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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0348
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DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549

vffgehalten wirt19, ist auch leider nur zu fil am tage. Was dann auch hin vnd wider vff
den Stuben20 von gotslesteren, spielen vnd anderem vnordlichem leben furgaht, ist
schimpflich21, wa mans von vns erfaren will. Wa vnsere gn.h. gegen solchem übel allen
einen rechten ernst fürwandten vnd solche recht gotseiferige Herren ordneten, denen
fromme burger möchten vertraut22 anzeigen, wa es etwan ergerlich zugienge, vnd das 5
darnach durch dieselbigen auch gepurliche beforschung23 vnd thetliche besserung
wurde forgenomen, so wurden fromme burger auch wol genüg anzeigen, wa es etwan
wolte übel zugehen. Dadurch wurde dann mit ehleuthen vnd anderen offt grosser jamer
vnnd ergernüs furkommen vnd der schwere zorn Gottes, der vns alle onedas zu hart
drenget, abgewandt. Nun aber, da man sihet, das fil schweres arges öffentlich ge- 10
| [3 b] | triben vnd von der Oberkeit nit gestraffet, vnd dann etwan, die es8 anzeigen,
dermassen empfangen werden, auch so wenig straff darnach folget, das solche wol
sehen, das jr anzeigen jnen allein onrü geperen24 kan, so wirdt man des anzeigens vrtrüs-
sig25.
So fil dann vnser zweier jungst predigen belanget, so hab ich, Martin Bucer, nit ge- 15
sagt, das grosse vnd regiments personen in ehbruch vnd hurei stecken, sonder das jr
etliche des berüchtiget26 werden, das ist leider zu fil war. Hab aber dabei gesagt, jch
hoffe, es solle so böß nit sein, wer aber etwas daruon wißte, der solte die besserung
suchen durch die recht christlichen mittel: erstlich heimlicher, vertrauter Warnung
durch sich selb oder andere, darnach durch kirchenwarnung, Vnd wa alles nit helffen 20
wolte, durch die Oberkeiten. Wer aber nichs wissete, der solte des hohen götlichen
ampts der oberkeit verschonen; Vnd dabei angezeigt, wie schwere sünde seie, iemands,
geschwigen27 personen der oberkeit, also schwerlich verleumbden, da man der Sachen
keinen gründ hat oder nit vorgeprauchet28 die recht christlichen wege der besserung,
Also hab ich geredt, des bezeuge ich mich vff E.F.E.W. herr Clausen29 selb vnd andere 25
kirchenpfleger vnd zuhorer.
So fil dann mein Pauli Fagij predig belanget, antreffen30 das grewlich gotslesteren vnd
spielen, vff jüngsten grossen bett obend vnd tag31 beschehen11, befrage man, wie sich
| [4 a] | gepürt, die diener zur Lucernen32, vnd nit allein vor dise zeit, desgleichen auch
g) add. am Rand. - h) add.
19. Beherbergt wird (sich aufhält).
20. Zunftstuben (mit Ausschank).
zi. Lächerlich. 22. Vertrauensvoll.
23. Sachdienliche Untersuchung.
24. Unannehmlichkeit bereiten.
25. Überdrüssig.
26. Deswegen ins Gerede gebracht.
27. Geschweige denn ..., insbesondere.
28. Zuvor beschritten (gebraucht).
29. Claus Kniebis, Ratsherr und Kirchenpfleger.
30. Betreffend.
31. Der letzte Große Bettag war der 6. 12., die beanstandeten Predigten waren am 11. 12. gehal-
ten worden. Vgl. W. Bellardi, Die Geschichte, S. 59.
32. Zunftstube zur Luzerne am alten Kornmarkt Nr. 6, wo die Stett- und Ammeister ihren
Mittagstisch hatten. Vgl. Heitz, Zunftwesen, S. 48.
 
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