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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0523
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io. GNAD, TROST VND STERCKE

519

lehre, Sacrament vnnd kirchenzucht sein? Das were dem gutten hirten Christo zu nahe
geredt132, der die seinen nimmer mehr133 an einigen nützlichen vnd heilsamen gaben
vnnd diennsten verlasset.
Ferner werden in diesem § acht orden vnnd gradenx des kirchendiensts erzelet134, der
5 Bischouen, yder Priester7, der Diacon, der Subdiacon, der Acolüthen, der leser, der
beschwerer, der Thüerhütter. Aber die werck vnnd dienste diser orden vnd graden sindt
aber leider bey dem gegentheyl niergett | [232 b] | recht vorhanden. Die Bischoue sollen
selb die lehre, die Sacrament vnd zücht Christi zum fürnemisten werck jres ampts vffs
aller ernstlichst, doch mit rath vnnd hilffe der priester, die dieser2 dienst mit den Bi-
10 schöuen sollen auswartten135, verrichten. Darumb jnen beyden nit allein alle weltliche
geschefft vnd sorg, sonder auch andere kirchen geschefft verbotten seindt aus gottes vnd
der Canonum gebotten, ja, auch das singen ist jnen bey dem bann verpotten136.
Der Diacon vnd Subdiacon dienst ist fürnemblich: der versehung der armen auswar-
ten vnd daneben zur zücht Christi zu dienen, wie auch zu den h. Sacramenten, wie sie
15 dann bey den h. ämpteren137 auch lectionena lesen; vnd die diacon sollen den kelch
Christi auspenden. Allein Euangelien vnnd Epistel lesen ist nit, das jr dienst erfordert.
Die Acolüthen sollen vff die Bischoue vnnd Priester warten138 von wegen des diensts
vnd der zeügnüs. Dann die Canones den Bischouen vnnd priesteren keine weltlichen
diener zulassen, sonder allein bewerte clericen. Vnnd ob die Acolüthen wol auch bey
2.0 dem H. Abendtmal etwas an den geschirren139 dienen, so ist doch das nitt jr ampt allein,
noch fiel weniger allein die kertzen tragen, wie es in mißbrauch kommen.
Die Leser sollen dem volck Christj täglich die Bibel in verstendlicher sprachen verle-
sen.
Die beschwerer140 hatt bman lengistb nit mehr, die nemlich aus krafft des H. Geistes
25 kondten teuffel vonn den leuthen außschweren.
Thürhütter hatt man auch nit, vnnd solte sie aber haben, das die tempel verhiettet141
wurden vor allem vngöttlichen thun vnnd nit dann allein zu den heyligen versamblun-
gen eröffnet, auch zu den H. Sacramenten niemandt gelassen, dann der darzu gehörett.
x) grad E, K. - y)-y) add. am Rand (von anderer Hand) D.
z) diesen D. - a) gestr. D. - b)—b) lengist man E.
132. Mit Worten zu nahe getreten, gekränkt.
133. Ohne ... läßt.
134. In IT, Art. 20, Abs. 2 (M eh Ihausen, S. 94) werden nur sieben Grade genannt; es fehlt der
Bischof, der neben dem Priester keinen besonderen Grad darstellt: »priester, evangelier (B.: Dia-
con), epistier (B.: Subdiacon), acolüthen, leser, beschwerer,thurhueter«. Die Frage bleibt offen, ob
die Zahl 8 und die anderen Bezeichnungen der beiden Ämter (Diacon und Subdiacon) schon in B.s
Vorlage standen und diese in einzelnen Abschnitten, wie z. B. Art. 20, Abs. 2, vom endgültigen
Wortlaut des Interims (Text von Mehlhausen) abwich.
135. Obliegen, versehen.
136. Was kann hier außer dem Chordienst, der doch auch Priestern oblag, gemeint sein?
137. Gottesdiensten.
138. Aufwarten, für sie sorgen, sie bewachen usw.
139. Altargeräten.
140. Exorzisten (Beschwörer).
141. Bewahrt, geschützt.
 
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