Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0180
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549

176
nur schlechte123 jnn die gantze weht gepredigett wurde, damitt alle, die jm glaupten,
selig würden, Sonder hatt von wegen der blöden vnnd schwachen mancherley vßerliche
| [b 5 a] | Zeichen hintzu gethon, den glauben zu erwecken vnnd zu erhaltthen, als die
heilig tauffe, das nachtmal vnnd die absolution; durch welche stuck, gleich als mit
jnstrument, einer jeden person, insonderheit das heilig Euangelium, so sonst jnn die 5
gemein gepredigett, appliciertt124 vnnd gewiß zügeeignett wurtt, also das der mensch
bey sich selbs frey schließen kan: also Gott geb, wie ein großer sunder du seyest, so
weist du doch gewiß, das du ein gnedigen Gott hast, nach lauth des heyligen Euangelij;
vrsach: du bist vff den namen Christi getauffet, hast das nachtmal vnnd h. absolution
empfangen, dadurch dir ja das gantz Euangelij für eigen zügetheilet vnnd geschengkt 10
worden ist.
Darumb ist die absolution neben andern der Christlichen kirchen furnemisten schätz
vnnd tröst einer, das, wan die Christen von ihren sunden angefochten vnnd quehlet
werden vnnd nit wißen, wo auß, künden zu der kirchen kommen, jhr anligen gott
klagen, sich als arme sunder erkennen vnnd demnoch sich von dem ordenlichen kirchen 15
diener laßen absoluieren vnnd mit Gottes wortt trösten. Welcher absolution sie eben so
gewiß vnnd steiff glauben vnd trauwen durffen, als wenn sie die stim gottes vom himmel
gehörtt hetten von Verzeihung jhrer sund, darumb das der herr Jhesus seiner kirchen
solchen gewaltth zum offtermal jm Euangelio geben hatt.
So dem allem nun also, solthen denn nicht billich alle wahre Christen mitt jhres gant- 20
zen hertzen begeeren, so offt vnd sie jhrer sunden vnd blödigkeit gwar würden, zu der
kirchen kommen, ihre sund frey bekennen, sich mit jhrem seel sorger auß Gottes wortt
vnderreden vnnd, wo einer ein scrupel oder sunst mangel vnd fehl etwar in hette, bericht
empfahen125 vnnd letzstlich zu beßerer Versicherung seines glaubens auch die tröstli-
chen absolution angehören. Darumb ists ein erschrockenlich vnnd erbermclich ding 2.5
| [b 5 b] | mit vnsern leuwthen, die Christo für solche große, vnußsprechliche gnade nitt
allein nitt danckbar sind, Sonder auch nicht leiden mugen, das ettwas von solchem tröst
geredt werde; vnnd gleich wie sie niergend zu126 kein größere zuuersicht vnnd beßers
vertrauwen hie jn disem leben den zu der lieben kirchen vnnd der selbigen Vorsteher
haben solthen, also haben sie auch kein großer abscheuhen vnnd vnwillen den ab127 der 30
kirchen vnnd jren dienern, vermeinen, dann der sach am besten geholffen züsein, wenn
sie sich aller gehorsame der kirchen gantz vnd gar entzogen haben; aber wie das letstlich
solchen leuthen, die gütt Euangelisch sein wollen vnnd des ein sondern rüm tragen128,
werde ußschlahen, ist züförchten, werden sie mitt erbermclichen heulen vnnd zeen
klappen129 erfaren; vnnd souil von der absolution, dem dritten puncten des kirchen 35
diensts.
Was von dem dritten gesagt worden, soll auch von dem vierdten verstanden werden,

123. Schlicht, einfach.
124. D. h.: wie mit einem Instrument applizieren.
125. Unterrichtet, zurechtgewiesen werden.
126. Zu nichts und niemandem.
127. Von, über.
128. Besonderen Ehrgeiz haben.
129. Vgl. Mt 8,2.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften