HANDEL MIT CUNRAT TREGER
101
vertädingen 165 und glosieren will. So doch ein yeder gläubiger sycht,
das er ym zu vil thon hat und nit schrifftlich geredt. Wann man schon
das wort, »commoneret« wöll nemen, das es heysse, mich nitt ermanet
oder sampt andern bewegete, dann welcher von Gott erwölt ist zum
5 leben, würdt dem Evangelio glauben, ob er schon wüste, das kein mensch
uff erden mer glaubte. Wie dann Paulus und vil andere durch das eynig
wort und gnad Gottes zum glauben kummen seind on einichs ansehen
der Kirchen, die sye auch so lang, bitz sye dem Evangelio glaubten,
verfolget 166 haben. Dißes werden alle von Gott nitt verworffene wol
10 verston, ob es gleich dem Treger ein gespött sein würt.
Die xxix. Wunderred.
Darumb ist nit weniger uß göttlichem rechten anzunemen, das sye die
gemeyn k Kirch glaubt hat, zum glauben gehören und uns dasselb zum
wenigsten durch ir annemen zu glauben fürgeben, dann das sye | uns
15 uß göttlicher schrifft hat leren glauben.
Die xxx. Wunderred.
Es sey dann einer so thorecht, das er schetze schwerer sein, allein den
yrrthumb angenommen haben, dann den angenommenen durch vil
welt här l mit sitten und leben bewert haben.
20 Die xxxi. Wunderred.
Dann man habe die sach schrifftlich oder nit, so ist es gleicher gefär m,
die Kirch yrren mögen, es sey in dargeben der ding, die nitt zum glauben
gehören oder in hynwerffen der ding, die zum glauben gehören.
Nun syh lieber Leser, wie artlich das geschlossen sey. Er hat oben uß
25 der schrifft erhalten, das Christus sein Kirch in haubtsachen des glau-
bens nitt yrren lassz. Und uß dem, das die Kirch die Apostolische schrifft
hatt angenommen und der ketzer gedycht, das sye under dem nammen
ettlicher Apostel fürgaben, hyngeworffen, das die Kirch habe alle leer
zu örtern, welche göttlich sey oder nitt. Uß disem hatt er vor wöllen
30 schlyessen, die Kirch sey darumb über die schrifft, mach sye krefftig
und bewere sye. Das doch gar nitt druß folget, wie klarlich anzeygt ist.
Uß gleicher kunst und dialectick will er nun schlyessen, wir seyen
schuldig zu glauben alles, was uns die Kirch als zum glauben zugehörig
k) universalis (Or). - l) multis seculis (Or). - m) periculi (est) (Or).
165. Sehr verteidigen. 166. Vgl. Gal 1,11ff.
Augustinus
C. treger
H 3 a
M. Butzer
101
vertädingen 165 und glosieren will. So doch ein yeder gläubiger sycht,
das er ym zu vil thon hat und nit schrifftlich geredt. Wann man schon
das wort, »commoneret« wöll nemen, das es heysse, mich nitt ermanet
oder sampt andern bewegete, dann welcher von Gott erwölt ist zum
5 leben, würdt dem Evangelio glauben, ob er schon wüste, das kein mensch
uff erden mer glaubte. Wie dann Paulus und vil andere durch das eynig
wort und gnad Gottes zum glauben kummen seind on einichs ansehen
der Kirchen, die sye auch so lang, bitz sye dem Evangelio glaubten,
verfolget 166 haben. Dißes werden alle von Gott nitt verworffene wol
10 verston, ob es gleich dem Treger ein gespött sein würt.
Die xxix. Wunderred.
Darumb ist nit weniger uß göttlichem rechten anzunemen, das sye die
gemeyn k Kirch glaubt hat, zum glauben gehören und uns dasselb zum
wenigsten durch ir annemen zu glauben fürgeben, dann das sye | uns
15 uß göttlicher schrifft hat leren glauben.
Die xxx. Wunderred.
Es sey dann einer so thorecht, das er schetze schwerer sein, allein den
yrrthumb angenommen haben, dann den angenommenen durch vil
welt här l mit sitten und leben bewert haben.
20 Die xxxi. Wunderred.
Dann man habe die sach schrifftlich oder nit, so ist es gleicher gefär m,
die Kirch yrren mögen, es sey in dargeben der ding, die nitt zum glauben
gehören oder in hynwerffen der ding, die zum glauben gehören.
Nun syh lieber Leser, wie artlich das geschlossen sey. Er hat oben uß
25 der schrifft erhalten, das Christus sein Kirch in haubtsachen des glau-
bens nitt yrren lassz. Und uß dem, das die Kirch die Apostolische schrifft
hatt angenommen und der ketzer gedycht, das sye under dem nammen
ettlicher Apostel fürgaben, hyngeworffen, das die Kirch habe alle leer
zu örtern, welche göttlich sey oder nitt. Uß disem hatt er vor wöllen
30 schlyessen, die Kirch sey darumb über die schrifft, mach sye krefftig
und bewere sye. Das doch gar nitt druß folget, wie klarlich anzeygt ist.
Uß gleicher kunst und dialectick will er nun schlyessen, wir seyen
schuldig zu glauben alles, was uns die Kirch als zum glauben zugehörig
k) universalis (Or). - l) multis seculis (Or). - m) periculi (est) (Or).
165. Sehr verteidigen. 166. Vgl. Gal 1,11ff.
Augustinus
C. treger
H 3 a
M. Butzer