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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Wilhelmi, Thomas [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 18): Nachträge 1541 - 1551 sowie Ergänzungen und Korrekturen — Gütersloh, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30530#0033
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1. ein sehr väterlicher ratschlag

Vnd von ettlichen Religion sachen, die man vileicht den Protestierenden stenden
zulassen möcht, welliche doch nit die weßlichen ¹ stuck vnsers Christlichen
glaubens betreffen.

Man nemm an allenthalben die stuck, darinn die Religion auff ir selbs besteht
vnd die von nohtwegen von der Religion erfordert werden, von welchen auch
niemants zulieb etwas nachgelassen werd, so ist die einhellikeit schon funden,
souil die Protestierenden belangt.

Damit, so sich die Altglaubigen Fürsten deren ding halben ein mal entschlossen
hetten, das man dann ein andere versamlung mit etlichen protestierenden fürsten
nach den drey künfftigen wochen hielt, in der man handelt, von der vereynigung
des Teutschen lands im glauben vnd der hilff wider den Türcken. Jn
wel- | A4b | liche versamlung man auch die gsanten des Christlichen Königs
zulassen sol.

Es haben aber der Römisch bischoff vnd seine Rhomanisten die sach dahin
bracht mit jren practicken, das man da nit von der einhelligkeyt im glauben,
sonder von widerbringung verlorens gewalts vnd zueygenung vnd bestätigung
der kirchen güter zu handlen vndernam. So doch das die höchst rauchloßigkeyt
² ist, das die jnen einigen gewalt in der kirchen an massen sollen, die
nichts minder seind dann fürsteher der kirchen vnd das sy der selben güter
sollen haben, welche doch allein verwendt sollen werden auff die einigen waren
diener Christi vnd arme leüt, so dise dagegen die selben mit geschwinden
griffen zuwegen bringen vnd lästerlich vergeuden vnd verschwenden.

Als aber der genant Durchleuchtig Herr von Granuella seiner erwürdigsten
herrlicheyt meinung darüber begert zu vernemen, wiewol dann schon etwas
dauon geredt war worden, Noch dweyl beschlossen ward, das sein Erwürdigste
herrlicheyt gedächt vnd jren Maiestaten | A5a | furschlug, Auff was weyß sie
bedunckt, das man möcht (on verletzung der religion sachen) dem Turckischenn
handel begegnen, Do hatt sie jhre meynung mit gebürlicher scham auff
solche weyß zu verston geben. Es sollen jre Maiestaten vor allem wissen, das
vnnser aller heyligster Herr waren frid vnnd eynigkeyt des deutschen lands beger,
doch also, das der selbig frid nit ein mißhelligkeit vnnd vnfrid mit Got mache.

Ja, mit dem jrdischen vnd Römischen got, dann so er warlich begert, bey dem
waren got friden zu haben vnd bey andern zu erhalten, so wurd er weit anders
leben, leren vnd regieren. Nu aber, dweil allen englen vnd menschen bekantt
ist, das alles sein leben, leeren, heissen vnd rhaten feindtlicher weyß wider got

1. zur Form vgl. Grimm 29 (= XIV,1,2), Sp.592, s. v. wesentlich.
2. sc. Ruchlosigkeit. Vgl. Grimm 14 (= VIII), Sp.251 f.

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