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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0275
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5. KURTZER VNDERRICHT VND GRUNDE

271

zuzureden1 vnd onfrüntlich von im zu zeügen vnd richten. Vnd das sie sich befleyssen,
des nechsten namen vnd glimpff124 nitt weniger dan iren eygen namen vnd glimpff
zulieben, beuorzuhaben125 vnd zu redten126, vnd immer, vom nechsten zuhalten,
zeügen vnd vrtheylen, wieJ eyn yeder von seinem nechsten begeret, das der von jm
5 halte, zeuge vnnd richte, vnd sollichs alles bey menglich127 vnd besonders bey den jren,
mit allen trawen zubeforderenn.
Nach dem zehenden, das sie ire kangebornen verkerungenk der gantzen naturen128
mit allen bösen lüsten vnnd neigung zum argen sampt allem vnglauben1 vnnd onwissen
täglich mbaß erkennen1", vnd durch das creütz vnd geyst des herren mit dem gebet vnd
10 vbung in gottes wort immer mehr tödten vnd abtreiben vnd Gott bitten vmb merhung
des glaubens, der liebe vnd der lust zu jm vnd "allen gutten", vnd darzu die iren vnd,
wen sie könden, trawlich befordren.
In diesen zehen gebotten ist begriffen das gantz gottselig | [112b] | leben, jnn denen
sollen sich die Christen mit höchstem ernst vnd eyfer vben vnd daraus sich vnd die iren
15 vnd alle mittglider Christi in erkhantnüß der sünden vnd der war Christlichen tugen-
den° vnd wercken immer mehr einfüren vnnd sterckenn, Auch erwecken129 vnd anhal-
ten, alß meerpl3° in jnen zu tödten vnd zu Creützigen alles arges vnd vffzubringen131
vnd zustercken alles, das Gott gefeilig ist.
Derhalben sollen ia vff das ziel, so vnß der herre in diesen seinen zehen gebotten
20 vorgestellet, alle Christen vnd die vorgesetzten vnderweyser vnd ermaner in allem iren
vnderweysen vnd ermanen trawlich sehen. Aber doch, wie gemeldet, sollen sie nit gegen
einen yeden zum ersten vff die höchste volkommenheit treiben132, sonder anfenglich die
ersten gemeinsten vnd nottwendigsten stück lehren vnnd darzu vermanen, das sie nem-
lich vor allem lernen, die angebornen gebrechen vnd sünde vnd die rechte art vnd tugen-
2.5 den des christlichen lebens doch recht erkhennen vnnd etwas anfahen, die angeboren
verkette9 neigung zum argen zu tödten vnd nach den warenn tugenden zu eyfren.
Welches die milch ist, die man den kindem im glauben geben muß, ehe sie zur starcken
speiß, das ist: zum gentzlicheren tödten des alten Adams vnd zu der volkummenern
heyligkeit vnd gerechtigkeitt des newen erwachsen vnd krefftig werden133; dan man,
30 wie gesagt, mit den schwachen anfahenden gantz gütig vnd freüntlich, wie ein Amm mit

j) gestr.: das. — k)-k) angeborne verkerung B.
l) add. in eine absichtliche gelassene Lücke von der Hand des Korrektors.
m) -m) das bekennen B. - n)-n) allen gutem B.
o) ingenden B (Verlesung?). - p) wer B. - q) verderpte B.
124. Ehre.
125. Hochzuhalten, hochzuheben.
126. Ausdrücken.
127. Jedermann.
128. Verderbnis der ganzen Natur.
129. Aufmuntern.
130. Immer mehr.
131. Zu bessern (hochzubringen).
132. Drängen.
133. Vgl. iKor 3,2; Hebr 5,12-14.
 
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