DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549
496
etwan z also gehalten worden, das wirs nitt als vnchristlich zuuerdammen haben, das wir
doch darmit wurdenn von vnsem bessern vnd schrifftlicheren lehren vnd gepreuch
abtretten vnd so vil vnser warhaffte göttliche Confession vnd also gottes wort verlassen
vnd dadurch bei onsäglich vilen guthertzigen leuthen schwereste ergernuß anrichten 86 ,
a die noch in b päpstlichem aberglauben diser dingen stecken a , in solchem aberglauben 5
stercken, die schwachen im verstand diser dingen jrr machen, die verruchten vnd epicu-
rischen päpstler 87 zu mehr trutz vnd hohn wider Christum vnd die seinen anreitzen,
filen guthertzigen leuthen, die lengist zur warhait Christi getretten, vnsere Confession
vnd also die gewiß lehre Christi, wie wir die nun so lang gefuret, etwas verdechtig oder
aber ab der lehre vnd Sacramenten Christi abscheuch machen, die c wir hmfur, wiewol 10
noch rein vnd recht, aber neben den wider vffgerichten eussern kirchen Zeichen vnd
gepreuchen treiben vnd halten wurden.
Nun sehen wir alle, wie hart vnd ernstlich die gewaltigen vff erden vff ir recht, ehr
vnd reputation dringen vnd das aller geringest, so demselbigen nur scheinet wollen
abbruchlich oder verletzlich sein, nitt zulassen, weder in Worten noch thäten, wa sie 15
d das jmer d wehren künden. So ist ja die maiestat, gewalt vnd herlichkait vnsers gottes
vnd hern Jesu Christi onendtlich 6 grösser dan aller gewaltigen vff erden. So sind wir jm
auch onendlich mehr schüldig, sein recht, ehr vnd herlichait mitt allem höchsten vleiß
vnd trewen zubekennen vnd zuverwaren, dan einige diener weltlicher herren das jren
herren immer mögen schuldig sein oder auch thun. 20
Derhalben künden wir zunichten rathen, das gewisse vnd offenbare verduncklung
vnd Verkleinerung der lehre vnd Sacramenten Christi mit verwirren vnd betrüben so uil
guter gewissen vnd schwere trutz vnd lesterung der bösen wider Christum, sein h. wort
vnd volck bringen möchte, wie aber f gewißlich bringen wurde, wa wir f etwas eusserer
Zeichen vnd gepreuch solten annemen, dauon wir kein gottes wort oder auch einige 25
beforderung der gotseligkait bei iemands mögen anzaigen, So nemlich der gegentheil in
allen seinen mißbreuchen solle verharren. Wa gott aber hette gegeben, das durch die
Kay. Mt. bei den anderen Stenden doch so uil were erhalten, das sie allain die lehr von
der Justification, von dem rechten® geprauch | [2.2.3 a J I der Sacramenten, von den
opfferen vnd von dem Verdienste der hailigen nur so gut, wie sie im Interim stath, hetten 30
auch bei inen wollen trewlich zupredigen verschaffen, die gantze h Communion des
h. Abentmals halten vnd die pfarren mit recht tauglichen, trewen, züchtigen dienern
z)-z) etwan ist A, B, K.
a) —a) korr. aus A, B, K; die noch päpstlichem aberglauben disen dingen stecken in solchem
aberglauben D.
b) ehltD. - c) das A, B.
d) -d) daz mehr A; es nur B, F.
e) onendtlicher A, B; one endtlichen K.
f) -f) D, K; fehlt A, B. - g) gerechten A, B, F. - h) gantzen D.
86. Abusus qui sepius [sepissime?] recipitur in Interim [Marg.J. - Wahrscheinlich von B.s Hand.
87. B. denkt hier an die zur alten Kirche zurückgekehrten humanistischen Rationalisten wie
An ton Engelbrecht und Wolfgang Schultheiß, die er neben anderen seit etwa 1530 als »Epikuräer«
bezeichnete. Vgl. W. Bellardi, Anton Engelbrecht, S. i8jff.; ders., Wolfgang Schultheiß. Vgl. in
diesem Bd. Anm. 71, S. 68.
