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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0191
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i. VON DER KIRCHEN MENGEL VNND FÄHL

187

achten, das sie sich nicht vff den schändlichen vnd schedlichen mußiggang begebenn,
das jre, so jnn Gott gegeben, vnnutzlich vertzeeren vnd vmbbringen, dadurch sie zu
armüt komen möchten vnd anderlewten ein bschwerd | d ia | Werden193 muesten; Das
sie auch nicht mit vnordenlichen gewinnen, wücher oder sonst jhrem nehsten schedli-
5 chen vnd verderplichen handtierrungen vmbgehn wölten. Nach dem neunden, das sie
nicht mitt der lugen vnd vnwarheit niemands seinen güthen nammen vnd leumbden194
hinderrucks wolten abschneiden; auch so sie jren brüder einen sehen sündigen, nicht
vnderlaßen wolten, nach dem beuelch Christi inb freuntlichen vnd Tugentlichen195 zu
warnnen. Nach dem zehenden, das sy nicht nachlaßen woltten, jr eigen blut vnnd fleisch
10 mitt allenn seinen sundtlichen vnd vnordenlichen gelüsten vnd begirden on vnderlaß
vnderzütrucken vnd züdempffen196 etc.
Zum dritten, wie jnnen dann auch weiter für gehabten, dieweil solche stuck, nach
Ordnung erzölett, ein yeder warer Christ schuldig sey für Gott, züthün vnnd zülaßen, jn
denen auch allein ein wäre Christliche gemeinschafft stände, So soltthen sie wißen, daß
i5 man sich nichts anders zu jhnen versehen197 wurde, dan das sie nach jhrem höchsten
vermugen, vermitels göttlicher hilff vnd gnade, dem selbigen allem wurden nachkhomen
und geleben. Wo es sich aber begeben wurde, das darinen gefehlet worden were, wie wir
denn alle arme, schwache menschen sind vnnd leichtlich jnn sund vnd läster, ehe wirs
auch offt selbs gewahr werden, fallen, So wurde man sie darüber warnen, vnderweißen
20 vnd straffen, aber doch das selbig mit vnderscheid: weren jhre feil198 noch heimlich vnd
verborgen, das die kirch dadurch noch nit geergert worden, so solten sie allein von dem
erstlich gewarnet werden, der sollichs zu erst gewar worden were, der wurde auch nach
dem befelch Christi so lang vnnd vil handlen, bis sie eintweder gewunnen wurden oder
aber als verstockte, hartneckige muesten außgeschloßen werden.
25 So aber jhre sund öffentlich geschehen, mennigklich bekandt vnd wißent weren vnd
also die gantz kirch dadurch geergertt, So wurden sie nichtt mehr sonderlich199 ange-
sprochen werden, sonder der pfarrher sampt den Eitesten wurden sie für sich beschik-
ken200 vnd nach gestalt der Sachen mit | d ib | Jnen handlen etc. Wo sie nun solches alles
begertten zühaltten vnd, was jnnen darüber begegnet, woltten zu güt vffnemmen, so
30 solten sie es dem pfarrher vnnd den Ehesten by der hand geloben vnd versprechen.
Welcher namen dann auch inn das dartzü gemacht büch auffgezeichnet werden. Eben
auff diße weiß solte auch gehandeltt werden mitt allen, so zü jeder zeit begerten, in diße
Christliche gemeinschafft auffgenommen zü werden.
Auch so möchte zü erhalttung dißer Christlichen zücht vnd disciplin vil nutzen:
35 Wann ein jeder Pfarrher alle jar ein mal jnn seinem kirchspil mitt seinem helffer oder
b) ein.
193. Zur Last fallen.
194. Leumund.
195. Schicklich (adv).
196. Bändigen, in Zucht nehmen.
197. Von ihnen erwarten.
198. Verfehlungen (Fehler im Sinne von Schuld).
199. Einzeln, gesondert.
200. Zu sich kommen lassen.
 
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