Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Wilhelmi, Thomas [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 18): Nachträge 1541 - 1551 sowie Ergänzungen und Korrekturen — Gütersloh, 2015

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30530#0035
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
5

10

15

20

25

30

1. ein sehr väterlicher ratschlag

ficht vnd streit, So sol wol glaublich sein, das er sorg hab, so die leüt einhellig
werden, das sie von Gott abgescheyden werden; darumb verbeüt er ein vereynigung
anzunemen, die zwitracht gegen got geber.

Dann sein heyligkeyt wünscht nicht meh, dann wie der wütend vnd greülich
| A5b | gwalt des aller mächtigsten feindts, des Türcken, mit aller macht der
Christen gedempt vnd vertriben mög werden.

Was geht den Römischen bischoff an, das der Türck ein ewiger feind der
Christenheyt ist? anders dann das er ein gsellen hat, das reich Christi zuwiderfechten,
das er auff das aller greulichst, als er jmmer kan vnd mag, mit dem
schwert vnd feür durchächt ¹ . Aber das geschwer ² beißt jn an eim andern
ort, dann er sicht, das ein ander im nach seiner tiranney stellt, der nit zu geben
wirt, das der Römisch mutwill also vnngehindert außschweiff, den selben
feind zu vertreiben, braucht er sein alte kriegßrüstung, die der Römisch hoff
lang in brauch gehabt, das er die Christlichen Fürsten an die spitzen stell vnd
aller nationen leib vnd gut vorsetz, damit sein tiranney beschirmpt werd vnd
er daheim in guter ru der andern geferlicheit gern sehe vnd so der selben
macht geschwecht ist worden, das er sy jm dest leichtlicher vnderwürflich
mach.

Dazwischen mag er seine hurn sün vnd döchter mit dem gut groß vnd
mächtig machen, das allein zu errettung des Christlichen namens vernützt
solt werden. Was bedeut das anders, das er dem aller Durchleuchtigsten Kö-
[nig] Ferd[inand], der on vnderlaß mit Türckischen kriegen verwickelt ist, die
Annata durch die Teutschen kirchen jüngst | A6a | nit hat wöllen zustehn lassen,
den Türcken damit den Christen vom halß zu vertreiben in Hungern vnd
Jllirico, so doch bewißt, das solchs offt gegünnet ist worden, Rom vnd Jtalia
damit zu helffen?

Aber doch so vil den handel der gegenwürtigen versamlung der protestierenden
vnd altglaubigen belangt, da man von der Religion vnd friden des Teütschen
lands handlen sol, meint sie das wol zübedencken sein.

Die so auß gmeinem glauben des Euangelii vnd nit mit gemeiner verwilligung
mit dem fleisch vnd der welt altglaubig seind, denen ist von nöten, offentlich
zu protestiern wider souil schantlicher verhörgung ³ vnserer religion oder, wa
jnen solchs ye nit gedeyen mag, doch mit heimlichem seufftzen solchs vor
Got zu bekennen. Dann die er hie Fürsten nennt, die haben sich nit vnder-

1. verfolgt, quält. Grimm 2, Sp. 1578.
2. eitriges Geschwür, auch: einem Geschwür ähnlich gedachte religiöse Verirrung. Frühneuhochdt.
WB 6, Sp. 1397–1400.
3. Vernichtung, Verheerung. Grimm 25 (= XII,1), Sp.563.

31
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften