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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0162
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HANDEL MIT CUNRAT TREGER 157

selbigen gesatz verfasset seing, das er auch das uneelich leben mitt vil
argumenten gerhaten hab.

Lieber Treger, beweiß doch einmal dein kunst hye an dißem ort.
Zeyg uns an die vil argumenten oder, wo Gott ye sein gesatz: Seyt
5 fruchtbar und merent eüch, uffgehaben hab. Christus hat wol Matth,
xix [12] gesagt, das sich ettlich umb des hymmelreichs willen verschnei-
den. Das fasset aber nit yeder man, sonder welchen es geben ist [Mt 19,11].
Und denselbigen rhatet darnach Paulus, das sye uß der Ee bleiben, uff
das sye dem Herren allein mögen unverhyndert durch ettlich bürden und
10 gescheht anhangen 326. Den andern aber, den solchs nit geben ist und also
nitt von Gott selb seins gebotts gefreyet seind, seyt fruchbar und meret
eüch, das Gott nitt allein der Gmeyn der menschen geben, sonder auch
dermassen irer natur yngeimpfet hat, das sich nyemant der Ee ye ent-
zogen hatt, der von Gott nitt sonderlich begobt gewesen uß der Ee
15 keüsch zu sein und des Herren allein zu achten on grösser übel. Das man
wol täglich sycht an dein und andern Mönchen und Pfaffen. Denselbigen
schreibt Paulus: Umb der hurerey willen habe ein yeder sein eygen weib und
ein jede iren eygen mann [I Cor 7, 2]. Dann das er von der uneelichen
keüscheit rhatet, will er nitt gerhaten haben, das es yemandt ein strick 327
20 möchte sein zu böserm, wie wir an deinem hauffen sehen, das eüwere
gebott und gelübdt der unkeüschen keüscheit die weit schyer mit ee-
bruch, hurerey und böserem erfüllt haben.

Aber bissz 328 gelert und zeyg an, wo Gott ye gesagt habe, er wölle uns
nun im newen gesatz nitt underworffen sein dem gesatz: Seyt fruchtbar
25 und merent eüch, dann allein die, so er selb gefreyt hat, von welchen
Christus redt Matth, xix. [12]. Item, welchs doch dir vil argument seind
mit welchen er das uneelich leben gehalten hat anderen dann eben
denen, denen er geben hat sich umbs hymmelreichs willen zu ver-
schneiden, welchen auch allein Paulus sein rhadt schreibet. Dann die
30 anderen fassen solchs nitt. Wie Christus selb sagt, darumb wer ynen
der rhadt Pau- | li ein strick. Das will Paulus weyt von ym sein, das er
yemant ein strick fürlegen wolte.

Die lxxix. Wunderred.

Darumb lassz sein, das etwan ein Concilium, wie sye wöllen, ein ding
35 abthun, das das ander gesetzet hatt. Dahär würt darumb nitt alsbald
folgen, das die Concilien in geheymnüssen des glaubens yrren mögen.

g) teneri (Or).

326. Vgl. I Cor 7,7ff.

327. Vgl. I Cor 7,35.

328. Sei.

M. Butzer

04b

C. treger
 
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