ein gebrechlichen sunder darstellett vnd, das er zu entledi- 10
gung106 solcher sunden von der kirchen jn gemeinschafft des heiligen Euangelij auffge-
nomen wurde, begeerett; solchem107 hatt dann die gantz gemein gebetten vmb ein
wahren glauben vnd regierung des heyligen geists, vnd ist demnoch von den ordenlichen
kirchen dienern mitt dem Zeichen des hend aufflegens bestetigett vnnd durch die ge-
sprochen absolution zum glid der Christlichen gemein vnd dem brauch der heyligen 15
Sacramenten zugelaßen vnd vffgenommen worden. So aber ein person jnn dem kindtli-
chen vnd onredenden108 alter die Tauffe empfangen hatt, die hatt man doch nit ehe zu
des herren disch vnd andern eigentlichen Christenlichen vbungen körnen laßen, sie hette
denn zuuor jnn der gemeind Gottes selbs ihren | b 4 a | Glauben bekennet vnnd sich jnn
die gehorsame Gottes vnd seiner kirchen gegeben109. Welche Ordnung gewißlich feine 20
vnd rechte vnderrichte vnnd rechte Gottsforchtige Christen geben hatt, die dann jn den
grewlichsten Verfolgungen bei dem Christlichen glauben bestendig verhärten vnnd zu
herrlichen großen martirern worden, wie die historien zeugen.
Sollicher brauch der absolution vnnd freywilligen ergebung in die gehorsame der
kirchen ist jnn vnsern kirchen mit jrer großenn schaden vnnd nachtheil gantz vnnd gar 25
verfallen, vnd wo er qjhr nit gar wider zügestellett wirt, so haben wirq on den zorn
Gottes, den wir damitt schwerlich vff vns ladenn, rnichts gewißers tzu erwarten dann1-
das endtlich zerrütten110 vnnd vndergang der gantzen kirchen, wie wir denn schon für
äugen sehen, was für ein wilde, mutwillige vnd so vbel vnderrichte jugent yetzt vffge-
tzogenn wurtt, die niemands warnen, ziehen vnd straffen leiden mag111; was soll den 30
drauß werden, wenn sie zu männlichem altter komen wurtt [etc.]?
Aber die absolution ist nit allein also zu dem eingang vnd vffnemen jnn die kirchen
q) -q) korr. aus: ihr nit gar zügestellett wirt, so ist; die Verweisungszeichen am Rand finden sich
in gleicher Ausführung auch in Originalhandschriften B.s.
r) -r) korr. aus: nichts gewißers ist dann.
105. Immer, stets.
106. Befreiung von.
107. Für einen solchen (Sünder).
108. Unmündigen.
109. Sich in den Gehorsam der Kirche geben (ergeben, begeben) ist Terminus technicus für die
Ablegung des Glaubensbekenntnisses und des Gehorsamsgelübdes, die zu den Vorbedingungen für
den Eintritt in die »Christliche Gemeinschaft« gehörte.
110. Zuletzt die Zerstörung.
in. Von niemand ... vertragen kann.
 
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