Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0196
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
192.

DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549

sonder schlieffen230 jn die heußer vnd winckel vmbher vnd foheng anfengklich mitt
| d 4b | glatten, sießen Worten der vngwarsamen231 vnd einfeltigen hertzen, vnd dem-
noch, wan sie vil vff jhre meinung gebracht haben vnd verhoffen, allem widerstand
Starck gnüg zusein, so ertzeigen sie sich aller erst öffentlich vnd körnen an tag. Die
dritte, das sie dann auch vffgeblasen beßer vnd heiliger sein wollen vnd derhalben alle 5
andere, so nit ires sins, glaubens vnd Verstands sein wollen, verdammen vnd sich von
jhnen als von befleckten vnd vnreinen absundern, dadurch dann der kirchen einigkeit
zerrutung folgett. So aber dißer malzeichen keine jn vnserm furnemmen befunden, so
verhoffen wir, das die gemelt einrede gnügsam widerlegtt sey.
Nun fürs erst, so ists ja öffentlich, das wir nichts neuws vnd zuuor vnerhört in die 10
kirchen begeren einzüfueren dann allein das jhenig, so on widdersprechen aller menigk-
lichs von dem herren Christo befolhen, von den lieben Apostlen geordnett vnd jnn der
ersten wahren Christlichen kirchen mitt höchstem fleiß vnd ernst ist geuebett worden,
wie denn gnügsam jn den funff obertzölten puncten angezeigt worden ist, Welcher ein
jeder ein sonderlich außgetruckt, klar vnd hell gottes wort vnnd gebott hat. 15
Fürs ander, so haben wir auch solche niemands heimlichen oder meuchlingen232
gelerett, sonder von öffentlicher Cantzel, ein jeder jnn seinem kirchspil, vnd das selbig
vil jar her, haben aber von wegen dißer vnser widerwertigen233 zum werck nitt kommen
mögen. So haben wir auch nichts ie gepredigt, des wir nit vergwißt234 gewesen, die luter
warheit züsein vnnd jn heiliger göttlicher schrift gegrundett, wie wir dann vmb ein jedes 20
mennigklich, gelert vnd vngelert, so mangel vnd fehl daran hetten, vrbuttig235 allweg
gewesen sind vnd noch, rechenschafftt zügeben, das auch schöffel, Rhadt vnd einund-
zwentzig für die warheit einhelligklich erkent vnd angenommen vnd derhalben vff dem
reichßtag zu | [d 5 a] | Augspurg für die bekantnus vnsers glaubens, bey der wir güts
vnd böß erdulden wolten, allen Stenden öffentlich ist vberantwortet worden. Fürs dritt, 25
so wirt diß vnser furhaben nit allein kein absunderung mitt sich bringen, dadurch die
einigkeit der kirchen möchte zerreut236 werden, sonder ist noch wol on allen zweiuel
eben das mittel, durch welches die kirch wider zu ruh vnd enigkeit körnen mag, die doch
sonst bißher so jemmerlich mitt mancherley secten als widerteuffern, Papisten vnd sonst
Epicureischen leuthen zertrennet worden ist. Denn wie wir auch droben gemeldt haben, 30
So sind wir noch lang nit an demh außschließen vnd verbannen, sonder begeeren allein
vß pflichtt vnd schuld vnsers kirchendiensts, das alle die, so rechte wahre Christen sein
wollen, sich einmal freywillig in rechte gehorsame der kirchen begeben vnd damitt frey
öffentlich betzeugen, was sie von dem Euangelio, so wir nun solange zeit durch die
gnade Gottes inen gepredigett, haltthen. Es ist ja ein jeder rechtgeschaffner Pfarrher für 35

g) verschrieben aus: fahen [?]. — h) gestr.: rechten.
230. Schleichen, schlüpfen.
2.31. Unachtsamen.
232. Im Verborgenen (hinterrücks).
233. Feinde, Widersacher.
234. Sicher.
235. Willig, bereit, erbötig.
236. Zerrüttet.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften