33§
DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549
das man nemlich durch sein wort die suche, die er selb willig11 dar zu gemacht hat,
wolten wir v. g. h. vmmb gots willen gepetten haben, das sie wolten verordnen, das die
kirchspiel kinder, wie angefangen, nach einander erbetten185 würden zükomen vnd
zühören, was die christliche gemeinschafft seye vnd vermöge, vnd also sehen, welche
der herr hie zu wolte begnaden vnd ziehen oder nit. Vnd damit diß desto füglicher186 5
möchte gschehen, bitten wir auch, das sie die pfarren wolten lassen abteilen doch an den
orten, da man durch abgang der zween pfarren0 S. Martin vnd S. Andreas die end der
pfarren nit weißt187.
| [102a ] | Zum andern: So man die vemomen188 hette, die sich als bald selb willig
wolten in solche gemeinschafft christi begeben, das man als dann iedep pfarr in ir selb IO
den gassen nach auch abteylete, Vnd auß denen, die sich zu christlicher gmeinschafft
begeben, etliche in iederq gassen von den eyfrigsten vnd verstendigsten im herren wö-
lete, die ein besonder vffsehen vff die leut in iren gassen hetten, damit allen schäfflin
christi notwendiger rath möchte bei Zeiten bewysen werden.
Zum dritten: Das die selbigen in gassen verordneten mit den kirchspiel pflägem vnd 15
pfarrern vff die Sonnentag zu gelegner stunden züsamen kemen, einander züberichten,
was vnd wa zu besseren sein wolte.
Zum vierdten: Dasr, die weil der herre ie wille, das alle glider christi einander in im
erkennen189, lieben vnd erbawen, das man die gemeinde deren, die sich selb willig in
christliche gemeinschafft begeben, liesse gar züsamen kommen, ie in der vierdten oder 20
sechsten oder vffs lengest190 in der achten wochen, damit man sie als dann samptlich zu
recht christlicher gmeinschafft vnd vffbawungs lehret vnd ermanet, auch einen ieden,
der etwas zur besserung wüßte anzuzeigen hette, vnd da auch die man täglich dem
herren gewinnen möchte, ließ ire bekantnüß thün. Vnd damit dise christliche gsprech
weniger abschewhens191 vom schein der newerung haben4, möchte mann die zu den 25
vesper gepetten vff den kinder bericht halten.
n) add. L.
o) pfarrer S. - zwei Mal diese bezeichnende Verschreibung bei S; vgl. Anm. 187.
p) ieder L. - q) ieden L. - r) fehlt S.
s) verpfarrung L; Verlesung oder Schreibfehler? die Abschrift L ist offenbar nicht mehr durch-
gesehen und korrigiert worden.
t) korr. aus: hetten L.
185. Bestellt, gebeten. 186. Ordnungsmäßiger.
187. Im Jahre 152.5 waren die Kirchen St. Martin und St. Andreas durch den Rat geschlossen
worden (Adam, S. 6pf.). Am 18. Februar 152.5 hatte der Rat beschlossen, »den kirchspielkindem
von St. Andreas zu sagen, ... in andere pfarren zu gon« (Annal. Brant Nr. 4587); am 3. Dezember
1526 wurden die Gemeindeglieder von St. Martin angewiesen, zum Gottesdienst »halb in das
Münster, halb zu S. Thoman« zu gehen (Annal. Brant Nr. 4705). Seitdem hatte man keine Neuab-
grenzung der Pfarrbezirke vorgenommen. So waren seitdem in der Stadt in einzelnen Bezirken die
Parochialgrenzen strittig. Die Neugliederung der Parochien ist in diesen Jahren des Ringens um
eine Einführung bzw. Neuordnung der Kirchenzucht eine ständig wiederholte Forderung der
Pfarrer an den Rat.
188. Nach einem seelsorgerlichen Gespräch aufgenommen.
189. Anerkennen, annehmen.
190. Spätestens. 191. Abscheu (im Sinne von Verdacht, Argwohn).
DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549
das man nemlich durch sein wort die suche, die er selb willig11 dar zu gemacht hat,
wolten wir v. g. h. vmmb gots willen gepetten haben, das sie wolten verordnen, das die
kirchspiel kinder, wie angefangen, nach einander erbetten185 würden zükomen vnd
zühören, was die christliche gemeinschafft seye vnd vermöge, vnd also sehen, welche
der herr hie zu wolte begnaden vnd ziehen oder nit. Vnd damit diß desto füglicher186 5
möchte gschehen, bitten wir auch, das sie die pfarren wolten lassen abteilen doch an den
orten, da man durch abgang der zween pfarren0 S. Martin vnd S. Andreas die end der
pfarren nit weißt187.
| [102a ] | Zum andern: So man die vemomen188 hette, die sich als bald selb willig
wolten in solche gemeinschafft christi begeben, das man als dann iedep pfarr in ir selb IO
den gassen nach auch abteylete, Vnd auß denen, die sich zu christlicher gmeinschafft
begeben, etliche in iederq gassen von den eyfrigsten vnd verstendigsten im herren wö-
lete, die ein besonder vffsehen vff die leut in iren gassen hetten, damit allen schäfflin
christi notwendiger rath möchte bei Zeiten bewysen werden.
Zum dritten: Das die selbigen in gassen verordneten mit den kirchspiel pflägem vnd 15
pfarrern vff die Sonnentag zu gelegner stunden züsamen kemen, einander züberichten,
was vnd wa zu besseren sein wolte.
Zum vierdten: Dasr, die weil der herre ie wille, das alle glider christi einander in im
erkennen189, lieben vnd erbawen, das man die gemeinde deren, die sich selb willig in
christliche gemeinschafft begeben, liesse gar züsamen kommen, ie in der vierdten oder 20
sechsten oder vffs lengest190 in der achten wochen, damit man sie als dann samptlich zu
recht christlicher gmeinschafft vnd vffbawungs lehret vnd ermanet, auch einen ieden,
der etwas zur besserung wüßte anzuzeigen hette, vnd da auch die man täglich dem
herren gewinnen möchte, ließ ire bekantnüß thün. Vnd damit dise christliche gsprech
weniger abschewhens191 vom schein der newerung haben4, möchte mann die zu den 25
vesper gepetten vff den kinder bericht halten.
n) add. L.
o) pfarrer S. - zwei Mal diese bezeichnende Verschreibung bei S; vgl. Anm. 187.
p) ieder L. - q) ieden L. - r) fehlt S.
s) verpfarrung L; Verlesung oder Schreibfehler? die Abschrift L ist offenbar nicht mehr durch-
gesehen und korrigiert worden.
t) korr. aus: hetten L.
185. Bestellt, gebeten. 186. Ordnungsmäßiger.
187. Im Jahre 152.5 waren die Kirchen St. Martin und St. Andreas durch den Rat geschlossen
worden (Adam, S. 6pf.). Am 18. Februar 152.5 hatte der Rat beschlossen, »den kirchspielkindem
von St. Andreas zu sagen, ... in andere pfarren zu gon« (Annal. Brant Nr. 4587); am 3. Dezember
1526 wurden die Gemeindeglieder von St. Martin angewiesen, zum Gottesdienst »halb in das
Münster, halb zu S. Thoman« zu gehen (Annal. Brant Nr. 4705). Seitdem hatte man keine Neuab-
grenzung der Pfarrbezirke vorgenommen. So waren seitdem in der Stadt in einzelnen Bezirken die
Parochialgrenzen strittig. Die Neugliederung der Parochien ist in diesen Jahren des Ringens um
eine Einführung bzw. Neuordnung der Kirchenzucht eine ständig wiederholte Forderung der
Pfarrer an den Rat.
188. Nach einem seelsorgerlichen Gespräch aufgenommen.
189. Anerkennen, annehmen.
190. Spätestens. 191. Abscheu (im Sinne von Verdacht, Argwohn).