Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0282
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549

278
herren, vnd also die weyber gleich so wol in die gemeinschafft Christi gehören als198 die
man, vnd aber doch in christlicher gemeinden alle ding ordenlich vnd also heyliglich
sollen angericht qvnd gehandletq werdem, das niemant dauon einiger vrsach einiger
ergernüß noch bösen Verdachts zu schöpffen habe, so were es der weyber vnd döchter
halben in dieser Sachen also zu halten: Das ein yeder briider, der sich in diesse gemein- 5
schafft christlicher zücht hette | [117b] | begeben, sein weyb vnd tochter selbs dahey-
men vnderweyse svnd anfüretes zu solcher gemeinschafft199 vnd als dan von deren
wegen iren glauben vnd gehorsame vor den vorgesatzten christlicher zücht bekhennet
vnd verspreche; wa aber ein bruder darzu nitt wol begäbet noch geschickt were, der
selbige solte etwan einen von den vorgesetzten christlicher zücht, der darzu mehr bega- 10
bet vnd geschickt were, zu disem thun erbetten, vnd das solte dan eyn solcher1 erbettner
in des der in gebetten haus11 vnd in seinem beysein trewlich verrichten vnd helffen, das
sich auchv yedes bruders weyb, töchter vnd mägde in soliche christlicher zücht gemein-
schafft begeben. Wan dan solichs erlanget, so solte dannw yeder haußvatter für seine
weyb, töchter vnd mägde, so vil er deren hette zu solichem willen gebracht, vor den 15
vorgesetzten xchristlicher zuchtx iren glauben yvnd gehorsame7 bekhennen vnd ver-
sprechen, ire namen vffzuschreyben angeben vnd sie dan in nechster vorbereytung
lassen der gemeinde der brüdem vnd Schwestern, die sich zu christlicher zücht begeben,
verkünden vnd für sie betten200.
Vnd in solchem verkünden sollen allemal die Schwestern, die sich zu christlicher 2.0
zücht begeben, alle fleyssig vermanet werden, das auch sie christlichs vffsehen201 vff
eynander haben vnd einander auß recht christlicher2 liebe | [118 a] | warnen, straffen
vnd in dera gottseligkeyt erbawen wollen202.
Wa dan erfunden, die straff bar weren vnd sich auch vmb die besonderen Warnungen
weder der christlichen schwesternb noch auch irer mannen vnd haußvetter nicht wolten 25
geben0, da solle aber der man vnd haußvatter einen oder zwen von den vorgesetzten
christlicher straffen erbetten, der solche onvolgige203 daheymen im beysein des hauß-
yatters mit mehrem ernst straffe.
Wa dan die ongehorsame etlicher weyber oder töchter so hart wolte sein, das sie nach
q)-q) fehlt B. - r) eigne B. - s)-s) fehlt B. - t) fehlt B. - u) korr. aus: hatt.
v) add. - w) add. - x)-x) fehlt B. — y)-y) fehlt B.
z) fehlt B. - a) die B. - b) fehlt B. - c) hören B.
Es wird eine klare Antwort gegeben: In geistlichen Dingen handelt - in Stellvertretung für alle
Glieder der »Christlichen Gemeinschaft« - der Mann für seine Frau, Töchter und Mägde. Er nimmt
entsprechend der Gesellschaftsstruktur der damaligen Zeit das Amt des Hausvaters als eine ihm von
Gott verliehene Funktion wahr.
198. Von den weybem. [Marg.J.
199. Anleitete (einführte) in Wesen und Art der »Christlichen Gemeinschaft«.
200. Wohl zum ersten Male erscheint hier im evangelischen Raum das Wort »Schwester« für
christliche Laien weiblichen Geschlechts. Die »Schwestern« kommen in die Vorbereitung zum
Abendmahl, die am Samstagabend stattfindet - vgl. Anm. 191.
201. Achtgeben auf das Christsein (»mit Ernst Christ sein wollen«).
202. Vorgesehen sind auch besondere Zusammenkünfte der Frauen, die sich der »Christlichen
Gemeinschaft« angeschlossen haben.
203. Ungehorsame.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften