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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Wilhelmi, Thomas [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 18): Nachträge 1541 - 1551 sowie Ergänzungen und Korrekturen — Gütersloh, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30530#0121
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1. ein sehr väterlicher ratschlag

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meh schedlich sey vnd zur grössern erzornung Gottes reych, der Teütschen
hilff wider den Turcken entbären oder das der Gottsdienst vnd Religion zü-
scheytern gehen.

Sind dann die Protestierenden so gottlose leüt, das kein frid mit jnen zu machen
ist, es werdt dann vor der Gotsdienst verkert vnd die Religion außgereütet?
Es ist nit woll zu glauben, das die, so die summ jrer leer an tag geben haben
vnnd nichts anders begeren, dann das sie von allen gotssäligen erkündiget
werd, bereyt, allen guthertzigen rechenschafft der selben zu geben, vnd die
keyn vrtheyl der kirchen fliehen, dohin trachten solten, das der war Gottsdienst
vnd Religion zerstört würden. Was ist aber von nöten mit vil mütmossungen
zu streytenn? Als ob die warheit so tieff müst erfür gegraben werden,
do doch nichts hellers am tag ligt. Es ist freylich ein feyner, reyner gotsdienst
vnder dem Bapst, do so vil götter auffgericht, so vil hey- | G5b | ligen von jm
geweycht werden, do die creaturen für Got angerüfft werden, do der fürbitt
Christi, darauff der recht gottsdienst befestiget ist, gantz geschwigen wurt, do
alles das, das Christo gebürt, den Heyligen zugeben würdt, do der todten gebeyn
offentlich angebetet würdt, do man sich vor geschnitzten götzen fast
neygt vnd jnen ehr beweyßt vnd inn summa, da Gott für sich nit anders dann
verkerter weyß verehret würt.

Jst dann das auch die recht weyß Got zu dienen, das man mitt vil onuerstandenen
wörtern lang in der kirchen ein gebler mach, das man weyrauch
brenn, das man mit gaucklerischen gebreüchen vnd geberden den leütten die
augen verblend vnnd das man vil kertzen an hellem tag anzünd? Dozwischen
ist kein andacht do vnnd verwunderen sich die leüt allein an dem eüsserlichen
gebreng. Man müste warlich ein andern Got suchen dann den, der so offt sagt,
er acht solchs gauckelwercks nit, sunder such allein das hertz, die eusserlichen
gebreüch seyen nirgend zu gut, dann das sie vns vmb vnser grobheyt wegen
anfürungen zu der gottseligkeit seien. Das er die zung im gebet haß, do das
gmüt nicht mitt zustimbt. Solchs ist nit von nöten hie weyter zu ercleren,
dann auß viler heiligen gschrifft ist bißher clarlicher angezeygt worden, das
das gantz | G6a | Bapstumb mit grober abgötterey verwicklet sey, dann das
man solchen grewel weyter mit entschuldigung verbergen möcht.

Die Protestierenden aber haben gnugsam bezeügt gegen aller welt, das kein
ander vrsach sie bwegt hab, die ernstlich vnd schwer handlung auff sich zu laden
dann allein, das der gottsdienst errettet vnd wider ergentzet würd, den sie
nit wyter mochten sehen so schantlich verwüstet werden. Aber der mensch
der sünden, der noch mit leyb vnd seel in den alten hülen der boßheyt vergraben
ligt, dem traumbt noch vonn den finsternussen, damitt er die gantz welt
verblendt hat, drumb hofft er, die fürsten vnd ander leüt werden gleych glaubenn,
was er jm gfallen laß. Was soll ich von der religion sagen? dann so die
war religion bsteht in dem vertrawen vnd forcht gottes vnd auß warer erkantnuß
derselben geboren würt. Wie will dann der Bapst anzeygen, das er sie ge-
 
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