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etwan z also gehalten worden, das wirs nitt als vnchristlich zuuerdammen haben, das wir
doch darmit wurdenn von vnsem bessern vnd schrifftlicheren lehren vnd gepreuch
abtretten vnd so vil vnser warhaffte göttliche Confession vnd also gottes wort verlassen
vnd dadurch bei onsäglich vilen guthertzigen leuthen schwereste ergernuß anrichten 86 ,
a die noch in b päpstlichem aberglauben diser dingen stecken a , in solchem aberglauben 5
stercken, die schwachen im verstand diser dingen jrr machen, die verruchten vnd epicu-
rischen päpstler 87 zu mehr trutz vnd hohn wider Christum vnd die seinen anreitzen,
filen guthertzigen leuthen, die lengist zur warhait Christi getretten, vnsere Confession
vnd also die gewiß lehre Christi, wie wir die nun so lang gefuret, etwas verdechtig oder
aber ab der lehre vnd Sacramenten Christi abscheuch machen, die c wir hmfur, wiewol 10
noch rein vnd recht, aber neben den wider vffgerichten eussern kirchen Zeichen vnd
gepreuchen treiben vnd halten wurden.
Nun sehen wir alle, wie hart vnd ernstlich die gewaltigen vff erden vff ir recht, ehr
vnd reputation dringen vnd das aller geringest, so demselbigen nur scheinet wollen
abbruchlich oder verletzlich sein, nitt zulassen, weder in Worten noch thäten, wa sie 15
d das jmer d wehren künden. So ist ja die maiestat, gewalt vnd herlichkait vnsers gottes
vnd hern Jesu Christi onendtlich 6 grösser dan aller gewaltigen vff erden. So sind wir jm
auch onendlich mehr schüldig, sein recht, ehr vnd herlichait mitt allem höchsten vleiß
vnd trewen zubekennen vnd zuverwaren, dan einige diener weltlicher herren das jren
herren immer mögen schuldig sein oder auch thun. 20
Derhalben künden wir zunichten rathen, das gewisse vnd offenbare verduncklung
vnd Verkleinerung der lehre vnd Sacramenten Christi mit verwirren vnd betrüben so uil
guter gewissen vnd schwere trutz vnd lesterung der bösen wider Christum, sein h. wort
vnd volck bringen möchte, wie aber f gewißlich bringen wurde, wa wir f etwas eusserer
Zeichen vnd gepreuch solten annemen, dauon wir kein gottes wort oder auch einige 25
beforderung der gotseligkait bei iemands mögen anzaigen, So nemlich der gegentheil in
allen seinen mißbreuchen solle verharren. Wa gott aber hette gegeben, das durch die
Kay. Mt. bei den anderen Stenden doch so uil were erhalten, das sie allain die lehr von
der Justification, von dem rechten® geprauch | [2.2.3 a J I der Sacramenten, von den
opfferen vnd von dem Verdienste der hailigen nur so gut, wie sie im Interim stath, hetten 30
auch bei inen wollen trewlich zupredigen verschaffen, die gantze h Communion des
h. Abentmals halten vnd die pfarren mit recht tauglichen, trewen, züchtigen dienern
z)-z) etwan ist A, B, K.
a) —a) korr. aus A, B, K; die noch päpstlichem aberglauben disen dingen stecken in solchem
aberglauben D.
b) ehltD. - c) das A, B.
d) -d) daz mehr A; es nur B, F.
e) onendtlicher A, B; one endtlichen K.
f) -f) D, K; fehlt A, B. - g) gerechten A, B, F. - h) gantzen D.
86. Abusus qui sepius [sepissime?] recipitur in Interim [Marg.J. - Wahrscheinlich von B.s Hand.
87. B. denkt hier an die zur alten Kirche zurückgekehrten humanistischen Rationalisten wie
An ton Engelbrecht und Wolfgang Schultheiß, die er neben anderen seit etwa 1530 als »Epikuräer«
bezeichnete. Vgl. W. Bellardi, Anton Engelbrecht, S. i8jff.; ders., Wolfgang Schultheiß. Vgl. in
diesem Bd. Anm. 71, S. 68.