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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0615
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16. RHATSCHLAG/FERNERE ERCLÄRUNG

611
von den manigfeltigen gaben des h. Geysts, die er auß teylet, nit nach den Stenden oder
namen der menschen, sonder nach dem er will, vnd das der herre seinen heyligen geyst
allen denen, die in drumb bitten, zu geben verheyssen hat; Item das der gerecht seines
glaubens lebet77. Zu dem allen hatt man auch fil herlicher zeugnuß der h. vetter anzufü-
5 ren. Doruff mochte der getrewe diener Christi dann sagen: Da bey ist aber auch wol
zubedencken, das der h. geyst ruwet bey denen, die eins demietigen | 208 b | zerschlagen
geysts sind78 vnd sich entsetzen ab dem wort des herren. So solle man auch die vorge-
setzeten der kirchen, die trewlich arbeyten am wort vnd das wort Gottes recht schney-
den79, in eren vnd vor äugen haben vnd sie gern hören. Dann wa die wollen ires ampts
10 getrewlich auß warten, so gibt inen der herre auch so fil meer ernsts vnd gnad darzu.
Vnd findet sich dann, wer sie hört, das der den herren selb höret, vnd wer sie verachtet,
das der den herren verachtet80. Aber noch sind sie mit allem, das sie vom herren em-
pfangen haben, wan sie gleych S. Peter vnd Paul selb weren, der gemeinen Gottes, vnd
dieselbige ist Christi, wie Christus Gottes i.Cor. 3 [2.3]: Sie sind diener Christi vnd
15 ausspender göttlicher geheymnussen81.
Was dann der gegenteyl für spruch der H. Schrifft oder der vetter vff einen falschen
sinn hett einbracht, die zeige dann der diener Christi auch an vnd zeiget da mit, was ir
rechter natürlicher verstandt seye vnd wie sie mit dem, so er vor einbracht, stimmen;
Vnd11 erkleret also, was der herr vnd welchen fürsteheren seiner kirchen verheyssen
20 habe, vnd wie die sollen den kirchen vorstehn vnd von dem volck Christi geert vnd
| 209 a | gehöret werden.
Alß da die ansetzer des Interims in den zweyen Capitulen De ministris Ecclesiae82 et
De pontifice summo et episcopis83 haben die Sachen dahin wollen richten, das die ge-
meinen leyen vnd leut sich, vmb die lehre Gottes auß göttlicher Schrifft zu erkennen
25 vnd damit ein glauben vnder jn erbawen, nit bekumeren sollen, sonder dem Papst vnd
den genanten Bischouen drüber vertrawen vnd denen schlecht84 glauben vnd gehorchen
in den religion Sachen, gott gebe, wie sie es machen, Da haben diese tichter etliche
spruch der h. Schrifft eingefüret, einen ex Ephes. 4 [1 xf.J, den anderen ex act. 13 [2],
jtem von dem befelch, Petro gegeben, die scheflin des herren zu weyden Joh. vlt.
30 [21,17], vnd dann einen spruch auß dem h. Cypriano85 von einigkeyt der kirchen vnder
einem bischoue, Vnd haben darauß dann schliessen wollen, das die gaben des h. Geysts,
die göttliche lehre, dem volck nützlich für zu bringen vnd die H. Sacrament zu verrich-
ten, wurdt nit allen Christen, sonder denen allein gegeben, die darzu ordenlich beruffen
n) folgt Merkzeichen mit der Zahl 25; vermutlich Notiz eines Abschreibers, dessen Abschrift
aber nicht erhalten ist.
77. Vgl. Lk 11,13 ’ Hab 2,4; Ro 1,17.
78. Vgl. Jes 56,15.
79. Sinngemäß, eine Entscheidung herausfordernd, verkünden (vgl. Hebr 4,12).
80. Vgl. Lk 10,16.
81. Vgl. 1 Kor 4,1.
82. IT, Art. 12 »De ministris ecclesiae« {Mehlhausen, S. 71).
83. IT, Art. 13 »De pontifice summo et episcopis« {Mehlhausen, S. 71).
84. Schlicht.
85. Vgl. Cyprian: Ep. 58,5; 66,5; CSEL 3,2, S. 672. 730.
 
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