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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0133
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SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

den falschen propheten zu hüten und sye bey iren früchten zu erkennen.
Mer mussz man diße Gemeyn Christi die auch lassen sein, in deren dann
die seind, so sich nit könden vergleichen. Dann solt solchs nur eim
gemeynen Concilio gepüren, wie es der Treger beschreibt, so würde
doch die sach nymmer vertragen2 48.

Wie bey christlicher Wo sich aber auch etwan ein Gemeyn der sach nit entscheyden künde,
Gemeyn das urteyl wie zu Antiochia geschah Acto. xv. [1ff.], so mag dieselbig Gemeyn
das urteyl suchen einer andern Gemeyn Christi, die sye verhofft im geist
reicher sein. Wie dann die von Antiochia gen Jerusalem sandten, da
ettliche Apostolen woren, als Petrus und Jacobus mit vil andern, die
sye gewißlich wüsten im geist reich und mächtig sein. Darumb sye
mochten hoffen, die der unrechten meynung woren und aber doch
guthertzig und der worheit begyrig, das sye bey denselbigen Apostolen
würden vilicht ein klarern und hellern bericht funden. Die andern aber,
so irer meynung gewissz waren durch das wort Gottes, wie dann am
selbigen ort Paulus und Barnabas woren, die möchten hoffen, dieweil
sye vom herren besonder geliebt und begobt woren, sye würden on
zweyfel ynen, das ist der worheit, zufallen. Uß dem dann folgen würde,
das der gegentheyl von seiner yrrigen meynung abstünde. Und also
ynen zu lieb und umb frydens willen zog Paulus und Barnabas mitt
hynuff zu den Apostolen. Nit, das sye irer meynung allererst ein gründt-
lichen bericht hören wolten, den sye zuvor bey ynen uß der schrifft
und durch lere des heyligen geists innwendig reyhlich hatten und des
gantz gewissz woren, sonder, so der gegentheyl und die guthertzigen, die
noch nit gewissz woren, auch dieselbig meynung von Apostolen hören
würden, das sye also durch vilfeltige zeügnüß auch gewissz würden.

Wo aber alsdann die Gemeyn zu Jerusalem anders beschlossen hette,
dann Paulus zuvor prediget hatte und wüste die worheit sein, das dann
irethalb der Kirchen zu Jerusalem wol were müglich gewesen als wol,
als das die gemeynen zu Galatia in solchen yrrthumb komen, das man
lißt in der Epistel Pauli zun Galatern, würde Paulus und Barnabas
sich irs urteyls gar nitt gehalten haben, dann er für sich die schrifft, das
wort Gottes, hatte, das ym der geist inwendig so klärlich lert, das er
auch keinen engel vom hymmel gefolget het, der ein anders hette wöllen
leren, wie er selb sagt Galat, am ersten [8].

Wem nun an der worheit etwas gelegen ist, der würt uß yetzt an-
gezogener leer und exempel Pauli wol mercken, was die Gemeyn in
L 3 b sachen | des glaubens zu richten habe, wie weyt auch ir urteyl zu suchen
und zu achten sey. Der schrifft nach, als der einigen eüsserlichen richt-
schnur, mussz alles urteyl der Kirchen geschehen. Dann in der schrifft
ist alles das zu glauben ist, reyhlich verfasszt.

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