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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0397
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3. BRIEFMEMORANDUM

393

Ad 5. et 6. §239: Gelte hie die ernsten gepott Gottes 1. Cor. 14 [23 ff.] vnnd aller alten
Kirchen lehre vnnd haltung; vnnd so doch diß werck der Priester solle mit dem volck
aller ding gemein haben vnnd halten, wie der liebe Chrysostomus So ernstlich zeuget
Homil. 18 in Epistola ad Corinth.240, so richte manß dahin, das das volck auch ver-
5 stände, was nun | [93] | da doch auch in seinem Namen bettet vnnd dancket; vnnd das es
ein gemein gepet vnnd dancksagung seye, die von hertzen Gehe, Gelte hie auch, was alt
ist vnnd darzu jm wort gottes so ernstlich gepotten.
Der gemelte Canon geht wie der alten Meß gepet alda mit vilen Worten vff die gaben
der Christen, die die Famuli vnnd Famulae Dominj haben zusamen getragen; die lagen
10 vff dem altar, da man diß gepet thatte. Nun bringt man die gaben nicht mehr. Warvmb
will man dan vff die gepetten vil tringen, die von solchen gaben seind geordnet?
Es haben vor zeitten die Kirchen jede für sich solche gepet gemacht, demnach hat man
gesetzet, das man jn ieder Prouintz solte sich dieser gepett vergleichen241. Nun ligts ja
nit daran, das ebent die oder jene wort geprauchet werden, sonnder das es Schrifftli-
15 ehe242, Clare vnd ernste wort seyen. Den gedachten243 Canon aber ver- | ['94] | stöhn
freylich wenig, auch vnder den Priesteren, deßhalben das der brauch nit meer gehalten
wurdt, der da war, da dieser Canon erstlich ist gemacht worden, da nemlich alles volck,
oder doch ein grosser theil dauon, sein opfer bracht vnnd alles mit pettete vnd danckete
vnnd dan auch mit Communicierete, Also das der dienner dem volck allein das wort hat
2.0 furgesprochen. Vnnd wa für solle man erst vil erklerung vnnd außlegung anrichten,
das244 man doch die gepet woll also stellen kan, das sie keines erklerens bedorff? Man
solte ja die Christen an keine element der weit weder in wortten noch Zeichen binden;
das liecht Christi last vns in allein suchen vnd dem volgen, vnd dem joch Christi, nit der
menschen, vnderwerffen vnnd jmermer sehen, das Christus der herre erhahet245 vnnd
25 sein nam geheiliget werde, meer dan das wir vns selbs wolten vil erheben vnd bescho-
nen.
Ad 7>246: wa diese ding nach jm brauch smdt, da sehe man, das sie der Lehre der
Justification in der warheit dienen: wir müssen den vatter jm geist vnd in der warheit
anbetten247. Wa sie aber j [95] | ab seindt, sehe man, das alles dermassen temperieret vnd
30 gleicheit gesucht werde, die der verglichung in dem waren glauben diene, befurderlich
vnnd nit abbruchlich248 seye.
Ad 8.249: Wa man Horas Canonicas wil halten, sehe man, das sie Canonicae seyen

2.39. Art. 26, Abs. 5: Auslegung des Kanons (s. oben); Abs. 6: Ablehnung aller abergläubischen
Zutaten, Beibehaltung der äußeren Zeichen als Erinnerung (Mehlhausen, S. 136).
240. Joh. Chrysostomus: In Secundam ad Corinthios Ep. Commentarius. Homilia 18,3 ; MSG 61,
Sp. 527.
241. Übereinstimmung herbeiführen.
242. Schriftgemäße.
243. Angeführten, erwähnten.
244. Da.
245. Verherrlicht (erhöht).
246. Art. 26, Abs. 6 (Mehlhausen, S. 136).
2-47- Vgl- Jo 4,2-4-
248. Nachteilig.
249. Art. 26, Abs. 7 (Mehlhausen, S. 136/138).
 
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