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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0085
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SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

andern etwas schreiben, wo die kirch, das ist bey dir, die getäufften, gott
geb wie sye sunst seyen, das widerspil hyelte oder auch nit widerspreche,
sonder das man bleiben solt bey dem gemeynen hauffen, dabey kündest
dann du mit deinem endächtigen gesynd auch ein gut gesell bleiben, das
nit sein württ, wo die schrifft solle gehört werden. 5

Das ist wol wor, darumb das Mattheus, Petrus, Paulus und die |
F 1 b andern etwas geschriben haben eben blossz darumb, das sye es geschriben
Wie den Evangelisten haben, wer yn nitt zu glauben, aber dieweil alle gläubigen wissen, das
zu glauben sye uß dem geist Gottes geschriben haben, darumb so glauben sye iren

worten und lond 104 sye ein regel sein ires glaubens, dann es die wort 10
Gottes seind. Und dasselbig, das sye uß dem geist Gottes geschriben
haben, wissen sye nit dahär, das es die Kirch sagt, dann wann das genug
were, so möcht doch die kirch wol alle Juden und Thürcken des auch
bereden, das sye glaubten, was Paulus schreibt, das es das wort Gottes
sey, sonder dahär wissen sye es, das sye den geist Christi haben, der do 15
alle ding leeret und in alle worheit leytet, Johan. xiiii. [26] und xvi.
[13]. Dann der geistlich richtet alle ding i. Corinth. ii. [15]. Dann ye der herr
nitt gesagt hat, die kirch würt eüch leren, sonder der tröster, der heylig
geist, welchen mein vatter senden württ in meinem nammen, derselbig würts eüch
alles leeren und eüch erynnern alles des, das ich eüch gesagt hab [Jo 14, 26]. 20
Wer nun dißen geist nit hat, der ist auch nit Christi, Rom viii. [9], der
würt freylich die kirch auch nit hören.

Mer, so hatt man die schrifft des alten Testaments, die von Christo
zeüget 105. gegen denselbigen, wo ein zweifel were, halten die gott-
seligen, was ynen als vom geist Gottes geschriben oder gesagt fürbracht 25
württ und fälen der worheit, soweyt irer seligkeit not nymmerme.
Dann so sye glauben, mögen sye nit zuschanden werden. Dieweil aber
nun gewissz ist, was Mattheus, Marcus, Lucas, Johannes, Petrus, Paulus
geschriben haben, das sye nur als instrumenta dem heyligen geist dyent
haben, dem woren tychter, so ist nun me allen, die die worheit lieben, 30
ein gewisse regel des glaubens, was sye geschriben haben. Erkennen sich
auch schuldig, ym allein zu glauben und fragen nit weiter, wann sye
wissen, das sye etwas geschriben haben, dann es das gewissz wort
Gottes ist. Das gibt aber zeügnüß, das ewer thun, Treger, nütt soll.
Darumb wolten ir als gern uns von dem, das gewissz vor uns und das hell 35
lyecht ist, hyndern ofen füren 106, zu ewer kirchen, die uff die weiß, wie
du fürgibst, zusamen kummen würt, wann die wasser gen berg lauffen
als sichs noch ansycht 107.

104. lassend = lassen.

105. Vgl.J. Müller, a.a.O., S. 168ff.

106. Überlisten, vgl. Grimm VII, 1157.

107. Anklang an die sprichwörtliche Redensart, daß das Wasser den Berg herab-
läuft (vgl. Wander V, 1799ff.).
 
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