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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0290
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DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549

Die dritte einrede.
Weyln man die predig vnd sacrament nach Gottes wort hatt vnd die diener des worts
sich yederman zum christlichen bericht vnd vermanen allzeyt willig wollen fünden
lassen vnd eyn yeder seinen nechsten im herren erkennen vnd besseren mag, souil Gott
yedem gnad darzu verleyhet, Auch die Oberkeit da ist, die das offenbare arge straffen 5
solle, So duncket0 vil leut, es seye nit von nöten, ein besonderep gemeinschafft vnd
brüderliche straff anzurichten. Nemlich weyl so vil leut von diser Sachen schewen vnd
onrhats dauon besorgen, So meinen auch etliche, man hebe271 272 bey qvnser dieserq zeyten
zu diser Sachen die gelegenheyt nicht, die man zun zeyten der Apostel gehapt, da der
Christen wenig gewesen sind vnd vnder steter Verfolgung, darumb sie auch vil bas haben 10
mögen zu solcher ge- | [125 a] | meinschafft vnd zücht gebracht vnd darin erhalten
rwerden dan yetzunderr, da der gantze vnd so eins grosser hauffe Christen sein will1272.
Antwort.
Erstlich ist es ia ein grosse gnad gottes, das vns die predig vnd h. sacrament nach seinem
wort hat verluhen, vnd eyn yeder christ mag ja daruon zum ewigen leben wol gelehret, 15
“ermanet vnd befordretu werdenv.
Zum andern ist das auch gewißlich war, vnd bekennens gern alle wäre Christen, das
kein christ vff diser erden so volkommen wurt, im ist von noten, das die brüder eyn
getrawes vffsehen vff in haben vnd in offt warnen. Darumb dan der h. geyst so ernstlich
vff dis werck christlicher gemeinschafft vnd liebe tringet in den Apostolischen schriff- 20
ten.
Zum dritten, so ist der Oberkeit nit möglich, auch nit ir befelh, die vntherthanen
durch gottes wort in allen jrr- | [125 b] | salen273 vnderweysen, aller gebrechligheyt
erinnern, zu allen gutten wercken ermanen, aller bösen wercken straffen. Dan ir ampt
ist, daß sie die religion vor allem vnnd dan alle andere noturfftigew vnd besserliche 25
geschefft bestelle vnd drob halte, aber durch eygne diener, zu der religion vnd anderen
solichen gemeinen geschefften verordnet. Es sollen die obernn auch schulen bestellen
n) add. am Rand: »D. Oberkeit«, neben der Überschrift: »man hat pred. v. sacr.« und darun-
ter:»nit von nöten« B.
o) dunchtB. - p) fehlt B. - q)-q) vnseren B.
r)-r) auch möglich: worden dan yetzunden. - s) fehlt B.
t) B hat im Text Unterstreichungen und am Rande Striche und Ausrufungszeichen.
u) -u) ermantet vnnd erforderet B.
v) gestr.: vund wier sollen nicht nach der waren gemeinschafft vnnd brüderlicher zücht im
herren, dan der herre dise nit mit wenigerm ernst hat befohlen vnd eingesetzet dan die predig vnd
brauch der Sacrament.
w) fehlt B.
271. Habe (Konj.).
272. Zwischen den Zeilen ist zu lesen, wie bedrohlich doch die Situation des Rates und der Stadt
ist angesichts des Argwohns der bischöflichen Kreise, die das Vorgehen der Prediger mißtrauisch
beobachten.
273. Irrtümer, Verirrungen.
 
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