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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0170
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HANDEL MIT CUNRAT TREGER

165

wir weder gunst noch lob von yemant, wöllen auch nitt für gelert ge-
achtet sein. Möchten wir Jhesum Christum lernen und den gecreützigten,
hetten wir kunst genug 346. Du magst uns zumessen, was du wilt. Es
ist kein seltzams, das du uns schmähest, so du dich doch nitt schewest,

5 das ewig wort des lebendigen Gottes, deins schöpffers, so grewlich zu
lestern. Ja wir schreyen, Treger, und wolte der almechtig, das wirs in
alle hertzen schreyen möchten, das kein mensch in sachen den glauben
und dyenst Gottes belangend, etwas annemen soll, das von menschen
dargeben würt. Des frevels haben wir eer und kein schand.

10 Gott klagt selb Isaie xxix. [13], das yn die Juden uß menschengebotten
und leren förchten. Christus legt das also uß, das man mit solchen Gott
vergebens dyene. Matth, xv. [8 f.]. Paulus klagt nitt nur an einem ort
drüber und Titum primo [14] schreibt er: Sye wenden ab von der worheit.

Und was wolt alle menschliche lere und weißheit anders sein, dann gyfft
15 und verderbnüß, so doch im menschen nichts dann lugen, eytelkeit
und bößes ist? Soll von menschen etwas guts gelernet werden, mussz
solchs nitt von ynen, sonder vom geist Gottes durch sye kummen. Wie
der Herr spricht: Ir seit nitt, die da reden, sonder der geist meins vatters
redet in eüch [Mt 10,20]. So dann alle gute leer Gottes ist und Gottes
20 geist, der in sein gesandten redet und von menschen gar nitt da ist, von
denen auch nichts dann lügen kummen mag, solten wir dann nitt leeren,
das man menschen leer flyehen soll? O Treger, wie woltestu so gern
uns menschenknecht machen. Neyn. Wir seind zu thewr kaufft 347.

Petrus sagt [I Petr 4,11]: So yemant redet, das ers rede als Gottes wort.

25 Und Paulus Coloß. iii. [16]: Lasset das wort Gottes in eüch wonen reyhlich
etc. Wir mögen, Treger, ewers menschenkots nit. Die sponß Christi
sagt: Dein stymm laute in mein oren. Liß das xxiii. Hieremie [13 ff.] würstu
finden, was du verdyenest, das du uns vom wort Gottes gern uff men-
schen träum, vom weysszen zum stro weißen woltest 348.

30 Das du aber sagst, in der Christenheit oder im christlichen wesen sey
nichts, das uns nit durch menschen geben sey: Redestu es von deiner
Bäpstlichen christenheit, mussz ich bekennen, das es leyder nit vil
fälet, es sey wor. Aber redestu es von worer christenheit und christlichem
wesen, ist es ye ein schwere gottslesterung. Ob schon durch die hey-
35 ligen menschen Gott uns sein wort hat lassen schrifftlich und mündtlich
fürtragen 349, so ist doch das wort, die predig und würckung, das es
frucht bringe, alles Gottes thun und nitt der menschen 350. Sagt nitt |

Christus: Wer es nun höret von meinem vatter und lernets, der kompt zu mir? p4a Job. VI. [4;]

346. Vgl. I Cor 2,2.

347. Vgl. I Cor 7,23.

348. Weizen... Stroh.

349. Vgl. 2 Petr 1,21.

350. Vgl. 1 Cor 3,7.
 
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