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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0559
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13. ANTWORT DER PREDIGER

555

der Religion halb zugesagt, sie bey deren bleyben zu lassen33 biß zu güttlicher Christli-
cher erorterung dieses spans34 durch ein frey Christliches allgemeines oder National
Concilj oder ein Reichs versamlung, jn deren nemblich diese Religion Sachen weren, wie
es vff den Reichstagen alter geprauch vnd recht ist, vnd auch dieser höchsten vnd Gottli-
5 chen Sachen art vnd eigenschafft erfordert, erörteret vnd berathschlaget werden, deren
noch keins, wie es verheyssen, ist erstattet worden.
Vnnd demnach wir noch nit vermercket, das dieser Statt jre solche altherbrachte vnd
wider bestettigte recht vnd freyheit weder mit recht noch mit der that jerget jn verrücket
seyen, haben wir biß her auch vnsere predigen vff die maß gerichtet, die vns Gott in
io seinem gesatz vnd propheten hat gepotten vnd fürgeschriben, das wir nemblich E.G.
vnd die Gemeinde als ein freyes volck j [165 b] | vnd Statt Gottes haben vermanet, sich
vnserem Gott vnd heiland in allem thün, vnd so fil mehr in der Religion, gantz vnd rein
zubehalten, der Kay. Mt. vnd meniglich wol alle gepür zum völligsten11 anzubieten vnd
zu leisten, Sich aber vnd jr Volckh mit nichten etwar35 mit zubeladen oder auch iemandt
15 solches zuthun raum oder platz zugegeben, das dem beuelch vnsers einigen heylands
Jesu Christ), des herren aller herren jn himel vnd vff erden, entgegen vnd zuwider ist.
Wie dann liecht vnd finsternüß, Christus vnd Belial sich bey einander nit dulden, vnd
der Tempel Gottes mit den Götzen nichts solle zuthun haben vnd wir vns, so wir anders
wollen Gottes Volckh vnd kinder sein vnd jn jnn mitten vnder vns haben, von allem
2.0 vnreinem absonderen vnd des nichts müssen anrüren, wie 2.Cor. 6 [14-18] geschriben
steht.
Dagegen haben E.G. vns wol zu mermalen erinneret, jn was vnuermogen diese Statt
körnen, was gehorsame die Kay. Mt. auch des Interims halben bey 'so fil der anderen1
Stenden erlanget habe, wie vngleich36 auch vnd schwachglawbig die burger seyen, Vnd
2.5 darauß wollen schliessen, es habe diese Statt die freyheit nicht mehr, wie sie die hieuor
gehabt. Vnd dann hierauf an vns begeret, die freyheit | [166 a] | vnd scherffe in straff der
falschen Religion vnd derselbigen vfftringer37 vnd vertediger etwas einzuziehen vnd zu
milteren, doch das dem reinen Euangelio Christj nichts werde abgesprochen. Diß
E.G. erinnerung vnnd beger haben wir auch warlich allemal tieff behertziget vnd nie
30 gering geschetzet, Vnser etliche auch die predigen daher mehr gelindert, dann vnser
gewissen haben wol ertragen mögen.
Dann wir allwegen zu bedenckhen gehabt, das ja vnser Herre Jesus allhie als bey
seinem volckh vnd in seiner Statt, wie dann hie iederman vff seinen namen getauffet ist,
solle mit allem gewalt regieren, vnd das hie einigem widerchristlichen thün nit der
h) korr. aus: willigsten. - i)—i) add. am Rand statt gestr.: allen.
33. Am 3. Februar 1547 hatte der Rat die Friedensbedingungen des Kaisers den Schöffen be-
kanntgegeben mit der ausdrücklichen Erklärung: der Kaiser wolle der Stadt ihre althergebrachten
Privilegien und Freiheiten belassen und in Religionsangelegenheiten alles »ordentlich und gütlich
vergleichen«. Vgl. Adam, S. z6zff.
34. Zwistes, Streites.
35. Wörtlich: irgendwohin. Mit nichts.
36. Schwankend!?], oder: unterschiedlich (in der Beurteilung der Lage).
37. Verfechter (im Sinne von Einpeitscher).
 
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