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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0161
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SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

zu Jerusalem, wie Acto. xv. gemeldet, kein gemeyn Concilium gehalten,
sonder sye seind allein mit irer Gemeyn, die dazumal zu Jerusalem woren,
zusamen kummen. Welcherley Concilia man alle Sonntag vast in allen
Pfarren haltet 323. Zum anderen ist es wider alle deine lerer, das Paulus
schlecht wider der Apostolen satzung, zu Jerusalem uff dieselbig zeit 5
uffgericht, gelernet oder geschriben hab. Dann das er lernet, und auch
die warheit ist, und ers auch durch die schrifft probiert nit uß eygenem
kopff setzet, das den reynen alle ding reyn seyen 324 und man essen mag,
was man feyl hat, noch hat er beyden, den Römern [cap. 14] und Corin-
thiern [I Cor 8, 19 f.], geschriben der schwachen zuverschonen ein zeyt- 10
lang. Des dann auch die Apostel zu Jerusalem gewalt haben und nichts
anders, dann sye sunst auch nitt uß dem geist Gottes ire satzung be-
schlossen hätten.

Mai. xv. [11] Dann ye Christus wargeseyt hat, do er spricht: Was dem mund

yngodt, verunreynet den menschen nit. Auch so ist, als das Priesterthumb 15
Christi angangen ist, das gesatz verändret worden und das alt Mosi
leiblich gesatz uffgehaben, wie Hieremie. xxxi [31 f.] und Hebreo vii. [11 f]
gar feyn und klar anzeygt würt und auch Paulus zun Galatern [3,1 ff.],
Colossern [2, 16 ff.] und andern orten mer fleissig anzeygt und durch
helle schrifft beweiset. Warumb haltestu diß aber nit deinem Bapst für, 20
der nitt allein wider Paulum, sonder auch die satzung desselbigen Conci-
liums bevorab wider die wort Christi und alle schrifft, die teüffelsche lere
uff bracht hat und an andern, nemmlich die nit zu Rom noch Italia won-|
04a en, erhalten will, nit gemeynlich allerley speiß zu aller zeit zu nyessen

mit dancksagung. Darumb soltu aber dich nit verwundern, das wir nit 25
sagen, die gemeyn zu Jerusalem habe auch geyrret, das dieselbig gemeyn
von frummen leüten war, bey denen die schrifft gottes mer golten hat
dann bey deinen Concilien.

Die Ixxviii. Wunderred.

C. treger Und ja müssten sye auch Gott der unbestendigkeit und falscheit straffen c, 30

das er im alten gesatz d, das gesatz fruchtbar zu sein und sich zu meren
gesetzet hat 325, und im newen gesatz e uns so gar nit gewalt f mit dem-

c) arguere (Or. - d) testamentum (Or). - e) in lege noua (Or). - f) voluit (Or).

323. Dieser Brauch ist auch in der Straßburger Kirchenordnung 1534 bezeugt,
wo im Anschluß an die wöchentlichen Zusammenkünfte der Prediger die alle 14 Tage
zusammentretende »Convocatz« (= Kirchenkonvent) entwickelt wird, an der neben
den Predigern auch die Kirchspielpfleger und Schullehrer teilnehmen sollten.
(Röhrich: Mitt. I, S. 225 ff.).

324. Vgl. Tit 1,15.

325. Vgl. Gn 1,28.
 
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