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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Wilhelmi, Thomas [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 18): Nachträge 1541 - 1551 sowie Ergänzungen und Korrekturen — Gütersloh, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30530#0462
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458 20–21. briefe bucers an ottheinrich von pfalz-neuburg

Dieweil nun hierjnn der ainiche ¹ Christliche brauche Christlicher Messen steet,
auch die bey den allten heiligen vettern annders nie ist gehallten worden, mag
kainem Christen geburen, von dem Christlichen gebrauche des hochwirdigen Sacraments,
wie dann jnn E. f. gn., Branndennburgischer vnnd Sachssischer Kirchennordnung
² beschriben vnnd verordnet ist, etwas nachzegeben vnnd dagegen anze- 5
nemmen, dadurch dises hochgottlich wergkh mochte jnn ainichen weg verdungklet
oder den Babstlichen jrthumben etwas wider einlaittung geben werden.

Souil aber die bewilligung ains Trienntischen Concilij vnnd kunftige Religionsordnung
bis zum beslus deß Concilij zuhallten belannget, ist von vnnsern gn[edig]-
sten vnnd gnedigen Chur- und Fursten der Christlichen Augspurgischen Confes- 10
sion verwanndten seer bloed ³ gehanndlet worden ⁴ . Es seie dann, das sy von Kay.
Mt. ad partem ettwas bessere vertrosstung haben.

Jnn der offenntlichen anntwort hat die Kay. Mt. wol vertrosstet ⁵ , das sy drob sein
wolle, (doch dabey | 90 ᵛ | gesetzet, souil jr obligenndes Ampts halben gebure), das
jmm Concilij die hanndlung vnnd beslus soll Christlich vnnd Erber beschehen. 15
Darauf mochten E.F.G., wie anndere auch gethan, die anntwort geben, die Kay. Mt.
hette gnedigist vertrosstet, das sy welle darob sein, das jnn gemelltem Concilij alle
sachen Christlicher Religion vnnd Reformation Erber vnnd Christlich gehanndlet
vnnd beslossen werden. So hetten E.F.G. allweg ains Christlichen Concilij ᵃ vnnd
war Christlicher reformation begeret. Derewegen weren E. F. G. wol genaigt, jnn 20
solh Concilium vnd handlung zubewilligen vnnd die, souil deß jr zuesteen vnnd geburen
mochte, helffenn befurdern; das sich aber E. f. g. sollten zuuor begeben anzenemen,
was jnn dem Concilj beslossen werden solle, dieweil man das anndern noch
nit zuegemuettet, hoffe jch, man werd E.f.g. damit auch nit besweren, wie auch kain
Christ seinen glauben vnd Religion auf kain menschlich Concilj setzen mage, wann 25
es gleich von lauttern S. Petern vnnd Paulen sollte versamlet werden ⁶ , Dann alle
mennschen, so auf Erden sind, noch jrren kunden. Was beslossen wirdt, wann das
vernommen, darnach kan man antworten, ob es den Christen Annemlich oder
nicht, nach dem es sich der heiligen schrifft gemes oder vngemes befindet. | 91 ʳ |

a) Schrf. Concilji.

1. einzige.

2. Die Pfalz-Neuburger Kirchenordnung von 1543 vgl. Sehling, EKO XIII, S. 41–99; die kurbrandenburgische
Kirchenordnung von 1540 vgl. Sehling, EKO III, S. 39–90. Bei der sächsischen
Kirchenordnung handelt es sich entweder um den »Unterricht der Visitatoren« von 1528 (1539)
oder die Heinrichsagende von 1540; vgl. Sehling, EKO I, S.149–174 und 264–281.
3. unerfahren, furchtsam.
4. Gemeint ist offenbar die mündliche Quadruplik des Kurfürsten- und Fürstenrates vom 24.
Oktober 1547, mit der die Reichsstände die Triplik Karls V. (s. unten Anm. 5) akzeptierten; vgl.
DRTA.JR Bd.18,S.308–310 (Nr. 59). Die formelle Unterwerfung unter das Konzil wurde erst am
14. April 1548 ausgefertigt; vgl. ebd., S.1790f. (Nr. 188).

5. Vgl. die Triplik Karls V. vom 18. Oktober 1547 auf die Replik von Kurfürsten- und Fürstenrat;
vgl. DRTA. JR Bd. 18, S. 298 f. (Nr. 55).

6. Anspielung auf das Apostelkonzil (Act 15).
 
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