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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0049
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44

SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

[ ii] B 1 a
Matt. xi. [28]

Luc. vi. [22]
Jaco. iii. [ 14f.]

iii

wöllen, on groß gefar seins geruchts mit ynen zu kempfen. Nit das
also starck und unüberwindtlich, wie sye ußgeben, seyen ire waffen oder
das die kirch so gar verlassen sey, fürnemlich in diser allergelertesten
zeyt, das sye nit Kriegsleüt habe, deren nur erster anlauff dise Phili-
steier f in kein weg erleiden möchten, sonder das sye in disem handel, 5
von des wegen sye der gantzen welt haben dörffen ein lerman anbloßen
und zun waffen erfordern alle hauffen der hörläger unser Sunamitis 13, seind
erfunden wordeng mit so nichtigen und spöttigen waffen zum streit
tretten, das keiner, der etwas hyrns oder gemüts hat, möcht glauben,
dise ire, die Theologen sein wöllen, herläger sein und fürnemlich sol- 10
cher, die so hefftige ding drawen h und des vertrettenen Evangelii
recher und fürbringer gehalten i und gesehen sein wöllen, sonder ich
weyssz nit, was für ein rott der spilender, sträfer, trosser und gleicher
allerleichtester menschenj Dann also füllen sye alles voll mit schelten,
schmach, trawen, das sichs scheint, das sye wenig vermögen, on das 15
sye ein unverschampte zung haben, in welchem sye alle, sunst die aller
unbestendigsten leüt, stätigs ynen selb gleich beston, das nyemant möge
zweifeln, das sye alle ein geist haben.

Die schönen und Evangelischen leüt, als sye sich selb heissen, hab-|en
das von Christo unserm heyland gelernet, do er spricht: Lernent von mir, 20
dann ich bin senfft und demütig von hertzen, und an einem andern ort:
Benedyent denen, die eüch maledyen, und bitten für die eüch lesteren, und der
heylig Jacobus: Habt ir bittern eyffer und zanck in eweren hertzen, so be-
rüment eüch nit und liegent nit wider die worheit. Dann das ist nit die weiß-
beit, die von oben herniderkompt, sonder yrdisch, menschlich k und teüfflisch. 25

Nun aber seind sye nit vergnüget l an so mutwilliger lesterung, sonder
über das wöllen sye in diser rumorm mer dann unbedachtlich yederman
fürschreiben, was er für waffen brauchen soll, und nach irem unver-
schampten frevel, was ynen geliebt, verwerffen, schlahen uß, verlachen
sye oder nements an, machens groß, hebens uff biß gen hymmel. Da- 30
neben schreyen sye, wie der Ketzer art ist, mit grosser vermessenheit,
sye wöllen nicht, dann mit blossen offenen heyligen schrifften überwunden

f) Philistei (Or). - g) classicum canere et omnes sunamitis nostrae castrorum
acies ad arma provocare ausi sunt (Or). - h) minari (Or). - i) conculcati Euan-
gelij vindices et assertores (Or). - j) manus histrionum, Minum, Lixarum (Or). -
k) add. menschlich (vg. animalis) (Or). - l) contenti (Or). - m) in hoc tumultu
(Or).

13. Sunamitis bezeichnet die Sunamitin. Da aber auch Sulamit Gentilicium zu
Sunam bzw. Sunem (heute Solem) ist, also gleichfalls das Mädchen aus Sunam be-
deutet, und überdies die Braut des Hoheliedes (7,1!) bezeichnet, so scheint die
Deutung nahezuliegen, daß Treger, der ja in seinen Thesen wiederholt auf das Hohe-
lied Bezug nimmt, mit »Sunamitis« die Braut des Hoheliedes meint, die in der mittel-
alterlichen Auslegung in der Regel mit der Kirche identifiziert wurde.
 
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