Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Wilhelmi, Thomas [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 18): Nachträge 1541 - 1551 sowie Ergänzungen und Korrekturen — Gütersloh, 2015

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30530#0099
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
5

10

15

20

25

30

35

1. ein sehr väterlicher ratschlag

Ja recht, es haben sich die heyligen nie beschwert, ein gottselig Consilium zu
halten, wer jnen auch jetz nit beschwerlich, wo es nit von dem Bapst vnd seynen
creaturen (denen vnleydlich ist, in ein rechtgschafne erkündigung zu
kommen) verhindert würdt, Dann es habens warlich alle frumme, gottselige
menschen vor langst mit fleyssigem gebet von Gott gebetten, Aber wie es bißher
vergeblich geschehen ist, also ist auch in kunfftigen nichts bessers zu verhoffen;
es werdens dann die fürsten selbs, ob es dem Bapst schon leidt vnnd
zu wider sey, außschreyben vnd halten.

Vnnd am ersten die altglaubigenn bunds gnossen, durch welche in eim artickel
(wie obengesagt) erkant vnd geschworen worden ist, das sie wöllen allen
müglichen fleyß anwenden, das ein Consilium werd, welches auff dem tag zu
Regenspurg on bewilligung Keys[erlicher] Maie[stät] beschlossen ist worden.

Wolt gott, der bundt wer nit meh gmacht worden, die gutten abzuschrecken
von eyner reformatz, dann das durch das Consilium die laster der geystlichhen
gebessert wurden.

Hertzog Jörg von Sachsen ist wol ein vr- | F1a | sacher geweßt, das diser artickel
vom Consilio eingemischet wurd. Mit was willen jhn aber des Bapsts
creaturen hernach zugelassen haben, das wurd der handel selbs bezeügen, ob
sie sich schon der sach nit annemen, das sie doch nit thund. Dann das ist jhr
gewonheyt vnd brauch, so offt sie mit einer reformatz angestrengt werden
(wie Hertzog Georg dazumal thet), das sie ein Consilium versprechen, daran
sie nit zweyfeln, das sie es nach jrem willen wider hindern mögen.

Die zeit gibt auch bequemlicheyt dazu, dann dieweyl Kei[serliche] Maie[stät]
vnd der aller Christlichst König auß Franckreich inn der handlung des fridens
seind, darzu hoffen ist, das es (will Gott) zu eynem guten end reychen soll. Vnd
dweyl vnder jren Maiestaten ein solich vereynigung der gemüter gemacht ist
vnd sovil zeichen der gutwilligkeyt yederman erzeigt seind worden, so werden
aller jrer länder Fürsten sicher vnnd bequemlich dazu kommen mögen.

Wie die Bäpstler begerend, das ein war vnd gottsälig Consilium gehalten
werd, also | F1b | befleissen sie sich auch, das die grossen heupter ᵗ der sachen
gar eins werden. Jst nu aber das die best bequemlicheyt, ein Consilium zu halten,
wann die zwey grossen häupter, der Keyser vnd König von Franckreich,
vereinpart seind? wie ist es dann zugangen, das der Bapst Paulus der dritt sein
Mantuanisch Consilium außschrib zu der zeit, da dise zwen Fürsten mit einander
stritten vnd er nit destweniger im schein anfieng, das Consilium zu halten?
Bald aber, als der zehen järig anstand oder frid gemacht vnd vnder jnen
beschlossen ward, da manet er die wider ab, die er gehn Mantua geschickt het,

t) Drf. henpter.

95
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften