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SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528
Und mer, uß unverschamptem frävel verwerffen und verlachen wir oder
nemens an und halten hoch, was uns geliebt. Und über das alles uß
grosser vermessenheit wöllen wir nach art aller ketzer mit blosser
schrifft überwunden sein. So doch einen streitigen mit der schrifft zu
überwunden, nit als schwer als vilicht unmüglich sey. 5
Uffs erst, schylt und schmähe uns so vast 47 du wilt, wir nemens war-
lich für ein lob an. dann in dißem handel wissen wir, wo wir dir ge-
fyelen, das wir nitt dyener Christi weren 48. Allein nimpt mich wunder,
wo ein yedes schelten soll wider christlich senfftmut sein und wider
das gebott Christi, Benedeyent denen, die eüch maledeyen [Lc 6,28], warumb 10
du dir selb nit auch die vor ynzogne sprüch fürwürffest? Oder geet
allein uns und nit auch eüch an, was Christus sagt? Warlich, so dein
hauff, wenn sye etwas sünden in den unsern sehen, gleich sagen: Syh
das thun die Evangelischen, hat das Christus und Paulus gelernet? stot
das auch in der Bibel? so nemens die verstendigen also an, als ob ir 15
schon Christo und der schrifft eüch begeben und uffgeseyt habent.
Sunst solten ir eüch selb auch, die ir doch leyder göttlicher schrifft nit
weniger dann wir entgegen leben, solche ynreden thun und du in
deinem schelten hye auch an die wort Christ gedacht haben, etc.
Das ander, das dich so gar torecht duncket, wie auch ewern grossen 20
Roffensis Roffensen 49, das wir eüch wöllen vor andyngen, mitt was waffen ir uns
anwenden müsszt, gib ich eüwern hohen weißheit zu. Sag aber, so ich
mitt dir kempffen solte und du kämest mit eim handtdegen, ich wer
aber under meinen kleydern mit harnisch der massz versehen, das du
mit eim schwachen handtdegen mir nüt möchtest angewynnen 50, und 25
ich entdeckt dir solchs und sagte: Lieber gesell du schaffest mit deim
degen nichts, ich hab gut harnisch an, versyh dich mit andern gewören51,
C 2 b hette | ich dorecht oder mer redlich und bedochtlich mit dir gefaren ?
1. thess. v. [8] Also lieber Treger, wir seind versehen mit dem krebs52 des glaubens
und liebe dermassen, das wir keinen langen brauch noch satzung der 30
Concilien oder sprüch der Vätter weichen mögen, gottgläubig seind wir,
darumb geben wir allein seinen worten glauben, also mögt ir unser
gemüt, umb welchs der kampff ist, ye nit bekummen, dann mit dem,
47. Sehr.
48. Vgl. Gal 1,10.
49. John Fisher (ca. 1439-1555) war Bischof von Rochester, daher sein Name
Iohannes Roffensis. Es verdient Beachtung, daß 1523 bei J. Grieninger des Cochlaeus
Übersetzung von J. Fishers Traktat gegen Luthers Sakramentslehre gedruckt wurde.
Sie erschien unter dem Titel: »Von dem hochgelerten vnd geistlichen Bischoff von
Roffa vß engeland seynes großen nutzlichen buchs CXXXIX artickel wider M. Luther
sein hie verteütscht zu nutz dem christlichen volck zu bedencken irer selen selikeit.«
50. Überwinden, besiegen, mit Dat. der Person und Acc. der Sache; vgl. Grimm, s. v.
51. Waffen.
52. Brustharnisch in Plattenform, vgl. Grimm, s. v.
SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528
Und mer, uß unverschamptem frävel verwerffen und verlachen wir oder
nemens an und halten hoch, was uns geliebt. Und über das alles uß
grosser vermessenheit wöllen wir nach art aller ketzer mit blosser
schrifft überwunden sein. So doch einen streitigen mit der schrifft zu
überwunden, nit als schwer als vilicht unmüglich sey. 5
Uffs erst, schylt und schmähe uns so vast 47 du wilt, wir nemens war-
lich für ein lob an. dann in dißem handel wissen wir, wo wir dir ge-
fyelen, das wir nitt dyener Christi weren 48. Allein nimpt mich wunder,
wo ein yedes schelten soll wider christlich senfftmut sein und wider
das gebott Christi, Benedeyent denen, die eüch maledeyen [Lc 6,28], warumb 10
du dir selb nit auch die vor ynzogne sprüch fürwürffest? Oder geet
allein uns und nit auch eüch an, was Christus sagt? Warlich, so dein
hauff, wenn sye etwas sünden in den unsern sehen, gleich sagen: Syh
das thun die Evangelischen, hat das Christus und Paulus gelernet? stot
das auch in der Bibel? so nemens die verstendigen also an, als ob ir 15
schon Christo und der schrifft eüch begeben und uffgeseyt habent.
Sunst solten ir eüch selb auch, die ir doch leyder göttlicher schrifft nit
weniger dann wir entgegen leben, solche ynreden thun und du in
deinem schelten hye auch an die wort Christ gedacht haben, etc.
Das ander, das dich so gar torecht duncket, wie auch ewern grossen 20
Roffensis Roffensen 49, das wir eüch wöllen vor andyngen, mitt was waffen ir uns
anwenden müsszt, gib ich eüwern hohen weißheit zu. Sag aber, so ich
mitt dir kempffen solte und du kämest mit eim handtdegen, ich wer
aber under meinen kleydern mit harnisch der massz versehen, das du
mit eim schwachen handtdegen mir nüt möchtest angewynnen 50, und 25
ich entdeckt dir solchs und sagte: Lieber gesell du schaffest mit deim
degen nichts, ich hab gut harnisch an, versyh dich mit andern gewören51,
C 2 b hette | ich dorecht oder mer redlich und bedochtlich mit dir gefaren ?
1. thess. v. [8] Also lieber Treger, wir seind versehen mit dem krebs52 des glaubens
und liebe dermassen, das wir keinen langen brauch noch satzung der 30
Concilien oder sprüch der Vätter weichen mögen, gottgläubig seind wir,
darumb geben wir allein seinen worten glauben, also mögt ir unser
gemüt, umb welchs der kampff ist, ye nit bekummen, dann mit dem,
47. Sehr.
48. Vgl. Gal 1,10.
49. John Fisher (ca. 1439-1555) war Bischof von Rochester, daher sein Name
Iohannes Roffensis. Es verdient Beachtung, daß 1523 bei J. Grieninger des Cochlaeus
Übersetzung von J. Fishers Traktat gegen Luthers Sakramentslehre gedruckt wurde.
Sie erschien unter dem Titel: »Von dem hochgelerten vnd geistlichen Bischoff von
Roffa vß engeland seynes großen nutzlichen buchs CXXXIX artickel wider M. Luther
sein hie verteütscht zu nutz dem christlichen volck zu bedencken irer selen selikeit.«
50. Überwinden, besiegen, mit Dat. der Person und Acc. der Sache; vgl. Grimm, s. v.
51. Waffen.
52. Brustharnisch in Plattenform, vgl. Grimm, s. v.