HANDEL MIT CUNRAT TREGER
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andern teyl der Epistel ettlich sprüch Christi und Jacobi, durch die er
zu verdammen vermeynt unsere rässe 40 und scherffe, so etwan wider
sein hauffen im predigen und schreiben von den unsern gebraucht
würt. Fürt aber diße sprüch yn, das er anzeygt allen, so gottselige hyrn
5 und gemüter haben, das er der göttlichen schrifft nit weyt bericht ist.
Der erst spruch ist Matth, xi. [28f.], daselbet, nachdem Christus seinem
vatter hatte danck gesaget, das er die geheymnüß des Evangelii den weisen
und verstendigen verborgen hat und sye aber den unmündigen geoffen-
bart und dabey gesagt, das ym vom vatter alle ding geben seind, welcher
10 yn allein erkenn und er herwider auch allein den vatter kenne und wem
ers offenbaren will, sprach er: »Kumpt här mir alle, die ir müselig seind
und beladen, ich will eüch erquicken. Nempt uff eüch mein joch und lernent
von mir, dann ich bin senfftmütig und von hertzen demütig, so werdt ir ruw
finden für ewere seelen«. Hye sycht ein yeder Christ wol, wohyn nun
15 diße wort zu deüten seyen: Lernent von mir, dann ich bin senfftmutig und
von hertzen demütig, nemmlich: ist Christus von hertzen demütig gewesen,
das er sich geeüssert hat und die gestalt eins knechts angenommen,
da er in der gestalt Gottes war, ein göttlich leben fürt on alle sünd
in aller weißheyt und ungehörten wunderwercken, do hat er sich doch
20 lassen finden als ein andern menschen, ist gantz milt, senfft und gütig
gewesen. Aber gegen den mühseligen und so beschwärdt waren, der
sünder, die ire sünd getrucket haben, hat er sich angenommen und
ynen das Evangelion geprediget, des vatters huld und gnad durch sein
verdyenst verkündigt und angebotten nach dem, das er sagt, den armen
25 würt das Evangelion verkündigt [Mt 11,5] und: Ich bin kummen zu berüffen
nit die gerechten, sonder die sünder [Mt 9,13 Vg.], das ist, die sich als
sünder bekennen und irer sünd endtpfinden.
Aber wie hat er sich gehalten gegen den hochmütigen, gerechten
pha-|riseern? Gleißner hat er sye gescholten, teüffelskinder, verschlün-
30 der der witwen heüßer, abthüwer göttlichs gesatz 41, noterngezücht,
schlangen, hymmelverschliesser, seelmörder 42. Liß das xii. xv. und
xxiii. Matth., das viii. Joannis, und vil ander ort mer in den Evangeli-
schen hystorien. Also folget nun, das die wir von Christo sollen senfft-
mut und demut lernen und nit vom Treger oder andern leuten, denen
35 die oren jucken, das wir gegen den unmündigen, mühseligen und be-
ladenen, die ir sünd trucken und sunst angefochten seind, auch die noch
schwach und unvolkommen seind und aber allein das wort des heyls
nit verachten, uns demütig erzeygen und in aller senfftmut sye annemen,
40. Strenge.
41. »abthüwer göttlichs gesatz« ist in der Formulierung auf Ro 3,31 zurückzu-
führen.
42. »seelmörder« geht in der Formulierung auf Mt 10,28 zurück.
Phil. ii. [6 ff. ]
C 1 a
Christliche demut und
senffte
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andern teyl der Epistel ettlich sprüch Christi und Jacobi, durch die er
zu verdammen vermeynt unsere rässe 40 und scherffe, so etwan wider
sein hauffen im predigen und schreiben von den unsern gebraucht
würt. Fürt aber diße sprüch yn, das er anzeygt allen, so gottselige hyrn
5 und gemüter haben, das er der göttlichen schrifft nit weyt bericht ist.
Der erst spruch ist Matth, xi. [28f.], daselbet, nachdem Christus seinem
vatter hatte danck gesaget, das er die geheymnüß des Evangelii den weisen
und verstendigen verborgen hat und sye aber den unmündigen geoffen-
bart und dabey gesagt, das ym vom vatter alle ding geben seind, welcher
10 yn allein erkenn und er herwider auch allein den vatter kenne und wem
ers offenbaren will, sprach er: »Kumpt här mir alle, die ir müselig seind
und beladen, ich will eüch erquicken. Nempt uff eüch mein joch und lernent
von mir, dann ich bin senfftmütig und von hertzen demütig, so werdt ir ruw
finden für ewere seelen«. Hye sycht ein yeder Christ wol, wohyn nun
15 diße wort zu deüten seyen: Lernent von mir, dann ich bin senfftmutig und
von hertzen demütig, nemmlich: ist Christus von hertzen demütig gewesen,
das er sich geeüssert hat und die gestalt eins knechts angenommen,
da er in der gestalt Gottes war, ein göttlich leben fürt on alle sünd
in aller weißheyt und ungehörten wunderwercken, do hat er sich doch
20 lassen finden als ein andern menschen, ist gantz milt, senfft und gütig
gewesen. Aber gegen den mühseligen und so beschwärdt waren, der
sünder, die ire sünd getrucket haben, hat er sich angenommen und
ynen das Evangelion geprediget, des vatters huld und gnad durch sein
verdyenst verkündigt und angebotten nach dem, das er sagt, den armen
25 würt das Evangelion verkündigt [Mt 11,5] und: Ich bin kummen zu berüffen
nit die gerechten, sonder die sünder [Mt 9,13 Vg.], das ist, die sich als
sünder bekennen und irer sünd endtpfinden.
Aber wie hat er sich gehalten gegen den hochmütigen, gerechten
pha-|riseern? Gleißner hat er sye gescholten, teüffelskinder, verschlün-
30 der der witwen heüßer, abthüwer göttlichs gesatz 41, noterngezücht,
schlangen, hymmelverschliesser, seelmörder 42. Liß das xii. xv. und
xxiii. Matth., das viii. Joannis, und vil ander ort mer in den Evangeli-
schen hystorien. Also folget nun, das die wir von Christo sollen senfft-
mut und demut lernen und nit vom Treger oder andern leuten, denen
35 die oren jucken, das wir gegen den unmündigen, mühseligen und be-
ladenen, die ir sünd trucken und sunst angefochten seind, auch die noch
schwach und unvolkommen seind und aber allein das wort des heyls
nit verachten, uns demütig erzeygen und in aller senfftmut sye annemen,
40. Strenge.
41. »abthüwer göttlichs gesatz« ist in der Formulierung auf Ro 3,31 zurückzu-
führen.
42. »seelmörder« geht in der Formulierung auf Mt 10,28 zurück.
Phil. ii. [6 ff. ]
C 1 a
Christliche demut und
senffte