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SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528
Christi vons brots wegen oder mehr umb der Sacramentlichen eynigheyt
B 2 a willen de-|ren halben dem leib zugeben würdt, das doch nur i dem brot
zusteht. Liß seine wort am nechsten nachj denen, die du zum ersten auß
dem quatern k v 60gelesen hast.
Seboldt: »Darumb ists aller ding recht geredt, so man auffs brot 5
zeygt und spricht: das ist Christus leib, und wer das brot sihet, der
sihet den leib Christi, wie Johannes spricht, das er den heyligen geyst
sahe, da er die taub sahe, wie gehört ist. Also fortan ist es recht geredt:
Wer dises brot angreifft, der greifft Christus leib an, und wer dises brot
isset, der isset Christus leib, wer diß brot mit zenen oder zungen zur- 10
drucket, der zerdruckt mit zenen oder zungen den leib Christi, und bleibt
doch allwegen war, das niemand Christus leib sihet, greiffet, isset oder
zerbeisset, wie man sichtbarlich ander fleysch sicht oder greiffet oder
zerbeisset. Denn was man dem brot thut, wirt recht und wol dem leib
Christi zugeeygnet umb der Sacramentlichen eynigkeyt willen. Darumb 15
thut ...«
Arb.: Ey, wir haben auff dißmal gnug. Du hast noch in gedechtnüß,
das er die Sacramentliche eynigkeyt nit hat eyn solche setzen dörffen
wie zwischen dem heyligen geyst und gestalt der tauben was, die er
eyn formliche eynigkeyt nennet, sonder sie diser als ein geringere noch 20
gesetzet l.
Seb.: Ja, Dann er sagt vor yetz gelesenem ort 61: »So ists m auch
villeicht eyn andere eynigkeyt dann die taub mit dem heyligen geyst ...
hat.«
Arb.: Wolan, so der heylig geyst Gott ist und deshalb unsichtbar 25
B 2 b menschlichen augen, so kanstu wol sehen, so | Johannes sprach, er
hette den heyligen geyst gesehen 62, das es eyn tropus ware, Catachresis
genant, mißbrauch möcht man inen verteutschen; dann schlecht zu
reden, so hat er den heyligen geyst nit könnenn sehen sonder nuro die
taub So dann die grössere eynigheyt p zwischen dem heyligen geyst und 30
der tauben nit mehr vermöcht hat, dann das Johannes durch eyn ge-
änderte und mißbreuchliche red dem heyligen geyst zugab, das eygent-
lich der tauben zustünde, so würdt es nochq vil mehr mißbreuchlich
geredt sein, wenn man spricht, der leib Christi werd mündtlich gessen
und zerbissen. Und so man Johannen gefragt hette: Wie hastu den 35
heyligen geyst gesehen, er ist doch Gott und mag nit gesehen werden ?
hette er freilich geantwort: Ich hab nur r die taub gesehen, eyn zeychen
i) nur B. — j) noch B. - k) quarern A. -l) gsetzet B. — m) ist B. - n) kommen B. -
o) nur B. — p) eynigkeyt B. — q) würdt es es noch A. — r) nur B.
60. Vgl. WA 26, 442, 29—39.
61. Vgl. WA 26, 442, 26-28.
62. Vgl. Jo 1,32.
SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528
Christi vons brots wegen oder mehr umb der Sacramentlichen eynigheyt
B 2 a willen de-|ren halben dem leib zugeben würdt, das doch nur i dem brot
zusteht. Liß seine wort am nechsten nachj denen, die du zum ersten auß
dem quatern k v 60gelesen hast.
Seboldt: »Darumb ists aller ding recht geredt, so man auffs brot 5
zeygt und spricht: das ist Christus leib, und wer das brot sihet, der
sihet den leib Christi, wie Johannes spricht, das er den heyligen geyst
sahe, da er die taub sahe, wie gehört ist. Also fortan ist es recht geredt:
Wer dises brot angreifft, der greifft Christus leib an, und wer dises brot
isset, der isset Christus leib, wer diß brot mit zenen oder zungen zur- 10
drucket, der zerdruckt mit zenen oder zungen den leib Christi, und bleibt
doch allwegen war, das niemand Christus leib sihet, greiffet, isset oder
zerbeisset, wie man sichtbarlich ander fleysch sicht oder greiffet oder
zerbeisset. Denn was man dem brot thut, wirt recht und wol dem leib
Christi zugeeygnet umb der Sacramentlichen eynigkeyt willen. Darumb 15
thut ...«
Arb.: Ey, wir haben auff dißmal gnug. Du hast noch in gedechtnüß,
das er die Sacramentliche eynigkeyt nit hat eyn solche setzen dörffen
wie zwischen dem heyligen geyst und gestalt der tauben was, die er
eyn formliche eynigkeyt nennet, sonder sie diser als ein geringere noch 20
gesetzet l.
Seb.: Ja, Dann er sagt vor yetz gelesenem ort 61: »So ists m auch
villeicht eyn andere eynigkeyt dann die taub mit dem heyligen geyst ...
hat.«
Arb.: Wolan, so der heylig geyst Gott ist und deshalb unsichtbar 25
B 2 b menschlichen augen, so kanstu wol sehen, so | Johannes sprach, er
hette den heyligen geyst gesehen 62, das es eyn tropus ware, Catachresis
genant, mißbrauch möcht man inen verteutschen; dann schlecht zu
reden, so hat er den heyligen geyst nit könnenn sehen sonder nuro die
taub So dann die grössere eynigheyt p zwischen dem heyligen geyst und 30
der tauben nit mehr vermöcht hat, dann das Johannes durch eyn ge-
änderte und mißbreuchliche red dem heyligen geyst zugab, das eygent-
lich der tauben zustünde, so würdt es nochq vil mehr mißbreuchlich
geredt sein, wenn man spricht, der leib Christi werd mündtlich gessen
und zerbissen. Und so man Johannen gefragt hette: Wie hastu den 35
heyligen geyst gesehen, er ist doch Gott und mag nit gesehen werden ?
hette er freilich geantwort: Ich hab nur r die taub gesehen, eyn zeychen
i) nur B. — j) noch B. - k) quarern A. -l) gsetzet B. — m) ist B. - n) kommen B. -
o) nur B. — p) eynigkeyt B. — q) würdt es es noch A. — r) nur B.
60. Vgl. WA 26, 442, 29—39.
61. Vgl. WA 26, 442, 26-28.
62. Vgl. Jo 1,32.