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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0063
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SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

Es ist auch nye kein ander weiß gewesen wider die ketzer, dann durch
die göttlich schrifft zu handlen, bitz das sichs blatt umbkert hat und man
so offentlich wider die schrifft gelert und gelebt hat, das man kein
schrifft hat mer leiden mögen. Da hat man angefangen, mit fewr wider
die ketzer, das ist die der schrifft haben wöllen anhangen, zu handlen 55.
Dazu het der Treger vilicht auch ein lust. dann es braucht nit vil hyrn
oder mühe, ein hencker kans eben als wol als ein Magister noster. Das
ist aber wol an ym zuverwunderen, warumb doch er wider uns auch
schrifft braucht, die er doch für die ärgsten ketzer ußschreibt. Aber die
warheit dringt yn, das er die schrifft mussz brauchen, auch in dem, da
er wider die schrifft handelet. Dabey menigklich sycht, das er selb
entpfindet, das sich die Christen nit dann allein mit der schrifft ersettigen
lassen, als bey der der letst bericht der warheit zu suchen ist. Und darumb
das er ynen möchte ein aug verkleyben, so er will beweren, das ein
christ die christlich gemeyn hören sol, das dann kein christ leügknen
mag, alsbald bringt er mir schrifft här, dadurch er ye selb beweißet, das
bey der schrifft die warheit gewisser, dann bey der Kirchen gefunden
würt, und der schrifft auctoritet höher dann der Kirchen zu halten sey.
Da er aber will beweren, das der kirchen mer dann der schrifft und in
stucken, so durch die schrifft nit mögen erhalten werden, zu glauben
sey, bringt er seinen tandt on schrifft. dann da ist kein schrifft für, wie
es auch nit wor ist. Gleich wie der teüfel Christo ein ware schrifft für-
warff, Gott hette den engelen gebotten, yn uff den henden zu tragen,
es gab aber die folg nit, das Christus darumb sich solte von der zynnen
des tempels hynab lassen 56.

Aber weiter antwort hyevon liße härnaher, das ich wider sein xlix.
Paradoxon geschriben hab 56a, da ich der lenge noch anzeyge, wie mit
den ketzeren gehandelt und womit sye überwunden werden sollen und
mögen.

Antwort uff den Fyerdten Artickel des Sendtbrieffs.

Im Fyerdten puncten deins Sendtbrieffs gibstu ursach, warumb mit
schrifft gegen uns nit möge erschyeßlich 57 gehandelt werden, dann so
C 3 b bald etwas wider uns uff den plan brocht würdt, so byegen wirs als | bald

(Loofs) und neuerdings bei J. Ferguson: Pelagius, a historical and theological study,
1956.

55. Die Unterdrückung der Ketzer durch Gewalt war seit den Ketzergesetzen
Theodosius des Großen (+ 395) üblich geworden. Die Todesstrafe (Verbrennung)
als festen Bestandteil in die Strafgesetzgebung gegen die Ketzer aufgenommen zu
haben, ist das zweifelhafte Verdienst Friedrichs II. Vgl. W. Maurer: Bekenntnis und
Sakrament, 1939, und H. Maisonneuve: Etudes sur les origines de l’inquisition, 1942.

56. Vgl. Mt 4,5 ff. 56a. Vgl. unten, S. 130 ff.

57. Ersprießlich.

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