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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0166
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HANDEL MIT CUNRAT TREGER

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und wir durch Christum frumm und selig werden. Dann sollen sye Gott
glauben, müssen sye ye wissen, was er gesagt hab. Seind sye dann ein
gemeyn Christi, so müssen sye uff yn gebawen sein, das ist, sich uff yn
verlassen. Matth, xvi. [18]. In anderen stucken mögen sye yrren. Wie
5 von allen christen kundtlich ist, wie das genug oben 332 wider das xxxv.
Paradoxon bewärt ist. Aber darumb würt nit undergon die stercke unsers
glaubens. Dann die nit von den Concilien oder auch christlichen pre-
digeren, die dyener der kirchen seind oder der kirchen selb ist, sonder
von dem geist gottes, der uns inwendig lernet alle ding und geleyt uns
10 in alle warheit, i. Cor. ii. [10 ff.] Joh. xiiii. [26] und xvi. [13], und bestot
uff dem gewissen wort gottes. Davon oben auch gesagt 333 ist wider die
Paradoxa von dem xvi. bitz uffs xxi. Kirch, Concilia und prediger sagen
nur das wort ussen, pflantzen und begyessen allein, das ist aber alles
nichs, gott mach es dann ynwendig wachßen. i. Cor. iii. [7]. Von gott
15 müssen wir alle gelert werden. Jo. vi. [45]. Darumb lestert ye der Treger
hye gott den herren, das er darff setzen, wo die kirch, so sye iren
sententz durch die Concilia in sachen des glaubens fellet, yrren möchte,
das darumb undergange die stercke alles unsers glaubens. Stot dann unser
glaub uff der Concilien urteyl? Warumb haltet man sye uns dann nit
20 täglich auch für, wie die Evangelia und ander schrifften gottes ? |

Du blinder Treger, hat nit die Kirch zu Jerusalem, die wol als vil p2a
gewesen ist als tauset Costentzer Concilia in sachen des glaubens ge-
yrret? Da sye wider Petrum war, das er den Heyden Christum auch
prediget hette 334 ? Solte darumb undergangen sein die stercke alles un-
25 sers glaubens? Zu Costentz hat man die hellen wort Gottes verdampt
in ewerem feynen grossen Concilio, das in dem, da es wider das wort
Gottes gehandlet hat, mussz ein rechtschaffen und unwidersprechlich
Concilium sein. In dem aber, das es nur nit stätigs ein Bapst gehabt hatt,
mussz es dann wider kein Concilium sein 335, solt aber darumb die stercke
30 alles unsers glaubens ligen? Nit also ir gottlosen. Hymmel und erden
werden zergon, die wort Gottes werden aber bleiben 336, daruff ist unser
glaub gebauwen, ein werck des heyligen geists, der es wol volfüren und

332. Vgl. oben, S. 116f.

333. Vgl. oben, S. 81 ff.

334. Vgl. Act 11,1ff.

335. B. ironisiert hier die zwiespältige Haltung seiner Gegner, die einerseits die
Verdammung des Joh. Huß (vgl. oben, S. 118, und Anm. 221) anerkennen,
während sie doch andererseits mit der vom V. Laterankonzil beschlossenen Bulle
»Pater aeternus« ... (vgl. oben B.s Bemerkung S. 149 und Anm. 308) das Be-
kenntnis des Konstanzer Konzils zur konziliaren Idee ablehnen müssen. B. spielt
(Z. 28) darauf an, daß das Konzil nach der Flucht Johannes XXIII. aus Konstanz
(21. 3. 1413) auch ohne Papst tagte, und daß damals dann die entscheidenden konziliari-
schen Beschlüsse angenommen wurden.

336. Vgl. Lc 21,33; Mt 5,18.
 
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