HANDEL MIT CUNRAT TREGER
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diesen Dominikaner interessiert zu haben. Da man den Prediger nicht
hatte ausfindig machen können, zwang man den Dominikanerprior,
Nikolaus von Biedesheim, zum Rat zu folgen 45, wohin dann noch drei
andere Priester gebracht wurden, die angeblich die evangelisch gesinnten
Prädikanten mit Schmähworten angegriffen hatten 46.
Inzwischen hatten sich zwei Ratsherren ins Dominikanerkloster be-
geben: Man werde die Schuldigen zur Rechenschaft ziehen. Doch be-
stand das erregte Volk darauf, zusammenzubleiben bis Straffreiheit
zugesagt sei, da doch alles dem Rat zugut geschehen sei, dessen Handeln
man nun ab warten wolle. Zu 400 Mann versammelte sich das Volk auf
dem Roßmarkt, doch ohne Harnisch und Wehr. Der angesehene
Ammeister Daniel Mieg und etliche ältere Ratsherren erinnerten die
Leute an ihren Bürgereid und veranlaßten sie, einen Ausschuß zu bilden,
der ihr Begehren in geordneter Form dem Rate vortragen sollte 47.
Dieses maßvolle Vorgehen des Rates konnte wohl die Bürger be-
ruhigen, nicht aber den Pöbel. »Am andern Tag rotteten sich wieder
bei 200 zusammen«, wie Schadäus in seiner Straßburger Chronik
schreibt, »vnd lieffen zu St. Arbogast und in die Carthauß, fraßen und
soffen, was sie funden« 48. Der Bürgerausschuß stellte zusammen mit
Meister Matthis (Zell) die ungezügelten Leute zur Rede: Die Bürger-
schaft werde derartige Tätlichkeiten nicht dulden, noch auch daß dem
Evangelium solche Schmach zugefügt werde. Die Bürger begehrten
allein »Gottes ehr ohn jemands Schaden 49«. Ob solches Zureden Erfolg
hatte, wissen wir nicht. Schadäus, der das Eingreifen Zells und des
Bürgerausschusses nicht erwähnt, bemerkt lediglich, »da schickten die
Herren Soldner zu in, die sie abmahnten«.
Am Samstag, dem 10. September, überreichte der Bürgerausschuß die
geforderte Eingabe 50. Er redete darin eine sehr offene Sprache. Wohl
distanzierten sich die Vertreter der Bürgerschaft von dem Vorgehen
des Pöbels. Es wäre ihnen lieber gewesen, »daß es nur bei dem anbringen
blieben wäre, und ein Erbarer Rath fürter gehandelt hätte ... Aber vnder
45. Acta fol. 4b/5 b.
46. Johannes Minderer, Pfarrer zu St. Andreas, Paul Freuder, sein Helfer, und
Michael Lobender, Prädikant zu St. Margarethen. — Auch Thomas Murner wollte
die aufgebrachte Menge dem Rat zuführen. Da man ihn nicht antraf, begnügte man
sich (wie aus Murners Beschwerdeschrift an den Rat hervorgeht) damit, einen Teil
seines Hausrates zu demolieren und ein Manuskript des verhaßten Franziskaners
mitgehen zu lassen, das angeblich Matthias Zell ausgehändigt wurde. (W. Kawerau:
Thomas Murner und die deutsche Reformation. SVRG, Nr. 32, 1891, S. 90.)
47. Acta fol. 2.
48. Straßburgische Chronica von M. Osea Schadaeus (Stadtbibliothek Straßburg
M. 628), Nachtrag fol. 32.
49. Acta fol. 6b/7a.
50. Acta fol. 3bff.
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diesen Dominikaner interessiert zu haben. Da man den Prediger nicht
hatte ausfindig machen können, zwang man den Dominikanerprior,
Nikolaus von Biedesheim, zum Rat zu folgen 45, wohin dann noch drei
andere Priester gebracht wurden, die angeblich die evangelisch gesinnten
Prädikanten mit Schmähworten angegriffen hatten 46.
Inzwischen hatten sich zwei Ratsherren ins Dominikanerkloster be-
geben: Man werde die Schuldigen zur Rechenschaft ziehen. Doch be-
stand das erregte Volk darauf, zusammenzubleiben bis Straffreiheit
zugesagt sei, da doch alles dem Rat zugut geschehen sei, dessen Handeln
man nun ab warten wolle. Zu 400 Mann versammelte sich das Volk auf
dem Roßmarkt, doch ohne Harnisch und Wehr. Der angesehene
Ammeister Daniel Mieg und etliche ältere Ratsherren erinnerten die
Leute an ihren Bürgereid und veranlaßten sie, einen Ausschuß zu bilden,
der ihr Begehren in geordneter Form dem Rate vortragen sollte 47.
Dieses maßvolle Vorgehen des Rates konnte wohl die Bürger be-
ruhigen, nicht aber den Pöbel. »Am andern Tag rotteten sich wieder
bei 200 zusammen«, wie Schadäus in seiner Straßburger Chronik
schreibt, »vnd lieffen zu St. Arbogast und in die Carthauß, fraßen und
soffen, was sie funden« 48. Der Bürgerausschuß stellte zusammen mit
Meister Matthis (Zell) die ungezügelten Leute zur Rede: Die Bürger-
schaft werde derartige Tätlichkeiten nicht dulden, noch auch daß dem
Evangelium solche Schmach zugefügt werde. Die Bürger begehrten
allein »Gottes ehr ohn jemands Schaden 49«. Ob solches Zureden Erfolg
hatte, wissen wir nicht. Schadäus, der das Eingreifen Zells und des
Bürgerausschusses nicht erwähnt, bemerkt lediglich, »da schickten die
Herren Soldner zu in, die sie abmahnten«.
Am Samstag, dem 10. September, überreichte der Bürgerausschuß die
geforderte Eingabe 50. Er redete darin eine sehr offene Sprache. Wohl
distanzierten sich die Vertreter der Bürgerschaft von dem Vorgehen
des Pöbels. Es wäre ihnen lieber gewesen, »daß es nur bei dem anbringen
blieben wäre, und ein Erbarer Rath fürter gehandelt hätte ... Aber vnder
45. Acta fol. 4b/5 b.
46. Johannes Minderer, Pfarrer zu St. Andreas, Paul Freuder, sein Helfer, und
Michael Lobender, Prädikant zu St. Margarethen. — Auch Thomas Murner wollte
die aufgebrachte Menge dem Rat zuführen. Da man ihn nicht antraf, begnügte man
sich (wie aus Murners Beschwerdeschrift an den Rat hervorgeht) damit, einen Teil
seines Hausrates zu demolieren und ein Manuskript des verhaßten Franziskaners
mitgehen zu lassen, das angeblich Matthias Zell ausgehändigt wurde. (W. Kawerau:
Thomas Murner und die deutsche Reformation. SVRG, Nr. 32, 1891, S. 90.)
47. Acta fol. 2.
48. Straßburgische Chronica von M. Osea Schadaeus (Stadtbibliothek Straßburg
M. 628), Nachtrag fol. 32.
49. Acta fol. 6b/7a.
50. Acta fol. 3bff.