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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0260
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DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549

Dokument 5
Kurtzer vnderricht vnd gründe ...
(9. November 1547)
Mit dem Beginn des Jahres 1547 waren in Straßburg an mehreren Kirchen Kreise ent-
standen, die sich »Christliche Gemeinschaft« nannten. Das geschah zunächst an St.
Thomas (Schnell) und Jung St. Peter (Fagius)1, etwas später an St. Nicolaus (Marbach).
Zu gleicher Zeit gingen die Bemühungen um eine bessere Zuchtordnung weiter. Mehr-
fach waren die Prediger an den Rat herangetreten mit der Bitte um »Aufrichtung guter
Ordnung und Disziplin«. Verschiedentlich hatte die Ratskommission getagt, die die
neue Zuchtordnung entwerfen sollte. Aber die erregenden Ereignisse des Jahres 1547
beanspruchten alle Aufmerksamkeit und alle Kraft der Ratsmitglieder2. Als im Sommer
weitere Sitzungen der »Zuchtkommission« ausblieben, drängten am 12. September die
Befürworter der Zucht im Rat - anschließend an eine Predigt Zells vom Vortag über
schwere Gotteslästerung - mit Erfolg auf Weiterführung der Kommissionsarbeit3.
Kurz danach aber kam es über der Frage der »Christlichen Gemeinschaft« zum offe-
nen Konflikt zwischen dem Rat und den Predigern. Es war bekannt geworden, daß im
Predigerkollegium die Meinungen über Recht und Notwendigkeit dieser rein kirchli-
chen Zuchtinstitution geteilt waren. So beschloß der Rat am 31. Oktober, den Pfarrern
alle eigenen Maßnahmen zur Aufrichtung einer Kirchenzucht zu untersagen4. Doch die
einmal begonnene Entwicklung ließ sich nicht mehr aufhalten. Die »Christlichen Ge-
meinschaften« hatten inzwischen feste Ordnungen erhalten5. Nach diesen hielten sie
ihre Zusammenkünfte. Das konnte der Rat nicht hinnehmen. In einer zweiten Sitzung
vom 7. November forderte er die Prediger erneut auf, weitere Entscheidungen abzuwar-
ten und zunächst noch einmal schriftlich Stellung zu nehmen6. Am folgenden Tage fand
eine Besprechung zwischen drei Ratsmitgliedern und drei Predigern statt, bei der diesen
die Bedenken und Einwände des Rats gegen die »Neuerung« bekanntgegeben wurden7.
Daraufhin entstand die uns vorliegende Schrift, die an diesem Tage entworfen, korri-
giert und niedergeschrieben werden mußte.
Die Situation der Prediger gegenüber dem Rat wurde außerdem dadurch verschärft,
daß an diesem 8. November Paul Fagius an einer Versammlung seiner »Christlichen
Gemeinschaft« an Jung St. Peter teilgenommen hatte. So begann die Ratssitzung am
nächsten Tage in einer sehr gespannten Atmosphäre. Bucer, Fagius, Lenglin und Mar-
bach legten dem Rat die Schrift >Kurtzer vnderricht vnd grunde< vor, die auszugsweise
verlesen wurde8. Bucer als Wortführer der Prediger rechtfertigte und verteidigte den
1. Vgl. Ratsprotokolle 1547, f. 64h (2I- 2- I547)-
2. Vgl. Adam, S. 26off.; W. Bellardi, Die Geschichte, S. 38h.
3. Vgl. Ratsprotokolle vom 12. 9. 1547, f. 501b f. — Dazu W. Bellardi, Die Geschichte, S. 36.
4. Vgl. Ratsprotokolle 1547, f. 579bff. (31. 10. 1547).
5. >Form vff was weiß die wäre Christliche gemeinschafft solle eingangen vnd gehalten werden.*
(August 1547). S. oben S. 245ff.
6. Vgl. Ratsprotokolle 1547, f. 596 (7. n. 1547)- - Dazu W. Bellardi, Die Geschichte, S. 39f-
7. Die Namen der Teilnehmer dieses Gespräches bei W. Bellardi, Die Geschichte, S. 40, Anm. 3.
8. Vgl. Ratsprotokolle 1547, f. 6ooff. (9. n. 1547)-
 
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