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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0225
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SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

164 A

Von der anbettung des
brots.

durch das blut Christi zu dem neüwen testament, das in gott ewiglich
wili gnedig sein, komen sind k; item, das sy mit mer forcht ir leben
füren seytenmal sy von sünden so theüer erkauffet sind l. Auch werden
sy geneygt, yederman liebs und guts zu thun, wie sy erkennen, das in
der herr gethon hat, und also wartten m in aller gedult, bisn sy der herr 5
von hinnen berüfft. Sehet, in disem steheto das gantz christlich leben.
Das wirt also eygentlich erhalten, so man das fleysch Christi isset und
sein blut trincket, das ist, glaubet und solchen glauben täglich stercket,
das er sein leyb und blut für uns geben hat. Darumb sol p man solchs
bey dem tisch des herren bedencken, predigen und preysen, wie Paulus 10
sagt: So offt ir von disem brot esset und von disem kelch trincket, solt ir den
todt des herren verkünden, bis q er kompt [I Cor 11,26]. An solcher verkün-
digung und gedechtnis ligt es alles. Das brot brechen und kelch under
uns teylen ist nichts dann ein eusserliche geberd wie auch der wasser-
tauff, dobey r wir unsern glauben also erbauwen und verjehen 28 sollen 15
und unser gemüt dohin s richten, das wir bedencken und ye fester und
fester glauben, das unser heyland einmal sein leyb und blut für unser
sünd geben hat, domitt wir solichs geystlich niessen und zu unser
seligkeit ynnwendig gespeyset werden. Mögen wir das thun, so essen
wir für und für den leyb Christi und trincken sein blut, wou nicht, ob 20
wir schon alle stund das brot des herren und den kelch der benedeyung
niessen, werden wir nicht dann unser verdamnis niessen. So weyt | ist v
darvon, das wir den heylsamen leyb und blut Christi niessen. Dis w sol x
man leren y, dis z sol a man fassen, daran ligt es alles. Fleischlich niessen
mag nit nützen, darumb alles von fleischlicher gegenwertigkeit des 25
leybs und bluts Christi im brot disputieren oder predigen gepürt b keim
Evangelischen, der ein diener des geists sein sol c und nichts leren d,
dann das uns frum e machet. Das thut nun nicht das sacrament ent-
pfahen, noch vil weniger das anbetten des brots und kelchs 29, sonder
allein, das wir bedencken, glauben und dancksagen, das Christus für 30
uns gestorben ist.

Gott wil in keiner leyplichen gestalt sonder im geyst und der warheit
angebettet sein. Man findt auch nienen, das Christus sich auff erden

j) will C. - k) seind C. - l) seind C. - m) warten C. - n) biß C. - o) steet C. -
p) soll C. - q) biß C. - r) dabey C. - s) dahin C. - t) damit C. - u) wa C. - v) ist
AB, jedoch unter der letzten Zeile der vorhergehenden Seite: ists AB. - w) Diß
C. - x) soll C. - y) leeren C. - z) diß C. - a) soll C. - b) gebürt C. - c) soll
C. - d) leeren C. - e) frumm C.

28. Bekennen; vgl. Grimm XII, 1, 607.

29. Gegen Luthers Schrift »Vom Anbeten des Sacraments des heiligen Leichnams
Christi« von Ende 1523; WA 11, 417ff., vgl. Köhler I, 69ff. B. gibt sein Urteil über
diese Schrift im Brief an Martin Frecht ab: J.W. Baum, S. 303-305, und J. V. Pollet,

S. 9-10; vgl. R. Stupperich, ARG 38, 1941, S. 254.
 
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