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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0251
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SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

also auch der schrift, brauch, solchs mit usserlichen zeychen zu thun.
Also da der herr wolt seine jüngern vertrösten, das er für sie seyn lyb
und blut geben wolt und solich opffer als vil als dazumall schencken
und ubergeben, both er in brot und wyn, die sein lybe und blut bedeuteten,
welche dann geystlich die seel speysen, so glaubet wurdt, das durch das 5
sie für uns uffgeopffert sind, uns got ewiglich gnedig sein wil. Also
wardt das Osterlemlyn, das die Juden erstlich essen solten, der über-
schryt des Herren geheyssen, der erst in derselbigen nacht geschach 25.
Eben also wardt die beschneydung der bundt Gottes geheyssen des
zeychen sie was 26. 10

So dann die wort des Herrn selb nicht leiden, das man verstande, das
brot sey leiblich der leib Christi im nachtmal gewesen und die schrifft
nicht hat, das etwas ein liblich sychtbarlich ding wesenlich und warhafft
leiblich sey und doch in seiner eygen gestalt und wesen bliben, hat aber,
das ein zeychen eins dings eben das er bezeychnet geheyssen werde, so 15
muß man verston, das do Christus sagt: Das ist mein leib, das er eben
geredt hat, als do er von seim othem sagt, es were der heylig geyst,
und Mosche, das lemblin ist der überschritt und die beschneidung ist
B 4 b der bundt, nemlich das er gewölt hat, das | brot bedeüte sein leib und

wie er inen das brot seins leibs zeychen irem leib gebe, also gebe er 20
irer seelen seinen waren leib und blut zu auffrichtung des newen und
ewigen bundts der gnaden, das sie kinder und erben Gottes seyen und
Gott inen ein gnädiger Vatter sein wolte. Also findt sichs, das auch das
brot, so Christus selb sein Jüngern bot, nit wesenlich sein eygner
leibe gewesen ist, viel weniger wirt dann das brot, das wir in der danck- 25
sagung brechen, solcher synn leiblicher und wesenlicher weiß. So gilt
das gar nicht, im brot sey der leib, dann solche wort hat gar keyn
schrifft.

Dises bestetigt sich. Der Herr spricht, wer sein fleysch esse und sein
blut drincke, habe das ewig leben, Johan. vi [54]. Das mögen nun die 30
Gottlosen nicht haben, darumb mögen sie Christus fleysch und blut
nicht niessen. Nun aber so das brot der dancksagung, eben das der leib
Christi und der dranck sein blut leiblich und wesenlich were, essen
warlich den leib und drincken das blut Christi auch die Gottlosen, die
das brot und wein der dancksagung niessen. Das mag nun nicht sein 35
laut der wort Christi und gilt hie nicht glosieren. Christus spricht: wer
mein fleysch isset. Er sagt schlecht sein fleysch und wer isset, dobey muß
mans bleiben lassen, scheydet nicht sacramentlich und mit glauben essen.
Schlecht sagt er, wer isset, dann nur einerley weiß ist, durch die er
gessen werden mag, durch den geyst, und ist das essen nichts anders | 40
B 3 a dann an in glauben. Also auff solche weiß stymmen wir mit disem Artickel,

25. Vgl. Ex 12,12f.

26. Vgl. Gen 17,11.
 
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