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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0082
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HANDEL MIT CUNRAT TREGER

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oder hystory meldet, das es dißer Johannes gewesen sey, der Marcus
mit dem zunammen geheyssen hat, der geacht auch würt der vetter 98a
Barnabe von dem Colloss. iiii. [10] Pau-| lus schreibt, den Paulus und E4a
Barnabas mit ynen von Jerusalem, do sein muter wonet, namen99. Und
5 er aber hernach zu Pamphilia und ynen weych 100, darumb yn dann
Paulus nit mer wolt, das er mit ynen zyehen solt, und yn aber Barnabas
mit ym nam in Cypern 101. Demnach zu achten ist, das er vilicht nach
dem todt Barnabe seins vettern sich wider zu Paulo thon und er yn
auch, als er gantz gütig gewesen nach bewerung seiner bestendigkeit, bey
10 dem Barnaba angenommen hab und von Rom zun Collossern gesandt.

Das also, wo Marcus der Evangelist des Peters jünger gewesen ist und
darnach Bischoff zu Alexandria 102, nit hat wol künden sein dißer Jo-
hannes, des zunamm Marcus gewesen und des Barnabe vetter geachtet.

Wie aber dem allen hyeran ligt garnichts, es sey der Evangelist oder ein
15 ander Marcus gewesen, dyent zur gottseligen lere nichts, dann sunst were
es in göttlicher schrifft ußgedruckt. Allein, das man sehe, wie gewissz
der groß Theologus sey, der unser tölpische, grobe, ungeschickte un-
wissenheit nit genug verhönen kan. Doran doch nichts gelegen wer,
wann er nur dass gottswort nit verhönet, darf daher schreiben, das er nit
20 allein uß göttlicher schrifft nit mag beybringen, sonder es ist auch ent-
gegen den alten Vättern und hystorien.

Noch vil gröber zeygt er an, das er mit den Epistelen Pauli nit vil zu
thun hat, in der viii. Wunderreden, da er schreibt: Paulus, damit er an-
zeygte, dass er als ein mensch yrren möchte, etc. Darumb sag er offt, er
25 rede nach dem menschen, ja als ein thorechter. Zun Rö. iii. [5] sagt
Paulus: Ists aber also, dass unser ungerechtigkeit Gotts gerechtigkeit preiset,
was wöllen wir sagen ? Ist dann Gott auch ungerecht, das er drüber zürnet ? ich
red nach dem menschen etc. Welcher nit wanwitzig ist oder Gott abgesagt
hat und liset am gemelten ort zun Rö., der sicht klärlich, das Paulus
30 nach dem er uß dem li. Psal. [6] hat antzogen, das David hatte gesagt:

Ich hab dir allein gesündet, uff dass du rechtfertig seyest in deinen worten und
überwindest, wenn du gerichtet würdest, ym selb ein solche ynred macht:

Ists dann, das unser ungerechtigkeit Gotts gerechtigkeit preiset, was wöllen

in seiner biographischen Skizze bezieht (De viris illustribus, c. VIII), die auch B.
gekannt haben dürfte.

98a. Luther übersetzt Kol 4,10 »Neffe«.

99. Vgl. Act 12,12,25.

100. Vgl. Act 13,13.

101. Vgl. Act 15,36ff.

102. Entgegen B.s Auffassung nimmt man heute allgemein an, daß der in dem
Papias-Fragment genannte, dem Kreis der Urapostel zugerechnete Markus mit
»Johannes mit dem Zunamen Markus« identisch ist (vgl. etwa Jülicher-Fascher:
Einleitung in das Neue Testament. 1931. S. 206f.). Hingegen ist die Philo-Tradition,
daß der Evangelist Bischof in Alexandrien gewesen sei, heute preisgegeben.
 
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