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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Wilhelmi, Thomas [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 18): Nachträge 1541 - 1551 sowie Ergänzungen und Korrekturen — Gütersloh, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30530#0075
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1. ein sehr väterlicher ratschlag

zen, vnd wann jhnen gefelt, wider der würden zu berauben, welches sie auch
auß lauterem mutwillen mit höchstem nachteil vnd schaden der Christenheit
offt gethan haben. Die Bistumb, Aptyen vnd feißten pfründen nemen sie von
den fürsten allein auff bit, on alle ordenlich wal; das wirt dann nit anders denn
für ein besoldung der hoff dienst geachtet; | D3a | da wirt der gwalt des behö-
rens oder probierens, den die Canones den Fürsten zugeben, gar nit geachtet.

Noch müssen die Protestierenden, die dem Keyser den gewalt gern erhielten,
für feind, widersacher vnd auffsetzige, die Bäpstler aber für fründ gehalten
werden. Aber sy sagen, so das oberst gericht des Keisers verschmecht
wirt, wie die Protestierenden thund, so ist von nöten, das auch die Keyser[liche]
Maie[stät] zu grund gehe. Da zu sagen die protestierenden, das sie inn
dem, das sie sich wider die vnbillichen vrtheil streussen ¹ , nit gern wolten, das
das Camergericht zu grund gieng, sonder das es mit gutem recht vnd frommen
leuten bestätigt würd. Dann in Religion sachen ein vrtheil erwarten bey
den richtern, die offentlich die größten feind der waren religion seind, die
nichts (so vil in jnen ist) nit vnderston, auch ander leut darauff hetzen, damit
alle die vmbbracht werden, die der waren religion anhangen, was wer das fur
ein thorheyt, namlich so man sein wol müssig stehn kan?

Vnd sie on gestrafft in aller anderer gütter vnd leben wüten mögen.

Die protestierenden seind warlich greuliche wüterich, dweil sie die noch für
jhre burger | D3b | tulden, ja denen sie mehr dann anderen burgeren freiheiten
zulassen, da sie doch gwiß seind, das die selben sich mit jren todtfeinden verbinden
vnd täglich jren schaden mit den selben feinden begeren zu fürdern,
dann sie könden nit verbergen, was sie gesinnet seind, wa jrer Religion mitgnossen
das Regiment füren, da erdencken sie nur die grösten vnd ongehör-
sten marter, ʲ die Christen ʲ dadurch hinzurichten.

Darumb mag kein wiriger ² vnd bstendiger fried auß denen früntlichen handlungen
gehabt werden, wir wolten dann ein solchen friden haben, der alle wirdigkeit
des bäpstlichen stuls vndertruckt vnd die alt religion mit füssen tret,
dazu auch all ordnung der kirchen zerrüt vnd zerbräch.

Jst das die wirdigkeyt des Apostolischen stuls, das er Apostolische zucht
leyst? ist das die alt religion, die Christus gelert hat? ist das die ordnung der
kirchen, die der Herr Christus vnd der heilig geist durch die Apostel eingsetzt
hat? wer ist dann der, der die wirdykeit des Apostolischen stuls vndertruckt?
der die gmein religion mit füssen trit? der alle ordnung der kirchen zerrüt vnd

j)–j) Drf. die Christen.

1. sträuben, empören, aufbäumen. Götze, S.211.
2. dauerhafter, beständiger. Grimm 29 (= XIV,1,2), Sp.1573–1574.

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