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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0286
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DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549

Es were auch wol erschrockenlichen232 zu hören, das ein Oberkeit von solcher ver-
geblichen vorsorge wegen233 wolte denen wehren, christliche gemeinschafft gottseliger
zücht zu halten, die sich in gesunder lehre vnd gemeinschafft der kirchen nach vnser
kirchen gemeiner bekantnüß halten, vnd haben so lang nun zugesehen234 vnd sehen
noch zu nit wenigen6, die ire gemeinschafft vnder sich haben vnd verdammen als gantz 5
oncristen235 allen dienst vnd gemeinschafft dieser kirchen vnd stecken darzu in grewli-
chen jrthumben der lehre236.
Souill dann betrifft den andern theyl deren, die mit der kirchen gemeinschafft der
Sacramenten vnnd auch des h. abendtmals halten vnd aber doch sich noch nitt wüßten in
diese gantze gemeinschafft der christlichen zücht zubegeben, die werden entweders 10
Christen sein, wie schwach sie im Christentumb befunden werden1, oder gar nitt Chri-
sten. Sind sie gar nit Christen, so werden sie das der mal eins mitt denen bösen früchten
gewißlich beweysen, vmb welcher willen sie in der schrifft außtrucklich verbannet
werden, so werden jnen dan one das die waren diener christi | [121 a] | die Sacrament
nitt reichen vnd, wieg der h. Chrisostomus von sich schreybet237, ehr iren leyb in den 15
tod vnnd ir blutt zu vergiessen hingeben, dan solchen den leyb vnd daß blutt des herren
reichen. Dan das h. Sacrament denen leutten reichen, die sich öffentlich onchristen
beweyßen, ist Christum mit dem Judas verrhaten vnd das gespöt vnd hon treyben mit
der göttlichen Mfaiestejt vnd dem theüren leyden vnd martyr238 des herrenn.
Wa nun solche onchristen etwas dagegen ongeschickts11239 wolten anfahen, das sol 20
die Oberkeyt wehren, vnnd wa die Oberkeit das nit thete oder thun könde, so gedulden
doch die war gleubigen in aller sanfftmutt1, was der herre solichen oder anderen onchri-
sten vber sie verhenget, vnd vnderstohn240 jmit Gottes hilffe, solches arges mit irem
gutten zu vberwinden; vnd wen es daran felhet, da ist alwegen die ordenliche Oberkeit
da, die hatt zu wehren vnd khanJ mit Gottes hilff wehren, dan den gleubigen alles, das 25
Got befilhet, möglich ist. So solle vmb keiner kmenschen geprechlicheytk oder nach-
lassen241 willen etwas, das Gott gebotten, versäumet oder gehinderet werdenn.
Sind1 dan diese leutt, so die gemeinschafft der kirchen in lehre vnd Sacramenten halten
vnd doch noch nitt bereyt sind, sich auch in die gemeinschafft der christlichen zücht
gentzlichen242 zubegeben, entlieh Christen vnd auß Gott geboren, so werden sie auch 30
e) weniger B. - f)-f) fehlt B. - g) add.idanB. - h) ongesickts B.
i) demutB. - j)-j) fehlt B. - k)-k) mensten geprechtikeit B.
1) am Rand: die Rede, keiner wird hören [?] B.
232. Erschreckend.
233. Nutzlose Besorgnis.
234. Untätig zugelassen, zugesehen.
235. Als völlige Unchristen.
236. Entweder ist hier an heimliche Versammlungen von Täufergruppen oder an Trinkgesell-
schaften o. ä. gedacht.
237. Vgl. Job. Chrysostomos: In Matthaeum Homilia 82; MSG 58, Sp. 746.
238. Sterben.
239. Unrechtes.
240. Nehmen es auf sich.
241. Nichtachtung.
242. Vollständig, verbindlich.
 
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