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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0095
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SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

Damit, so läg der grundt und höchste ursach unsers glaubens, die dann
er vermeynt, der kirchen ußspruch sein, also das man weiter nit künde
kummen. Dann die Kirch spricht, man soll diß glauben oder nit glauben,
wie yetzt gemeldet ist. Das meynt er nun, sich auch beweren im xxiii.
Paradoxo 137. Durch diß wort Pauli, der die gemeyn heysset ein seül und 5
grundtfeste der worheit 138,darumb er auch im nochgondenParadoxo, dem
xxiiii, als ein ungehörtes und unsäglichs will geachtet haben, das sye
ein einigen fal solte yrren mögen, und also der letst ußspruch in sachen
des glaubens nit ir, seiner kirchen, gepüren.

Diß, seine yrrige, thorechte meynung mussz ich anzeygen. Paulus 10
schreibt seinem Timotheo, wie er die Kirchen mit Bischöffen, das ist
seelsorgern, und diacon, das ist dyenern, versehen soll und was sye für
leüt sein sollen, uff das spricht er also: Solchs schreib ich dir und hoff
uffs schyerest zudir kummen. So ich aber verzüge, das du wissest, wie

du solt wandlen in dem hauß Gottes, welches ist die Gemeyn des lebendigen 15
Gottes ein pfeyler und grundtfeste der warheit [I Tim 3,14f]. Zum ersten,
wer liset diße wort, der nit sehe, das sye von der christlichen Gemeyn
geredt seind, in der Timotheus dazumal dynet? Dann der Apostel
spricht: Uff das du wissest, wie du solt wandlen. Nun hat er ym von bischöffen
und dyenern eynzusetzen geschriben, die ym nit haben allenthalb 20
gespüret, sonder zu Epheso eynzusetzen 139. Und wiewol nyemant
leücknet, das gemeldte wort auch wor seind, von der gantzen gemeynen
christlichen gemeyn, die ußgespreit ist, so weit die erden reycht, doch
so seind sye von der gemeyn, sonderlich und eygentlich geredt, in
der dazumal Timotheus dyenet. Darumb war auch sye ein pfeyler 25
und grundtfeste der worheit, mocht auch nit yrren in haubtsachen
des glaubens, kund auch darin die worheit sprechen, uß dem dann
folget, wo christen seind, das daselbet ein christliche gemein sey,
die ein pfeiler und grundfeste der worheit sey und auch in sachen des
glaubens zu hören. Wie godt es dann zu, das du, Treger, nit hye auch 30
die Kirch wilt hören? Ich acht, du werdest ye nit sagen, das Christus
hye nyemant habe. Und so du es sagen woltest, möchten wir vil gläüblicher
sagen zu Rom und in Clöstern were keine. Oder zum wenigsten, die
werens nit, die sich darfür ußgeben und der gröst hauff seind.

Zum andern, so syhe die wort Pauli an. Die wor christlich Gemeyn 35
ist ja ein hauß Gottes, ein veste seül und pfeiler uff Christum gesetzet
und ein steiffe grundtfeste der warheit. Dann sye uff der warheit gött-
lichs worts besteet und Gott wonet selber in ir 140. die auch ein statt

137. Dieser Satz ist nach dem Vorbild des lat. A. c. i. gebildet.

138. Vgl. I Tim 3,14ff.

139. Vgl. I Tim 1,3.

140. Vgl. Hes 37,27 u. ö.
 
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